Geiz ist geil. Sicher. Freitag vergangener Woche führte die Air Berlin ihren letzten Flug durch. Die Pleite traf keinen Kleinen in der europäischen Luftfahrindustrie. Das Unternehmen war die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland und die siebtgrößte in der Europäischen Union. Hunderte Mitarbeiter wurden freigestellt. Im Managerjargon heißt das dann auch, sie „haben nun die Möglichkeit sich neu zu orientieren“, „stehen dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung“. Wir Konsumenten - und da nehme ich mich nicht aus - sind an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Geiz ist geil. Ja – dann, wenn wir zahlen müssen. Da fliegen wir für 29,90 von Wien nach Rom und lästern über das miese Bordservice, sofern es noch eines gibt. Breite Schichten der Bevölkerung sind nicht mehr bereit fair kalkulierte Preise zu bezahlen. Nur dann, wenn man das Gefühl hat, das Gegenüber ist so weit gegangen wie es ihm möglich war – am besten unter Verzicht seiner Gewinnspanne – erst dann ist es ein „guter Deal“. Bis zum bitteren Ende. Bei der Air Berlin hat sich der Betrieb nicht mehr finanzieren lassen – trotz in der Branche vergleichsweise niedriger Löhne. (Zum Vergleich: Der Anteil der Personalkosten an den gesamten Ausgaben Air Berlins liegt bei 14 Prozent. Bei Lufthansa hingegen sind es 20 Prozent.) Sie werden sich jetzt sicher fragen wo der Zusammenhang mit der Immobilienwirtschaft besteht. Viele Mieter sind nicht mehr bereit angemessene Mieten zu zahlen - wollen aber bei der Qualität keine Abstriche hinnehmen. Viele Konsumenten lassen sich im Fachhandel beraten, um dann auf einer Online-Plattform beim günstigsten Anbieter zu bestellen. Die Folgen sehen wir in den Geschäftsstraßen: In den B-Lagen wird es immer schwieriger. Nicht nur für den Handel. Auch den Immobilieneigentümern fällt es immer schwerer ihre Sockelzonen zu füllen. „Dann muss er halt die Flächen billiger anbieten.“ Ohne angemessene Mieten lassen sich auch Zinshäuser nicht in Schuss halten. Kurzfristig vielleicht - aber irgendwann einmal ist Schluss – wie bei der Air Berlin. Ohne angemessene Flugpreise lässt auf lange Sicht keine Fluglinie betreiben. Ohne angemessene Mieten lassen sich Immobilien nicht erhalten. Dass sich in der Flugindustrie eine Konsolidierung (mit massiv steigenden Flugpreisen aufgrund der geringer werdenden Wettbewerbs) abzeichnet, steht bei Experten außer Streit. Dass sich private Vermieter vom Wohnungsmarkt zurückziehen werden, weil sie diese nicht mehr instand halten können, wenn sie für ihre Wohnungen keine angemessenen Mieten einheben können, auch. Ein geringeres Angebot bedeutet steigende Preise. Ja. Geiz ist geil.