In Deutschland sind für gut ein Zehntel der Menschen Wohnkosten eine hohe Bürde. Wenn Haushalte mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens monatlich für Wohnen ausgeben, gelten sie als überlastet. Dies traf 2021 auf 10,7 Prozent der Bevölkerung zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
Im Schnitt mussten Haushalte 23,3 Prozent ihres Einkommens für die Wohnkosten aufbringen. Meist sind Ausgaben für Wohnen und vor allem Mieten monatliche Fixkosten, wo kaum Einsparpotenzial bestehe. Wer zur Miete wohnt, den trifft es härter. So galten 2021 etwa 12,8 Prozent der Bevölkerung in Mieterhaushalten oder jeder achte als überbelastet. Diese Gruppe musste im Schnitt 27,6 Prozent des Einkommens für Wohnen aufbringen.
Vor dem Hintergrund der aktuell hohen Inflation und der Belastungen der Menschen durch die Gaskrise könnte sich die Lage für viele Haushalte deutlich eintrüben. Die Ampel-Koalition bastelt bereits an einem dritten Entlastungspaket. "Das Gemisch aus explodierenden Lebenshaltungskosten und übermäßigem Einkommensverzehr durch Mietbelastung ist ein echtes Armutsrisiko", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider. Die Situation werde sich mit den steigenden Energiepreisen und der angekündigten Gasumlage noch weiter verschärfen.
Wer 2021 in einem Einpersonenhaushalt zur Miete wohnte, hatte die höchste Wohnkostenbelastung - und musste im Schnitt mehr als ein Drittel seines verfügbaren Einkommens (35,4 Prozent) für Wohnkosten ausgeben. Fast jede oder jeder vierte Alleinlebende musste sogar mehr als 40 Prozent des Einkommens aufwenden und galt deshalb als überbelastet.
Bei den ärmsten Mietern entfiel im Schnitt 42,6 Prozent des Einkommens auf Wohnkosten. Eine überdurchschnittlich hohe Belastung hatten mit knapp 31 Prozent auch alleinerziehende Mieterinnen und Mieter mit mindestens einem Kind. Dagegen gaben zwei Erwachsene mit oder ohne Kinder als Mieter durchschnittlich den geringsten Anteil ihres Einkommens für Wohnen aus - je rund 24 Prozent. Ferner war die Belastung in Städten größer als auf dem Land.
Steigende Mieten treffen in Deutschland viele Menschen, da hier jeder und jede Zweite (50,5 Prozent) 2021 zur Miete wohnte. In den vergangenen Jahren hatte Deutschland im EU-Vergleich laut Statistikamt einen sehr hohen Anteil von Mietern an der Gesamtbevölkerung. Nur in wenigen Ländern gibt es ähnliche Werte: Österreich (45,8 Prozent) und Dänemark (40,8 Prozent). (apa)