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Gezielt und diskret (ver)kaufen

Die ersten tiefen Bremsspuren sind zu sehen, der große Crash aber dürfte ausbleiben. Noch geben sich viele Markteilnehmer in der Öffentlichkeit selbstbewusst. „Das überstehen wir mit links“, lautet das Credo. Doch hinter den Kulissen werden diskret Notverkäufe vorbereitet. Experten erwarten einen regelrechten Boom an Off-Market-Transaktionen.
Michael Neubauer
Gezielt und diskret (ver)kaufen
© ImmoFokus

Im Zuge der Corona-Krise werden wohl noch mehr Deals von Gewerbeimmobilien außerhalb der klassischen Bieterverfahren ausgehandelt werden. Zu diesem Schluss kommen die Experten von bulwiengesa und dem Investmentmakler HPBA in einer aktuellen Studie.  Vor allem bei Notverkäufen werden die Eigentümer den diskreteren Weg des Off-Market-Verfahrens wählen. Das Interesse der Immobilieninvestoren an Käufen außerhalb großer, strukturierter Bieterverfahren war schon in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Corona-Krise wird diesen Boom jedoch noch zusätzlich verstärken. Kein Wunder. Bei Off-Market-Transaktionen sitzen Profis am Tisch, die wissen, was am Markt gespielt wird, wer als Käufer in Frage kommt – und wer professionell genug ist, um mit ihm diskret verhandeln zu können. Handschlagqualität ist in Krisenzeiten gefragt. Da gibt es keine Scheinverhandlungen nach dem Motto „Schauen wir einmal“. Off-Market-Transaktionen sind tief im professionell-institutionellen Markt verankert. Mehr als die Hälfte aller Verkäufe in Deutschland werden von Projektentwicklern und Immobilienfonds durchgeführt. An dritter Stelle der Verkäufergruppen stehen Family-Offices mit rund 14 Prozent, gefolgt von Versicherungen, Private-Equity-Investoren und Aktiengesellschaften. Das wirkt sich auch auf die Erfolgsquote aus: Rund 24 Prozent aller Befragten gaben einen hundertprozentigen Erfolg aller Off-Market-Transaktionen an, in denen sie involviert waren. Das arithmetische Mittel liegt bei einer Erfolgsquote von 55 Prozent, somit ist mehr als jede zweite Off-Market-Transaktion erfolgreich. Bei On-Market-Verfahren ist dies nicht der Fall, dort führen nur rund 38 Prozent der erfolgten Transaktionen zum erfolgreichen Abschluss. Übrigens: Mehr als 67 Prozent aller Befragten rechnen mit einer mäßigen bis starken Zunahme von Notverkäufen auf den Immobilientransaktionsmärkten. Die meisten davon werden gezielt und diskret abgewickelt werden.