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Forderungen in Milliardenhöhe gegen Signa Prime und Signa Development

Offenbar Suche nach neuem Signa-Prime-Vorstandsmitglied nach Ausscheiden von Tobias Sauerbier - "Handelsblatt": Gläubiger-Kritik an geplanten Immo-Verkäufen
Patrick Baldia
Signa
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© APA/HELMUT FOHRINGER | Von den bisher 219 Forderungsanmeldungen von Gläubigern der Signa Prime wurden nur rund 2,6 Mrd. Euro anerkannt

Die Gläubiger der Signa Prime haben Forderungen von rund 6,3 Mrd. Euro angemeldet, teilte Sanierungsverwalter Norbert Abel am Montag mit. Bei der Signa Development belaufen sich die Forderungen bisher auf etwa 2,2 Mrd. Euro, gab Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer bekannt. Die Passiva dürften sich bei den beiden Unternehmen um noch nicht angemeldete Intercompany-Forderungen erhöhen, während geplante Immobilienverkäufe den Passivastand reduzieren dürften.

Bei der Luxusimmo-Gesellschaft Signa Prime wurden von den bisher 219 Forderungsanmeldungen nur rund 2,6 Mrd. Euro anerkannt. Mehr als die Hälfte der Forderungen - rund 3,7 Mrd. Euro - seien vorerst bestritten und würden weiter überprüft. "Dies deshalb, da aufgrund der Größe und Komplexität des Insolvenzverfahrens bis zur Prüfungstagsatzung keine abschließende Forderungsprüfung möglich war", teilte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) mit.

Bei dem Immobilienentwickler Signa Development meldeten bisher 171 Gläubiger Forderungen in Höhe von 2,2 Mrd. Euro an, davon seien rund 300 Mio. Euro sogenannte nachrangige Forderungen. Anerkannt wurden bisher Forderungen in Höhe von 890 Mio. Euro, geht aus einer Pressemitteilung der Sanierungsverwalterin hervor. Zudem sei eine Verbesserung der Quote von bisher 30 Prozent und eine Konkretisierung des Sanierungsplanes in Aussicht gestellt worden, teilten Creditreform und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europa) mit.

Darüber hinaus würden bei den beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften noch weitere Forderungsanmeldungen aus Deutschland erwartet. Dabei handle es sich um sogenannte Intercompany-Forderungen. "Diese Forderungen sind Ansprüche innerhalb der SIGNA-Gruppe, hierunter fallen unter anderem Garantien und Haftungsübernahmen und diverse Töchter der Schuldnerin machen diese Forderungen nunmehr geltend", teilte AKV Europa mit.

Die Suche nach Investorengeldern für die zerbröckelnde Signa-Gruppe ist offenbar erfolglos verlaufen. "Der ursprüngliche Plan des Managements der Schuldnerin, die erforderliche Liquidität zur Stabilisierung durch Aufnahme von Genussscheinkapital in Höhe von bis zu 350 Mio. Euro über Genussscheininhaber, Aktionäre bzw. die institutionellen Finanzgläubiger aufzubringen, ist Ende Jänner 2024 schließlich gescheitert", teilte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform mit. Die bisherigen Investoren hätten sich nicht zu der notwendigen Finanzierung bereit erklärt. Allerdings werde weiterhin versucht, eine Massefinanzierung von rund 150 Mio. Euro für die Signa-Projektgesellschaften und für die deutschen Signa-Gesellschaften aufzustellen, die sich in vorläufigen Insolvenzverfahren befinden.

Wie kürzlich bekannt wurde, sollen nun einzelne Immobilien, die unter dem Dach der insolventen Luxusimmo-Gesellschaft Signa Prime zusammengefasst sind, verkauft werden, um die notwendigen Mittel für die Sanierung aufzubringen. Dazu gehören in Wien das Park Hyatt, das Goldene Quartier und das Gebäude des Verfassungsgerichtshofes sowie in Innsbruck um das Kaufhaus Tyrol. Das Unternehmen stehe aktuell in "intensiven Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern", hieß es vom KSV1870. "Es bleibt abzuwarten, ob Kaufinteressenten gefunden werden und ob die Immobilien als sogenanntes Paket oder jeweils einzeln an unterschiedliche Interessenten verkauft werden", hieß es seitens AKV Europa.

