OMV und Wien Energie bündeln ihre Kräfte für die Wärmewende: Im Joint Venture mit dem Namen „deeep“ arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen, um Tiefengeothermie im Großraum Wien nutzbar zu machen. Sie wollen Tiefengeothermie-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 200 Megawatt entwickeln und damit klimaneutrale Fernwärme für umgerechnet bis zu 200.000 Wiener Haushalte erzeugen. Dazu planen die Partner, bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen in Wien im Rahmen von Bohrprogrammen umzusetzen.
„Die Gründung von deeep mit unserem langjährigen Partner Wien Energie ist ein wichtiger Meilenstein beim Ausbau der klimaneutralen Energieversorgung. Mit innovativer Technologie liefern wir Lösungen, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Dabei bringt OMV langjährige Erfahrung und Kompetenz in der Exploration und Förderung ein. Dazu kommen unsere einzigartigen Kenntnisse der Geologie des Wiener Beckens. Hier, in der Wiege der OMV, starten wir unser nachhaltiges Fernwärme-Projekt für Wien. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Wien Energie“, erklärt Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der OMV Aktiengesellschaft.
Mit dem Gemeinschaftsunternehmen „deeep“ arbeiten Wien Energie und OMV gemeinsam an der Dekarbonisierung der Fernwärme in Wien. Die Umstellung auf nachhaltige Quellen ist entscheidend für den Erfolg der Wärmewende, ist Peter Weinelt, designierter Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, überzeugt: „Die Fernwärme ist ein zentraler Baustein für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Wien. Wir haben das klare Ziel, die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu erzeugen und die Tiefengeothermie spielt dabei eine wesentliche Rolle. Mit dem Joint Venture sind wir gut gerüstet für diese Aufgabe.“
Technologie mit großem Potenzial in Wien
Um Tiefengeothermie erfolgreich nutzen zu können, braucht es mehrere Faktoren: Ein Heißwasservorkommen unter der Erde, ein ausgereiftes Verteilnetz über der Erde und die entsprechenden Kund*innen. Alle diese Voraussetzungen sind in Wien gegeben. Wien Energie betreibt eines der größten Fernwärmenetze Europas mit rund 440.000 Privat- und 7.800 Gewerbekund*innen. Gemeinsam mit weiteren Partner*innen haben OMV und Wien Energie zudem im Rahmen des Forschungsprojekts „GeoTief Wien“ bereits das geothermische Potenzial im östlichen Wiener Becken erkundet und nachgewiesen.
„Die Wärmewende ist eine der größten Herausforderungen bei der Bekämpfung der Klimakrise. Diese Aufgabe kann niemand allein schaffen, es braucht neue Wege der Zusammenarbeit. Das Gemeinschaftsunternehmen von Wien Energie und OMV ist einzigartig und europaweit ein Musterbeispiel, wie die Wärmewende in einer Millionenstadt gelingen kann. Mit dem Joint Venture bringen wir auch den langfristigen Ausbau der Tiefengeothermie in Wien auf den Boden“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Tiefengeothermie-Anlage in Aspern als erstes gemeinsames Projekt
Die von Wien Energie angekündigte erste Tiefengeothermie-Anlage in Aspern setzen die Partner im Joint Venture als erstes großes Projekt gemeinsam um. Die Anlage soll künftig klimaneutrale Fernwärme mit bis zu 20 Megawatt erzeugen – in Kombination mit Wärmepumpen von Wien Energie. Ziel ist die Versorgung von bis zu 20.000 Wiener Haushalten mit Fernwärme durch diese Anlage. Aktuell laufen die Genehmigungsverfahren, gegen Ende 2024 sollen die Bohrungen starten. Die Anlage soll 2027 in Betrieb gehen. Die Einbringung des Projekts in das Joint Venture bringt wertvolle Erkenntnisse und Daten für Folgeprojekte, wodurch Wien Energie und OMV den weiteren Geothermie-Ausbau in Wien schneller und effizienter umsetzen zu können.
Bohrprogramm beschleunigt Tiefengeothermie-Ausbau
Das Joint Venture „deeep“ ist für OMV und Wien Energie die Grundlage für den umfassenden Tiefengeothermie-Ausbau in Wien: In gemeinsamen Bohrprogrammen wollen die Partner bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen in Donaustadt und Simmering gemeinsam umsetzen. Der Zeitplan für die Umsetzung und die Leistung der Anlagen ist von den Erkenntnissen aus der Pilotanlage in Aspern abhängig.
Bei einem Bohrprogramm werden mehrere Bohrungen und Anlagenstandorte parallel geplant und umgesetzt. Das hat den Vorteil, dass in der Umsetzung der Anlagen die Ressourcen, die für Bohrungen und die Bauarbeiten benötigt werden, noch effizienter eingesetzt und Synergien genutzt werden können. Wien Energie und OMV starten im Rahmen des Joint Ventures bereits jetzt mit der Konzeption des ersten Bohrprogramms. Sobald die Bohrungen für die erste Anlage in Aspern abgeschlossen sind, kann auf Basis dieser Erfahrungen die Planungen fertiggestellt und umgesetzt werden. Die gemeinsame Investition in die Planung dieser Tiefengeothermie-Projekte beläuft sich auf rund EUR 20 Millionen Euro.
Partner mit langjähriger Expertise
OMV und Wien Energie bringen in ihren Kompetenzbereichen umfassende Erfahrungen und technische Expertise mit. Wien Energie betreibt zahlreiche Wärmeerzeugungsanlagen und eines der größten Fernwärmenetze Europas. Bis 2040 will Wien Energie die Fernwärmeerzeugung gänzlich klimaneutral gestalten. Die Geothermie spielt dafür eine entscheidende Rolle. Wien Energie erforscht in Kooperation mit Partner wie der OMV seit vielen Jahren die Potenziale im Wiener Raum.
OMV bringt als eines der größten börsennotierten Industrieunternehmen Österreichs und weltweit tätiger Energie- und Chemiekonzern jahrzehntelange Erfahrungen in den Bereichen Geologie und Geophysik sowie Bohr- und Fördertechnik mit. Im Weinviertel verfügt OMV über einzigartige Kenntnisse der vorhandenen geologischen Formationen, die dem Joint Venture zugutekommen. Die Nutzung der Tiefengeothermie ist ein erklärtes Ziel der OMV-Strategie 2030, um in Zukunft CO2-arme Energieformen zur Verfügung stellen zu können. Für den Aufbau eines CO2-armen Geschäfts plant die OMV bis 2030 EUR 5 Mrd. zu investieren.
So funktioniert die Nutzung von Tiefengeothermie
Tiefengeothermie ist ein entscheidender Baustein für die Wärmewende. Die Technologie verringert die Abhängigkeit von Energieimporten und ist eine regionale Energiequelle. Sie ist außerdem 100 Prozent klimaneutral. Egal, wie kalt es draußen ist: Je tiefer es unter die Erdoberfläche geht, desto wärmer wird es. So ist das Wasser, das sich tiefer als 3.000 m unter der Erdoberfläche befindet, mehr als 100°C heiß.
Dieses Heißwasservorkommen kann zur Fernwärme-Erzeugung eingesetzt werden. Die Förderung des Wassers aus dem Untergrund erfolgt mittels einer Förderpumpe. An der Oberfläche wird dem Wasser die Wärme mittels Wärmetauscher entzogen. Die gewonnene Wärme wird ins Fernwärmenetz eingespeist und verteilt. Das abgekühlte Wasser wird nach der Wärmeentnahme wieder in das ursprüngliche Reservoir rückgeführt. Es entsteht dadurch ein geschlossener erneuerbarer Kreislauf.