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Gemeinsam statt einsam

Wettbewerb der Zuliefererketten. Ob Flughafen oder Wirtschaftspark. Aktive Standortpolitik ist gefragt.
Michael Neubauer

Wettbewerb der Zuliefererketten. Ob Flughafen oder Wirtschaftspark. Aktive Standortpolitik ist gefragt.

Flughäfen nehmen heute in der Regionalentwicklung eine strategische Rolle ein und sind neben den Wirtschaftsparks „Key Facilities“ für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region.

Für den US-amerikanischen Ökonom John Kasarda, Direktor des Zentrums für Air Commerce der University of North Carolina, haben Airports heute eine ähnliche Funktion wie früher die großen Bahnhöfe oder Seehäfen: „Sie sind die Wirtschaftsmotoren des 21. Jahrhunderts“. Tatsächlich geht es in der Wirtschaft heute nicht mehr nur um die Konkurrenz einzelner Unternehmen, sondern auch um den Wettbewerb der Zuliefererketten. Kein einziges Glied einer „supply chain“ darf zu langsam, uneffizient oder zu teuer sein. Produzenten siedeln sich daher vermehrt in der Nähe von Flughäfen an.

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Trend geht zu Airport Cities

Wie viele andere europäische Flughäfen rüstet auch der Flughafen Wien auf. Wie vielerorts entstehtauch hier eine Flughafencity mit Angeboten, die weit über das Kerngeschäft eines Flughafens hinausgehen. Neben dem Aviation- wird das Non-Aviation-Business für Flughafenbetreiber zur wichtigen Einnahmequelle. Flughäfen bieten längst nicht mehr nur Infrastruktur zur Abfertigung von Flugzeugen und Passagieren an, sondern auch zahlreiche andere Dienstleistungen – von vielfaltigen Einkaufs- und Gastronomiemöglichkeiten über Konferenz-, Veranstaltungs- und Nächtigungsmöglichkeiten bis zu neuen Services, wie Ärztezentren oder Fitnesscenter. Dorthin soll sich auch der Flughafen Wien entwickeln. Bereits heute kommt ein Drittel des Umsatzes aus dem Non-Aviation Segment, wie Parken, Vermietung von Werbeflächen und Shopping/Gastronomie. Gerade in der Region Ostösterreich gibt es noch großes Wachstumspotenzial und das gilt es auszuschöpfen. Ziel ist es, den Flughafen als multifunktionalen Standort zu etablieren. Platz dafür ist vorhanden.

Über 1200 Hektar Fläche stehen im Besitz des Flughafens Wien. Das bietet viele Chancen zur gewerbsmäßigen Nutzung: So eignet sich beispielsweise eine Gewerbefläche bei Fischamend im Ausmaß von über 140.000 Quadratmetern ideal für Unternehmen, die eine unmittelbare Nähe zum Flughafen brauchen, wie z. B. Logistikanbieter. Die Nähe zur größten Verkehrsdrehscheibe Ostösterreichs mit all ihren Dienstleistungsangeboten, zur Nahversorgungsinfrastruktur in Fischamend und am Airport und zur A4 sowie B9 machen dieses Gewerbegebiet zu einem perfekten Standort für Betriebsansiedlungen. In enger Koordination und mit Unterstützung der Stadtgemeinde Fischamend werden vor allem Unternehmen angesprochen, die auf die Nähe zum Flughafen setzen.

[caption id="attachment_774" align="alignleft" width="300"]Vienna Airport (c) viennaairport (c) viennaairport[/caption]

Erfolgreiche Betriebsansiedelungen

Zwei solcher Unternehmen haben sich hier bereits kürzlich angesiedelt: cargo-partner wird auf rund 21.000 Quadratmetern seinen Logistikbetrieb erweitern und auch Makita Österreich verlagert seinen Firmensitz auf das neue Grundstück, wofür das Unternehmen eine Fläche von rund 23.000 Quadratmetern erwirbt.

Auch auf dem Bürosektor bietet der Flughafen Wien attraktive Möglichkeiten: in den Office Park Gebäuden werden top ausgestattete Büroflächen und Konferenzräume angeboten, die sich gut für Meetings und Firmenveranstaltungen eignen.Der Gesamtbestand an Bürofläche am Flughafen Wien liegt bei rund 84.000 Quadratmetern. Um dafür auch eine optimale Nächtigungsinfrastruktur anzubieten, sollen die Hotelkapazitäten am Flughafen ausgebaut werden.

„Das neue Moxy Hotel am Flughafen Wien ist die konsequente Umsetzung unserer Strategie in Richtung Airport City. Wir konnten aus einem sehr großen Bieterinteresse das beste Projekt auswählen. Damit steigt die Hotelkapazität am Flughafen Wien um 400 Zimmer und es werden auch viele neue Arbeitsplätze entstehen, was gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders wichtig ist“, bringt es Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, auf den Punkt. Wobei der Flughafen nicht selbst baut, sondern das Projekt an einen Bauträger vergibt. Als teilstaatliches Unternehmen ist der Airport nämlich an das Bundesvergabegesetz samt allen Einspruchsmöglichkeiten gebunden, was den Hotelbau deutlich verteuern würde, so Ofner bei der Präsentation der Ausbaupläne.

