Von einer Welle an Insolvenzen oder Restrukturierungen ist die heimische Hospitality-Industrie nicht zuletzt dank der staatlichen Hilfsmaßnahmen bislang verschont geblieben. „Schön langsam kristallisieren sich jedoch die größten Problemfälle heraus“, so Klimscha. Dazu zählt er vor allem Betriebe, die bereits vor der Krise akuten Liquiditätsbedarf gehabt hätten. Denn selbst wenn die Reisebeschränkungen teilweise aufgehoben wurden und viele Hotels wieder geöffnet haben, würde – wie auch nach der Finanzkrise – noch einige Zeit vergehen, bis die Auslastungen wieder in die Nähe der Vorkrisenniveaus kommen.
„Für die Banken wird es zunehmend schwieriger das Risikoprofil von Hotelbetrieben in Finanzierungen abzubilden“, so Klimscha weiter. Vor allem die Ungewissheiten an vielen Fronten würden die Neustrukturierungen von Finanzierungen deutlich erschweren. Auch werde es alles andere als einfacher, tilgende Profile mit marktgängigen Laufzeiten zu vereinbaren. „Dazu kommt, dass das Risiko für die Banken mit gestundeten Steuer- und Sozialversicherungsbeträgen weiter zunimmt“, so der Experte für Bankrecht, Finanzierungstransaktionen und Unternehmensrestrukturierungen.
Für Hotels, die aktuell beziehungsweise in den kommenden Monaten größere Kreditvolumina stemmen müssen und unter einem Mangel an Eigenkapital leiden, sehen die Freshfields-Juristen aber auch Lösungsmöglichkeiten – allen voran alternative Kapitalgeber. „Zuletzt haben Mezzanin-Finanzierungen stark zugenommen“, berichtet Neuwirther. Der Head of Real Estate glaubt im Übrigen, dass nicht nur Investoren und Kapitalgeber aktuell am Hospitality-Markt Potenziale heben könnten. Einiges schlummere auch im Inneren der Betriebe. „Zu den Möglichkeiten gehören etwa Anpassungen des Geschäftsmodells“, so Neuwirther. Nachsatz: „Die aktuelle Situation ist herausfordernd, aber auch mit Chancen verbunden.“
Das vollständige Interview erscheint Mitte nächster Woche in der Sommerausgabe des ImmoFokus.
