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GBV Baubilanz 2024: Leichter Rückgang

Klaus Baringer: "Mit 14.000 Fertigstellungen haben wir ein Minus von 9% zum Vorjahr"
Michael Neubauer
BARINGER, Klaus (GBV)
BARINGER, Klaus (GBV)
© Weinwurm | "Die GBVs können ein wesentlicher Hebel der Problembewältigung sein, allerdings bedarf es dafür entsprechender Maßnahmen und wesentlicher Veränderungen der Voraussetzungen“, so GBV-Obmann Klaus Baringer

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs), die mittlerweile mehr als eine Million Wohnungen verwalten, haben ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich. „Die Bauleistung ist 2024 erneut gesunken. Mit 14.000 Fertigstellungen haben wir ein Minus von 9% zum Vorjahr und ein Minus von 16% zum 10-Jahresschnitt“, erklärt Verbandsobmann Klaus Baringer. Als Ursachen nennt er hohe Baukosten, das Fehlen günstiger Grundstücke, den Rückgang der Wohnbauförderung und die weiterhin hohen Zinsen. Weitere Belastungen kommen durch gesetzliche Eingriffe wie das 3. und 4. Mietrechtliche Inflationslinderungsgesetz (MILG), die den dringend benötigten Neubau erschweren. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Bauleistung ist zum zweiten Mal in Folge gesunken. Statt Neubau zu fördern, wird durch zwei Mietendeckel dem gemeinnützigen Wohnbau Kapital entzogen“, so Baringer.

Zukünftige Auswirkungen politischer Eingriffe

Insbesondere der Mietdeckel des 4. MILG, der die Wertsicherung in der Grundmiete und beim EVB aussetzt, wird die gemeinnützigen Bauvereinigungen in den kommenden drei Jahren rund 150 Millionen Euro an Einnahmen kosten, die normalerweise für Neubauten und Sanierungen verwendet werden. „Dieses Geld fehlt daher bei Neubauten und der Sanierung bestehender Wohnhäuser. Allein dadurch können jährlich etwa 700 leistbare Wohnungen nicht gebaut werden“, betont Herwig Pernsteiner, Verbandsobmann-Stellvertreter. Doch die Auswirkungen sind noch weitreichender: Bereits durch das 3. MILG von Dezember 2023, das die Anpassung der Grundmieten und des EVB beschränkt, entstehen den GBVs Mindereinnahmen von insgesamt 865 Millionen Euro im Zeitraum 2024–2027. Diese finanziellen Einbußen beeinträchtigen die Sanierung, Erhaltung und energetische Verbesserung der Gebäude sowie den Neubau leistbarer Wohnungen.

Regionale Entwicklung: Uneinheitliches Bild in den Bundesländern

Die Fertigstellungen variieren stark je nach Bundesland. Ein Sonderfall ist Salzburg, da hier einige Fertigstellungen in Wien verzeichnet wurden. Die Entwicklung der Fertigstellungen 2024 im Vergleich zum Vorjahr sieht folgendermaßen aus:

  • -Burgenland: 730 (980 im Vorjahr, -26%)
  • Kärnten: 210 (410 im Vorjahr, -48%)
  • Niederösterreich: 2.540 (3.860 im Vorjahr, -34%)
  • Oberösterreich: 1.950 (2.190 im Vorjahr, -11%)
  • Salzburg: 1.450 (570 im Vorjahr, +155%*) bereinigt 790 (+39%)
  • Steiermark: 1.090 (1.250 im Vorjahr, -13%)
  • Tirol: 1.620 (960 im Vorjahr, +70%)
  • Vorarlberg: 190 (290 im Vorjahr, -35%)
  • Wien: 4.240 (4.880 im Vorjahr, -13%*) bereinigt 4.900 (+0%)

*660 der Fertigstellungen von Salzburger GBVs befinden sich in Wien.

Sanierung stabil, Heizungstausch steigt weiter an

Im Bereich der energetischen Sanierung und des Heizungstauschs konnte 2024 eine positive Entwicklung verzeichnet werden. „In 6.570 Wohneinheiten wurden fossile Heizsysteme auf klimafreundliche Alternativen umgestellt – ein Zuwachs von rund 10 % gegenüber dem Vorjahr“, berichtet Herwig Pernsteiner. Auch die Zahl der thermischen Sanierungen blieb mit 6.800 Wohneinheiten stabil. Diese Modernisierungen umfassen neben energetischen Verbesserungen auch Maßnahmen zur Barrierefreiheit und zur Substanzsicherung. So tragen die gemeinnützigen Bauvereinigungen zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor bei und sichern gleichzeitig langfristig die Qualität und Leistbarkeit des Wohnraums.

Ausblick 2025: Tiefpunkt bei Neubauleistung

Die Prognosen für 2025 sind zurückhaltend. Klaus Baringer sagt: „Das Jahr 2025 wird voraussichtlich mit 11.000 bis 12.000 Fertigstellungen einen neuen Tiefpunkt bei der Neubauleistung markieren. Damit dürfte aber die Talsohle durchschritten sein. Baubewilligungen und erwartete Spatenstiche zeigen vorsichtig nach oben, sodass ein leichter Aufwärtstrend für 2026 erkennbar ist.“ Die aktuelle Situation erfordert dringend Maßnahmen, um die Produktion von leistbaren Wohnungen zu steigern, da Investitionen in den Wohnbau nicht nur den Mietern zugutekommen, sondern auch die Konjunktur ankurbeln, Wertschöpfung schaffen und Arbeitsplätze sichern. „Ein Baukonjunkturpaket, wie es von der Bundesregierung angedeutet wurde, also ein Rausinvestieren aus der Krise, ist das Gebot der Stunde. Die gemeinnützigen Bauvereinigungen stehen bereit für den Turnaround“, schließt Baringer.

Gemeinnützige Bauvereinigungen

Die 173 Mitglieder des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen sind Unternehmen, die Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten bereitstellen. Ihre Tätigkeit ist gemeinwohlorientiert und durch das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) sowie ergänzende Verordnungen geregelt. Derzeit verwalten die GBVs über eine Million Wohnungen, darunter etwa 664.000 eigene Miet- und Genossenschaftswohnungen.