Als Investitionsgesellschaft für dieses Projekt ist Vastint Hospitality B.V., ein Unternehmen der Inter IKEA Gruppe, mit an Bord. Das neue Hotel soll Anfang 2017 in Betrieb gehen.

Wirtschaftsstandort Niederösterreich

Wie der Flughafen Wien haben auch viele Gemeinden in Niederösterreich ihre Hausaufgaben gemacht und aktive Standortpolitik betrieben. Niederösterreich hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Wirtschaftsstandort entwickelt. So gab es im Vorjahr einen neuen Rekord an Betriebsansiedlungen bzw. -erweiterungen: Insgesamt gab es 112 Projekte, durch die 1.005 neue Arbeitsplätze geschaffen und 1.013 Arbeitsplätze gesichert wurden. „ Die Nachfrage reißt nicht ab, zur Zeit sind 366 weitere Betriebsansiedlungen bzw. -erweiterungen in Bearbeitung“, freut sich die Landesrätin Petra Bohuslav. „Im Bereich der NÖ Wirtschaftsparks werden heuer Investitionen in der Höhe von 16,5 Millionen Euro umgesetzt.“ In diesem Zusammenhang wurde auch das Konzept des Landes zur Standortentwicklung und zur Identifizierung und Betreuung von Ansiedlungs- und Erweiterungsprojekten weiter entwickelt. Das bedeutet, dass der ecoplus Bereich Standort & Service im Jahr 2015 mit einer aktiven Unternehmenssuche beginnen wird. „Wir haben Kompetenzlandkarten und eine Wertschöpfungslandkarte entwickelt, die uns genau zeigen, wo sich Chancen für potenzielle Unternehmen mit einem entsprechenden Marktpotenzial ergeben.“

Aktuell werden 17 Wirtschaftsparks von der ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, betreut. Acht dieser Wirtschaftsparks stehen im 100-prozentigen Eigentum der ecoplus, an den restlichen neun ist man beteiligt. Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki: „Für uns entscheidend sind aber auch die Gemeindebetriebsflächen. Wichtig ist, dass jede Gemeinde nicht nur für sich selbst ein Betriebsgebiet entwickelt, sondern dass sich mehrere Gemeinden zusammentun. Mittlerweile sind 91 Gemeinden in Niederösterreich in eine Standortkooperation involviert.“

Die Gründe für das große Plus an Betriebsansiedlungen liegen für die Landesrätin auf der Hand: „Immer mehr Betriebe kommen von Wien nach Niederösterreich, weil die Unternehmen in unserem Bundesland die verfügbaren Betriebsflächen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen. Wir haben eine gute Verkehrsinfrastruktur und eine hohe Lebensqualität mit guter Kinderbetreuung, hoher Wohnqualität sowie einem umfassenden Kultur- und Sportangebot.“

Maßgeschneiderte Mietobjekte

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Ein Spezialservice für die ecoplus Wirtschaftsparks ist die Errichtung von Mietobjekten, die nach den konkreten Bedürfnissen und Vorstellungen der Unternehmen individuell errichtet und verwaltet werden. In den von ecoplus gemanagten Wirtschaftsparks gibt es bereits 72 solche Objekte. Gemeinsam mit den Technologiezentren stehen damit insgesamt rund 190.000 Quadratmeter an vermietbaren Flächen zur Verfügung.

Erst vor wenigen Wochen wurden zwei dieser maßgeschneiderten Mietobjekte übergeben. So wurde im ecoplus Wirtschaftspark IZ NÖ-Süd für die Linde Fördertechnik GmbH ein rund 1.600 Quadratmeter großes Betriebsgebäude in knapp 9 Monaten ganz nach den Bedürfnissen des Unternehmens errichtet und nun von der Firma übernommen, die hier künftig ihre Repräsentanz für die Ost-Region haben wird. Im ecoplus Wirtschaftspark Wolkersdorf wiederum wurde das neue ecocenter – ein Mehrmieterobjekt – eröffnet. Vor allem junge und kleine Unternehmen sollen hier eine passende Infrastruktur vorfinden.

Dank modularer Bauweise rasch erweiterbar

Auf einer Gesamtgrundfläche von rund 8.000 Quadratmetern entstand nach einem knappen Jahr Bauzeit ein schlüsselfertiges Bürogebäude mit einer Nettonutzfläche von ca. 1.500 Quadratmetern auf vier Etagen. Die Lagerhalle umfasst ca. 400 Quadratmeter, dazu kommen 90 PKW Abstellplätze. Bei entsprechendem Bedarf kann das ecocenter auf Modulbasis rasch erweitert werden. Zu den ersten Mietern zählt unter anderem die ERSTE BANK, die hier ein Start-Up-Center betreibt. Auch andere Unternehmen wie ENERCON GmbH, Elektro Keider GmbH, AAE Naturstrom Vertrieb GmbH, die ÖkoEnergie GmbH oder die Leader Region Weinviertel Ost sind im neuen ecocenter Wolkersdorf zu finden.


"Betriebsflächen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis." - Petra Bohusvlav, NÖ Landesrätin

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