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Hans-Peter Kranz & Christoph Roiser

Christoph Roiser: „Nachhaltigkeit ist das absolute Thema unserer Zeit und die heimische Immobilienbranche ist grundsätzlich und auch was den internationalen Vergleich betrifft, gut aufgestellt.“
Amelie Miller
Ing. Hans-Peter Kranz & Mag. Ing. Christoph Roiser Arealis
Ing. Hans-Peter Kranz & Mag. Ing. Christoph Roiser Arealis
© REMG/Arealis

Die COVID-19-Pandemie hat die Karten auf dem Immobilienmarkt neu gemischt – oder doch nicht? Wie optimistisch, wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr?   

Peter Kranz: Sehr optimistisch. Die Dienstleistung des Hausverwalters ist eine notwendige und wird es immer brauchen. Wir haben durch die Pandemie eine Beschleunigung in Sachen Digitalisierung erfahren, vieles was vorher undenkbar war, denken wir an virtuelle Meetings, ist nun Alltag. Wir konnten uns auch schnell auf die Situation einstellen, so überraschend sie gekommen sein mag – wir waren sehr gut vorbereitet. Alle Mitarbeiter konnten ab der ersten Minute aus dem Home-Office weiterarbeiten. Wir haben das meines Erachtens sehr gut gemeistert – und haben auch von allen Seiten, insbesondere seitens der Kunden, dementsprechendes Feedback bekommen. Nicht alles, aber doch einiges wird nach der Pandemie in der Kommunikation miteinander und mit dem Kunden bleiben. Eine digitale Hausversammlung mit Abstimmungsfunktion ist da beispielsweise am Naheliegendsten.   

Christoph Roiser: Ich bin ebenfalls optimistisch. Wohnen und Gewerbe haben durch die Pandemie jedoch ganz unterschiedliche Entwicklungen gemacht. Im Wohnbereich gibt es den absoluten Fokus auf die eigenen vier Wände, denn noch nie war man so lange am Stück und so intensiv zu Hause. Die Menschen versuchen das Beste daraus zu machen und haben sich neu eingerichtet oder Dinge in Angriff genommen, die sie schon lange ändern wollten. Die Umsätze der Bauhäuser haben daher kräftig zugelegt. Freiflächen haben eine ganz neue Wertschätzung erfahren und wo es möglich ist, hat man einen passenden Arbeitsplatz eingerichtet, um auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Im Gewerbebereich haben wir die Erfahrung gemacht, dass freie Flächen, sofort wieder einer neuen Nutzung zugeführt werden. Die Unternehmerinnen und Unternehmer reagieren rasch und kreativ. Langfristig wird man in Verbindung mit neuen Mobilitätskonzepten über einen fixen Homeoffice-Anteil in vielen Branchen diskutieren können. Das spart sicherlich einen Teil der jetzt notwendigen Fläche, aber ich sehe uns in naher Zukunft nicht alle von zu Hause arbeiten.     

Bleiben Wohnimmobilien der Megatrend?   

Christoph Roiser: Ja, der Trend zum Eigentum ist ungebrochen. Dennoch darf man nicht davon ausgehen, dass jede Immobilie auch automatisch Rendite abwirft. Gerade wenn man weniger Erfahrung in diesem Bereich hat, ist es wichtig, eine Expertise einzuholen und sich genau anzuschauen, was man kauft. Der Immobilienmarkt eröffnet seine Chancen, nur sollte man ihn auch gut kennen.   

Peter Kranz: Ich kann das nur zu einhundert Prozent bestätigen. Gerade für eine langfristige Bewirtschaftung ist der Rat von Fachleuten empfehlenswert: ist das Objekt nachhaltig gebaut, wie ist der aktuelle Zustand und vieles andere. Derzeit ist das Potential vor allem in Randlagen größer und eine Rendite höher. Und nicht zu vergessen: Das Investitionsvolumen ist ein wesentlicher Faktor.   

Die Immobilienbranche steht in der Pflicht, Stichwort ESG-Faktoren und Taxonomie-VO. Ist die heimische Immobilienwirtschaft ausreichend darauf vorbereitet? Kommt die Nachhaltigkeitswende bei Immobilien?   