Die Zukunft der Signa Prime dürfte damit vorerst gesichert sein. "Aus derzeitiger Sicht der Sanierungsverwalterin ist die Finanzierung des operativen Betriebs der SIGNA Prime Selection AG laut vorgelegtem Finanzplan weiterhin gesichert", hieß es in der Mitteilung des Sanierungsverwalters. "Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet sich insolvenzrechtlich weiterhin auf Kurs und die 30 Prozent Quote scheint weiterhin erfüllbar!", gab sich auch Gläubigerschützer Weinhofer positiv.

Die geplanten Immobilienverkäufe dürften einige Gläubiger aber kritisch sehen. Einem Bericht des "Handelsblatt" (Montag) zufolge sorgen sich insbesondere die Versicherer unter den Gläubigern, dass die Objekte nun deutlich unter ihrem eigentlichen Wert verkauft würden, weil die Marktpreise derzeit extrem niedrig seien. Auch die Geschäftsführer der Dachgesellschaft Signa Holding sowie Insolvenzverwalter Christoph Stapf sollen den Verkauf der Prime-Immobilien in Frage stellen, berichtete das Wirtschaftsmagazin "trend" (Montag).

Für Unmut sorgt bei einigen Gläubigern laut "Handelsblatt" auch, dass im Management der Signa-Kerngesellschaften noch immer Vertraute des Signa-Gründers René Benko sitzen. Nach APA-Informationen ist der bisherige Signa Prime-Vorstand Tobias Sauerbier aus dem Gremium ausgeschieden. Derzeit werde nach einem qualifizierten neuen Vorstandsmitglied mit entsprechender immobilienwirtschaftlicher Erfahrung gesucht. Bereits seit mehreren Wochen fänden intensive Gespräche mit potenziellen Kandidaten statt, heißt es aus informierten Kreisen. Zudem habe der Sanierungsverwalter angeregt, dass entsprechende "zusätzliche Expertise auf der Ebene des Aufsichtsrates" für die Sanierung der Signa Prime vorteilhaft wäre - vor einigen Tagen war der Abgang von Aufsichtsratchef Alfred Gusenbauer bekanntgeworden, einige prominente Aufsichtsratsmitglieder dürften laut mehreren Medienberichten folgen.

Auch das Sanierungsverfahren der Signa Development dürfte derzeit auf Schiene sein. "Der Finanzplan wird laufend und sehr engmaschig überprüft, sodass aus derzeitiger Sicht der Sanierungsverwalterin die Finanzierung des operativen Geschäfts gesichert ist", teilte die Kanzlei der Sanierungsverwalterin mit. Wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzepts der Development sei wie bei der Signa Prime der "eingeleitete Verwertungsprozess" von Immobilien. "Durch den Massekredit war und ist eine Stabilisierung der PropCos gewährleistet und ermöglicht den strukturierten Verkauf der Immobilien ohne zeitlichen Druck", hieß es weiter. Die Sanierungsverwalterin teilte weiter mit, dass derzeit allfällige Haftungsansprüche gegenüber Organen der Signa Development "intensiv" geprüft werden.

Die Prüfung der Angemessenheit und Erfüllbarkeit der vorgeschlagenen Sanierungspläne der beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften werde unterdessen fortgesetzt. Eine finale Einschätzung, ob diese gelingen kann, wird aber erst kurz vor der Abstimmung über den Sanierungsplan Mitte März erwartet. Die Ende Dezember insolvent gewordenen Immobiliengesellschaften bieten ihren Gläubigern bekanntlich eine Quote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren an. Am 18. März wird über den Sanierungsplan der beiden Gesellschaften abgestimmt. Dabei entscheidet sich, ob die Unternehmen fortgeführt werden können oder ob sie in den Konkurs geschickt werden müssen. (apa)