Der Schweizer Sanitärtechnikkonzern Geberit ist im Geschäftsjahr 2022 von einem Lagerabbau im Großhandel und vom Währungseinfluss gebremst worden. Dabei fiel das erste Halbjahr noch klar stärker aus als das zweite. Im Schlussquartal gingen die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr zurück. Der Konzernumsatz sank um 2 Prozent auf 3,39 Mrd. Franken (3,42 Mrd. Euro), wie Geberit am Donnerstag mitteilte.
In lokalen Währungen ergab sich bei den Verkaufserlösen hingegen ein organisches Wachstum von 4,8 Prozent, nachdem dieser Wert im ersten Halbjahr noch plus 11 Prozent betragen hatte. Der Umsatz lag damit klar unter den Erwartungen der Analysten.
Grund für den leichten Umsatzrückgang seien negative Währungseffekte in Höhe von 234 Mio. Franken gewesen. Das Wachstum in lokalen Währungen sei auf starke Verkaufspreiserhöhungen in Höhe von rund 9 Prozent und auf ein anhaltend starkes Volumenwachstum im ersten Halbjahr zurückzuführen.
Im zweiten Halbjahr seien die verkauften Volumina stark rückläufig gewesen, nachdem im ersten Semester noch ein Rekordniveau erreicht worden sei. Der Lagerabbau der Großhändler sei wegen der außerordentlichen Preiserhöhungen erwartet worden. Hineingespielt habe zudem das Ende des Covid-bedingten Trends zur Verschönerung des Eigenheims.
Positiv zur Entwicklung beigetragen haben die Einführung neuer Produkte sowie ein starkes Wachstum in den Aufbaumärkten außerhalb Europas. Über alle Regionen hinweg lag der Umsatz im vergangenen Jahr währungsbereinigt um 22 Prozent über dem Jahr 2019, also dem letzten vor der Pandemie.
In der Hauptregion Europa nahmen die Umsätze in Lokalwährung im abgelaufenen Jahr insgesamt um 4,3 Prozent zu. Dabei entwickelte sich der Heimmarkt Schweiz (plus 4,1 Prozent) besser als der größte Einzelmarkt Deutschland (plus 0,8 Prozent). In Deutschland hatte es im ersten Halbjahr noch eine Umsatzzunahme von über 7 Prozent gegeben, somit sind die Verkäufe im zweiten Halbjahr klar zurückgegangen.
Im vierten Quartal hat das Wachstumstempo im Vergleich zum dritten noch einmal etwas nachgelassen bzw. ist ins Negative gekippt. Der Umsatz erreichte von Oktober bis Dezember 667 Millionen Franken, entsprechend einem währungsbereinigten organischen Rückgang um 7,2 Prozent. Im dritten Quartal hatte dieser Wert noch bei plus 1,6 Prozent gelegen.
Das Minus sei auf den weiteren Abbau der hohen Lagerbestände beim Großhandel sowie auf das außerordentlich starke Vorjahresquartal zurückzuführen, so Geberit.
Mit Blick auf das Ergebnis wurden die jüngsten Prognosen, wonach die operative Cashflow-Marge (EBITDA) im Gesamtjahr 2022 rund 27 Prozent erreichen werde, bestätigt. Druck auf die Margen resultierte im Geschäftsjahr in erster Linie aus massiv gestiegenen Rohmaterial- und Energiepreisen.
Aufgrund des mehrstufigen Vertriebs in der Sanitärindustrie könnten Verkaufspreisanpassungen nur mit einer zeitlichen Verzögerung umgesetzt werden, weshalb im Gesamtjahr die höheren Rohmaterial- und Energiepreise noch nicht vollständig kompensiert werden konnten, begründet Geberit den Margenrückgang.
Weiters zeigt sich Geberit "überzeugt, weiterhin die mittelfristigen Ziele eines durchschnittlichen jährlichen Nettoumsatzwachstums in lokalen Währungen von 4 bis 6 Prozent und einer durchschnittlichen EBITDA-Marge von 28 bis 30 Prozent zu erreichen". (apa/awp/sda)