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Hagelversicherungschef für Verbauungsstopp für beste Agrarflächen

Der Chef der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, nennt es ein "Märchen", dass Österreich Selbstversorger mit heimischen Nahrungsmitteln sei. Mitschuld daran sei die rasante Verbauung,
Michael Neubauer
Weinberger
Weinberger
© Hagelversicherung

Der Chef der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, nennt es ein "Märchen", dass Österreich Selbstversorger mit heimischen Nahrungsmitteln sei. Mitschuld daran sei die rasante Verbauung, eine herrschende "Raumunordnung", sagt der Manager dem Agrarbranchenblatt "Blick ins Land". Komme es hart auf hart, würde jeder Nationalstaat schauen, die eigene Bevölkerung ausreichend zu versorgen. "Die besten Agrarflächen müssen unter einen absoluten Verbauungsstopp gestellt werden."

"Wir sind jetzt schon sehr verletzbar, weil wir in vielen Bereichen keinen hundertprozentigen Selbstversorgungsgrad haben, zum Beispiel bei Getreide, bei Erdäpfeln, bei Obst- und Gemüse. Beim Futtermittel Soja liegen wir nur bei 30 Prozent", gibt Weinberger zu bedenken. Er gilt als Kämpfer gegen Bodenverbrauch, er will aber nicht gegen etwas sein: "Ich trete für den Erhalt unserer Böden ein."

In Österreich seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten "130.000 Hektar beste Böden durch Verbauung zerstört" worden. "72.000 Hektar davon waren Äcker. Alleine damit können wir laut Wifo um 480.000 Menschen jährlich weniger ernähren. Das ist ein hausgemachtes Problem." Hochgerechnet würde es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr geben, würde so weitergemacht wie bisher."

"Im Regierungsprogramm steht, dass statt aktuell 11,5 Hektar täglich nur mehr 2,5 Hektar verbaut werden sollen", erinnert Weinberger gegenüber "Blick ins Land". "Die Raumordnung funktioniert aber nicht. Sie ist in Wahrheit eine 'Raumunordnung', das zeigen uns aktuelle, aus den Medien bekannte, verantwortungslose Beispiele. Boden ist vielfach zu einem Spekulationsobjekt verkommen."

Das jetzige System der Raumordnung mit der Genehmigungspflicht der Länder durch weisungsgebundene Beamte der Landesregierung funktioniere nicht. Es brauche ein weisungsfreies Gremium. "Die Kommunalsteuer sollte vom Bund eingehoben werden und im Wege des Finanzausgleichs zurückgegeben werden. Gemeinden, die bodenschonend agieren, bekommen mehr zurück als jene, die grob fahrlässig die Böden zerstören."

Für leerstehende Immobilien brauche es eine Abgabe, um einen sanften Druck auf die Eigentümer auszuüben, fordert Weinberger. Es gehe darum diese Gebäude zu revitalisieren oder zu veräußern. "Aus den Einnahmen daraus könnte man auch Sanierungen fördern."

Die Freiheitlichen sahen sich in den Aussagen Weinbergers zum teils schwachen Selbstversorgungsgrad und der Verbauung wertvoller Agrarflächen bestätigt. Seit Jahren warne man in diese Richtung, betonte FPÖ-Agrarsprecher Peter Schmiedlechner in einer Aussendung am Sonntag. Bei der türkis-grünen Bundesregierung "sollten spätestens jetzt nach der eindringlichen Warnung des Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung bei (Bundeskanzler Karl, Anm.) Nehammer, (Landwirtschaftsminister Norbert, Anm.) Totschnig und Co alle Alarmglocken schrillen." Es brauche ein "Entlastungspaket für die Landwirtschaft", so Schmiedlichner. Die Blauen fordern dabei eine Änderung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, eine Stärkung der Produktion und Bürokratieabbau sowie ein Aussetzen der Mehrwert- und Mineralölsteuer für landwirtschaftliche Betriebe. (apa)