Die steirische Landeshauptstadt Graz leitet Energiesparmaßnahmen ein und aktiviert die "Energie-Frühwarnstufe", die erste von einem dreistufigen Plan, wie Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz mitteilte. Erste Maßnahmen seien in Umsetzung. Geplant ist u. a. kürzere Beleuchtungsdauer bei öffentlichen Gebäuden um etwa zwei Stunden, das Herunterfahren von Raumtemperaturen und auch eine Reduktion der Leuchtdauer der Weihnachtsbeleuchtung.
Der dreistufige Plan wurde vom behördlichen Führungsstab, Mitarbeitern des städtischen Umweltamts, der Holding Graz sowie der Energie Graz unter Einbindung aller relevanten Stellen des "Haus Graz" - also der Stadtverwaltung - ausgearbeitet. Die erste Stufe ist die Frühwarnstufe, die Kahr mit sofortiger Wirkung aktiviert habe. Die Stufen 2 und 3 (Alarm- und Notfallstufe) stellen weitere Eskalationsstufen dar, die im Falle einer Verschlechterung der Energieversorgungslage aktiviert werden können.
In der Frühwarnstufe werden Maßnahmen gesetzt, die eine tatsächliche Energieersparnis mit sich bringen, aber auch in einem besonders hohen Ausmaß zur Bewusstseinsbildung in der Grazer Bevölkerung beitragen sollen.
Vorgesehen ist die Einschränkung der Anstrahlung öffentlicher Gebäude. Es findet zwar weiterhin eine tägliche Anstrahlung statt, diese wird jedoch nicht gleich bei Dämmerung eingeschaltet, sondern eine Stunde später. Außerdem wird die Anstrahlung eine Stunde früher als bisher beendet - je nach Schaltgruppe bisher zwischen 22.00 und 0.00 Uhr.
Mit der Weihnachtsbeleuchtung startete man bisher am Donnerstag zehn Tage vor dem ersten Adventsonntag. Künftig wird sie am Freitag zwei Tage vor dem ersten Adventsonntag aktiviert. In der Vergangenheit unterschied sich die tägliche Leuchtdauer je nach Standort. Künftig sind die Zeiten überall in der Stadt einheitlich, von 16.00 bis 22.00 Uhr.
In der Gebäudeverwaltung ist geplant, Gänge von Objekten nur noch so weit zu heizen, dass Schäden - etwa durch Frost - vermieden werden. Ausgenommen sind Wartebereiche. In öffentlichen Gebäuden sollen Mitarbeiter und Besucher bzw. Kunden über Energiesparmaßnahmen informiert werden. Ferner wird die Raumtemperatur in WC-Räumen gesenkt und dortige Untertischboiler abgeschaltet. Verboten ist das Verwenden von Zusatzheizsystemen wie Radiatoren. In Dienststellen sollten weniger Kühlschränke verwendet werden. Bei Druckgeräten werde auf einen Standby-Modus nach einstündiger Inaktivität geschaltet, dazu gesellt sich ein Auto-Off wochentags zwischen 17.00 und 6.00 Uhr. Dazu kommt eine einheitliche Voreinstellung von zweiseitigem Schwarz-Weiß-Druck.
Es gilt die generelle Empfehlung, Büros während der Heizperiode auf maximal 20 Grad Celsius zu heizen. Dies gilt nicht für Schulen und die städtische Kinderbetreuung. Selten genutzte Räume wie Besprechungszimmer sollen wenig oder nicht beheizt werden.
In allen öffentlichen Hallenbädern werden Wasser- und Lufttemperatur um jeweils ein Grad Celsius abgesenkt. Auch bei der elektronischen Werbung im öffentlichen Raum setzt man an. Die städtischen Beteiligungen "Ankünder GmbH", die "Messe Congress Graz Betriebsgesellschaft" sowie die "Stadion Liebenau GmbH" prüfen Maßnahmen. Die Werbeflächen werden in der Nacht entweder gedimmt oder gänzlich ausgeschaltet.
Die Abschaltung des städtischen WLAN und Free-WiFi während der Nachtstunden wird von der städtischen "CityCom" sowie der "ITG Graz" geprüft. Ferner wird ein Verbot von Outdoor-Heizungen in Wintergastgärten vorbereitet: Mit Ende 2022 enden die derzeitigen Gestattungsverträge des Straßenamts mit den Gastronomen. Ab 2023 werden die sogenannten Heizschwammerln nicht mehr erlaubt werden, sofern im Bund zumindest die Energie-Frühwarnstufe aktiv ist.
Politisch war man sich über die Notwendigkeit der Maßnahmen einig. "Die Stadt Graz möchte in allen Bereichen mit gutem Beispiel vorangehen und Energie sparen, wo es sinnvoll und möglich ist", sagte Bürgermeisterin Kahr. Das ist auch gut für die Umwelt und spart Kosten." Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) sah ohnehin akuten Handlungsbedarf: "Energiesparen ist das Gebot der Stunde, denn die Folgen des Klimawandels und die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine treffen uns alle". Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) sagte, es sei klar, dass es in einigen Bereichen zu einem Umdenken kommen müsse, denn "auch die Kultureinrichtungen - allen voran die Bühnen Graz, das Kunsthaus und das Graz Museum - müssen in dieser Situation darüber nachdenken, wie sie Energie sparen können". Man werde gemeinsam mit den Verantwortlichen umsichtige Lösungen finden. (apa)