Nach Monaten anhaltender Unsicherheit scheint der deutsche Immobilienmarkt ein neues Gleichgewicht gefunden zu haben. Zwar bleibt die Dynamik verhalten, doch die Stabilisierung der ökonomischen Rahmenbedingungen und eine wachsende Nüchternheit unter Investoren lassen den Blick wieder nach vorne richten.
„Der Optimismus ist einem gesunden Realismus gewichen.“—Florian Wenner, Head of Research & ESG bei Praemia REIM Germany,
Die finanziellen Rahmenbedingungen für Immobilieninvestments hätten sich angesichts einer stabilen Inflationsentwicklung nahe der 2-Prozent-Zielmarke spürbar verbessert. Jedoch sorgten geopolitische Unsicherheiten, verhaltene Wirtschaftsprognosen und Zweifel an der politischen Handlungsfähigkeit Europas dafür, dass Investoren weiterhin abwarten. „Doch die Überzeugung ist vorhanden, dass sich auch in angespannten Marktlagen gute Geschäfte machen lassen“, unterstreicht Wenner. Das Infrastrukturpaket könne zudem im kommenden Jahr einen Schub am Markt auslösen.
Das deutsche Immobilienklima liege mit 95,4 Punkten weiterhin unterhalb der neutralen 100-Punkte-Grenze. Wohnen bleibe dabei mit großem Abstand an der Spitze, während Büroimmobilien das Schlusslicht bildeten.
„In der Branche ist die Erkenntnis angekommen, dass die Zeit der Illusionen hinsichtlich eines schnellen Aufschwungs endgültig vorüber ist. Stattdessen wird die Suche nach Opportunitäten in einem herausfordernden Marktumfeld intensiviert.“—Florian Wenner
Viele Marktakteure hätten entsprechend begonnen, neue Geschäftsfelder außerhalb ihres klassischen Kerngeschäfts zu erschließen, etwa durch Sanierungen, Betreiberkonzepte oder sektorübergreifende Strategien.
Am Transaktionsmarkt spricht nach Ansicht Wenners viel dafür, dass sich der Markt stabilisiert hat, wenn auch auf niedrigem Niveau. Das Transaktionsvolumen nach den ersten drei Quartalen 2025 erreichte rund 22 Milliarden Euro – leicht mehr als im Vorjahr. Am aktivsten zeigten sich Investoren in den Segmenten Wohnen, Logistik und Hotel. „Die Polarisierung zwischen den Assetklassen scheint der neue ‚Normalzustand‘ auf dem Immobilienmarkt zu sein“, schlussfolgert Wenner.