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GSWB-Chef Peter Rassaerts muss gehen

Vertrag vorzeitig aufgelöst - Prüfern des Kontrollamts wurden in der GSWB beschönigte Zahlen von Kundenbeschwerden vorgelegt
Michael Neubauer
Rassaerts, Peter (GSWB)
Rassaerts, Peter (GSWB)
© P8 Marketing GmbHgswb

In Salzburgs größter Wohnbaugesellschaft GSWB, die je zur Hälfte im Eigentum von Stadt und Land Salzburg steht, kracht es. "Wir haben uns heute mit Geschäftsführer Peter Rassaerts auf eine einvernehmliche und vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt", sagte der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) am späten Mittwochnachmittag nach einem Sechs-Augen-Gespräch mit dem Manager und mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zur APA. "Damit ist ein Neustart möglich."

Bereits am Vormittag hatten die Aufsichtsräte des gemeinnützigen Unternehmens in einer Sondersitzung mehrheitlich die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen. Darin wäre es binnen 14 Tagen inhaltlich wohl ausschließlich um die Abberufung des in die Kritik geratenen Geschäftsführers gegangen. Rassaerts und die Vertreter von Stadt und Land kamen diesem Schritt nun zuvor. "Sein Vertrag wäre bis 31. August 2025 gelaufen, nun endet er mit 30. September 2024", sagte Preuner. Der Geschäftsführer habe noch Resturlaub, nächste Woche soll sein Posten neu ausgeschrieben werden. Derzeit werde auch überlegt, ob es für die GSWB eine Doppelspitze brauche oder nicht.

Auslöser für die Turbulenzen war eine Prüfung des städtischen Kontrollamtes im vergangenen Dezember. Am Tag vor der Prüfung ersuchte einer der vier Prokuristen der GSWB in einer internen E-Mail, sämtliche offene Tickets im Kundenservice (bei jeder Kundenanfrage oder Beschwerde wird ein sogenanntes Ticket angelegt) ab dem 14. September 2023 entsprechend zu bearbeiten. Alle weiter zurückliegenden Tickets würden automatisch auf erledigt gesetzt. Ein Auftrag, der offenbar aus der Geschäftsführung kam. "Es findet morgen am Nachmittag im Rahmen einer Kontrollamtsprüfung ein Termin von Mitarbeitern des Kontrollamtes im Kundencenter statt, bei dem sich das Kontrollamt über die Abläufe im Kundencenter informieren will. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass auch das Ticketsystem einer genaueren Betrachtung unterzogen wird", hieß es in der E-Mail.

Die Kommunikation gelangte aber noch vor dem Besuch des Kontrollamtes in die Hände der Prüfer. Beim Termin in der GSWB habe man dann extra nachgefragt, ob es noch ältere unerledigte Tickets gebe. "Das ist verneint worden", sagte Kontrollamtsdirektor Alexander Niedermoser am Mittwoch in den "Salzburger Nachrichten". Es seien lediglich zwei oder drei ältere Tickets gefunden worden, die "durchgerutscht sein dürften". Erst am nächsten Tag hat das Kontrollamt den Prokuristen mit dem Inhalt der E-Mails konfrontiert. "Dieser hat uns bestätigt, dass die Vorgehensweise in einer Geschäftsleiterbesprechung so festgelegt worden sei." Die offenen Tickets habe man in eine Excel-Datei verschoben und werde sie später wieder einspielen.

Die Prüfer erstatteten daraufhin der GSWB einen weiteren Besuch und erhielten nun die vollständige Aufstellung. "Das waren 1.566 offene Tickets von 1. Jänner 2021 bis 13. September 2023." Insgesamt seien bis Anfang Dezember 4.238 Tickets offen gewesen. Die GSWB habe festgestellt, dass 1.438 Tickets pensionierten, ausgetretenen oder verstorbenen Mitarbeitern zugeordnet waren. "Da hat es gar keine Mitarbeiter mehr gegeben, die das hätten bearbeiten können", sagte der Kontrollamtschef.

Ende Jänner 2024 gelangte die "Trickserei" in die lokalen Medien, wo nicht nur darüber berichtet wurde, sondern auch über einzelne Fälle von unzufriedenen Kunden. Die Sache wurde außerdem zum Politikum, und gestern, Dienstag, auch zur Chefsache: Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner (beide ÖVP) erteilten ob des zunehmenden Drucks der Opposition und wohl auch der anstehenden Gemeinderatswahl am 10. März eine schriftliche Weisung an die Geschäftsführung: "In den letzten Tagen wurde in breiter Öffentlichkeit Kritik an der Hausverwaltung der GSWB anhand von Einzelfällen laut, die der Reputation des Unternehmens erheblichen Schaden zugefügt haben. Daher haben wir mittels einer 'Gesellschafter-Weisung' die Geschäftsführung angewiesen, die bestehenden Mängel so rasch als möglich zu beheben und eine umfassende Organisationsanalyse in den Bereichen Beschwerdemanagement und Hausverwaltung in die Wege zu leiten und bis Juni 2024 umzusetzen", hieß es in einer Pressemitteilung.

"Mit der Vertragsauflösung ist die Krise noch nicht ausgestanden, aber wir werden jetzt zügig an die Mängelbehebung gehen", sagte Preuner heute. Schon in der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch wurden zahlreiche Beschlüsse gefasst, um die GSWB aus der Krise zu führen - etwa eine Analyse sämtlicher offener Kundenanliegen oder eine Neuaufstellung der Kommunikationsstrategie.

Die GSWB verwaltet laut Geschäftsbericht von 2022 rund 42.000 Verwaltungseinheiten, darunter gut 25.000 Wohnungen, 17.000 davon sind im Eigentum der GSWB. Der Umsatz im Jahr 2022 betrug 139,4 Mio Euro, es wurde ein Bilanzgewinn von 15,4 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Bauvolumen betrug 2022 gut 45 Millionen Euro. Das Unternehmen hat 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2006 waren es noch 245. (apa)