Die Außenminister der sieben führenden Industriestaaten (G7) wollen US-Regierungskreisen zufolge einen Koordinierungsmechanismus zur Reparatur der kritischen Infrastruktur in der Ukraine in die Wege leiten. Angesichts der massiven russischen Luftangriffe etwa auf die Energie- und Wasserversorgung werde dies ein Schwerpunkt der Arbeit der G7-Gruppe in den kommenden Tagen und Wochen sein, sagt ein Vertreter des US-Außenamtes am Rande des G7-Außenministertreffens in Münster.
Ziel sei die Wiederherstellung, Verteidigung und Reparatur der kritischen Energie- und Wasserinfrastruktur in Zusammenarbeit mit der Regierung in Kiew. Einem Bericht der deutschen Wochenzeitung "Der Spiegel" zufolge will Deutschland mehr Geld für Hilfe für die Ukraine ausgeben. Unter anderem sollten laut den Plänen der Haushaltsexperten des Bundestags 1.000 zusätzliche Notstromaggregate für ukrainische Städte und Gemeinden bezahlt werden, hieß es am Freitag in einer Vorabmeldung. Auch eine Werkstatt für Prothesen in einem Krankenhaus im westukrainischen Lwiw solle finanziert werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Bevölkerung am Donnerstag angesichts der massiven russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur des Landes zum Durchhalten aufgerufen. "Den russischen Energieterror auszuhalten, ist jetzt unsere nationale Aufgabe", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Er sprach von rund 4,5 Millionen Menschen, die insbesondere in Kiew und zehn weiteren Gebieten immer wieder von Notabschaltungen betroffen seien.
Dass Russland zuletzt verstärkt Heizkraftwerke und Stromanlagen attackiere, sei "ein Zeichen von Schwäche", sagte Selenskyj. Die russische Armee könne auf dem Schlachtfeld keine Erfolge erzielen und versuche nun, die Ukrainer auf diesem Weg zu "brechen". Dies werde aber nicht gelingen. Der Präsident rief die Kommunen mit Nachdruck zum Stromsparen auf. Zudem müssten die Versorger den Menschen erklären, wann und warum Bereiche abgeschaltet würden, so Selenskyj.
Das Österreichische Rote Kreuz setzt seinen Schwerpunkt derzeit auf Winterhilfe. "Damit die Menschen ein warmes Zuhause haben, werden zerstörte Gebäude so gut wie möglich wieder hergestellt und winterfest gemacht", teilte Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, am Freitag mit. So erhielten aktuell rund 1.000 beschädigte Wohnungen neue Fenster und zum Heizen und Kochen wurden mehrere tausend Öfen beschafft. Zudem werden Generatoren aufgestellt, finanzielle Zuschüsse an gastgebende Familien verteilt und Heizkosten in Notunterkünften übernommen. Hinzu kommt die individuelle Hilfe vor Ort." Mit zwei Lkws seien bereits 8.000 Stück extra warme Winterdecken nach Kiew geliefert worden, Hygienepakete für 31.000 Haushalte sowie Küchensets für 17.000 Haushalte ebenfalls auf dem Weg in die Ukraine.
Erneute Militärhilfe soll es aus Italien geben. Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto sagte am Freitag laut Ukrinform, dass die neue Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni angesichts der russischen Invasion Italiens sechstes Militärhilfepaket für die Ukraine genehmigen werde. Die ukrainische Nachrichtenagentur berief sich dabei auf die italienische ANSA.
"Das Einzige, was wir in einer so komplexen Zeit wie der, die wir gerade erleben, nicht tun können, ist, den Kontakt zu unseren internationalen Verbündeten, der EU und der NATO zu verlieren. Es gibt also nur eine Möglichkeit zu handeln und zu entscheiden. Wenn die Situation in der Ukraine nichts ändert, wird es ein sechstes Dekret geben, um neue Militärhilfe zu schicken", sagte Crosetto demnach. Er fügte hinzu, dass das Dekret "richtig und angemessen sein wird, genau wie die anderen". Wie Ukrinform berichtete, erklärte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksiy Reznikov am 18. Oktober, dass Italien der Ukraine ein neues militärisches Hilfspaket zur Verfügung gestellt habe. (apa)