Peter Kranz: Die Nachhaltigkeitswende wird kommen, und zwar nicht nur bei den Immobilien. Die Vorgabe der Europäischen Kommission zum Green Deal ist der Auftakt dafür. Das ist absolut wichtig und richtig. Nachhaltigkeit und Umweltschutz müssen stärker in unserer Gesellschaft verankert werden. Es braucht dazu auch aber eine gewisse Portion an Vernunft und Rücksicht. Wie gehe ich beispielsweise mit einer alten Bausubstanz, die ich erhalten möchte, um? Natürlich muss uns die Nachhaltigkeit etwas Wert sein. Die Immobilienbranche wird ihren Teil dazu beitragen, kann das aber nicht von heute auf morgen.   

Christoph Roiser: Nachhaltigkeit ist das absolute Thema unserer Zeit und die heimische Immobilienbranche ist grundsätzlich und auch was den internationalen Vergleich betrifft, gut aufgestellt. Das Bewusstsein ist da und die technischen Möglichkeiten mittlerweile beeindruckend. Solaranlagen sind selbstverständlich geworden, auch im Bereich der nachhaltigen Baustoffe und der Begrünung tut sich Großartiges. Viele dieser Errungenschaften brauchen jedoch eine intelligente Regelungs- und Steuerungstechnik und dort gibt es auch noch viel Verbesserungsbedarf. Beispielsweise beim Strom- und Wasserverbrauch oder grundsätzlich bei der Verschränkung von Informationen, die das Haus bzw. die Haustechnik betreffen. Hier gibt es noch viel Einsparungspotenzial insbesondere mit Unterstützung eines Fachmanns, der mit Expertise zur Seite steht.     

Immobilien Tokens - werden Blockchain-Netzwerke die Immobilienwirtschaft verändern?   

Christoph Roiser: Die Blockchain ist eine spannende Technologie, deren Möglichkeiten wir erst ansatzweise erahnen können. Das Potenzial ist vorhanden, unser Leben in vielfältiger Hinsicht einfacher zu machen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass noch viel geschehen muss, damit sich auch für die breite Bevölkerung Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Derzeit halte ich die Immobilien-Tokens daher eher für ein reines Finanzinstrument.   

Peter Kranz: Dazu kommt, dass es einen auch breiten gesellschaftlichen Konsens für die Verwendung und Akzeptanz – manche Experten sprechen von „Blockchainisierung“ der Volkswirtschaft – geben muss. Gleichzeitig müssen aber auch die rechtliche Grundlage seitens der Gesetzgebung und die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Sogenannte Smart Contracts könnten im Objekt mit Hilfe von Sensorik eine sehr schnelle und effiziente Abwicklung und somit eine automatisierte Gebäudeverwaltung möglich machen. Auch das Grundbuch könnte durch aufgrund der hohen Sicherheit der Blockchain abgelöst werden. Aber ich bin ebenfalls der Meinung, dass zwar schon erste Töne zu hören sind, doch wir eigentlich von Zukunftsmusik sprechen.       

Worauf wird sich Ihr Unternehmen 2021 fokussieren?   

Peter Kranz: Da gibt es zwei konkrete Stoßrichtungen, die wir uns als Geschäftsführung vorgenommen haben. Nach außen werden wir insbesondere weiterhin sehr stark auf Digitalisierung setzen. Der persönliche Kontakt und die Professionalität für unsere Kunden sind natürlich das Wichtigste. Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, dass wir unsere Effizienz und den Nutzen steigern können, damit wir auch weiterhin einen echten Mehrwert bei unseren Kunden erzielen können. Menschen wollen, beziehungsweise sind es mittlerweile gewohnt, eine ständige Erreichbarkeit und einen ständigen Zugriff auf ihre Daten zu haben und das von überall – nach dem englischen Schlagwort der sogenannten „ubiquity“. Unsere Arealis-App, die wir letztes Jahr entwickelt haben, steht dabei im Zentrum unserer Anstrengungen.   

Christoph Roiser: Nach innen – und das ist die andere Stoßrichtung – wollen wir unsere Mitarbeiter inspirieren und den Zusammenhalt stärken. Unser Motto bei Arealis lautet „Die Gute Seele des Hauses“. Das wollen wir nicht für unsere Kunden, sondern auch für unsere Mitarbeiter sein. Jedes Unternehmen lebt durch seine Unternehmenskultur und seine Persönlichkeiten. Durch Corona arbeiten wir in zwei Mannschaften und seit Monaten viel aus dem Homeoffice. Im Jahr 2021 wollen wir unsere Mitarbeiter aus dem virtuellen Raum zurückholen, wieder hin zu dem persönlichen Miteinander und dem unglaublichen positiven Teamspirit, den wir bei uns im Haus spüren.

Weitere Informationen finden Sie hier: www.arealis.at