Die Bundesimmobiliengesellschaft wird die Hauptbibliothek der Universität Wien am Ring sanieren, modernisieren und energetisch auf den neuesten Stand bringen. Ab 2027 werden die Studierenden eine gut strukturierte und einladende Bibliothek mit ausreichend Plätzen und angenehmem Raumklima vorfinden. Die neue Hauptbibliothek wird mehr als doppelt so vielen Benützer*innen Platz bieten.
Wissenschaftsminister Martin Polaschek: "Durch die neue Hauptbibliothek bieten wir noch mehr Studierenden Raum zum Lesen und Lernen. Bibliotheken sind nicht nur Horte des Wissens, sondern auch Denkräume für Jung und Alt. Neben dem erweiterten Platzangebot bekommt die denkmalgeschützte Bibliothek einen modernen Anstrich: durch zielgerichtete technische Maßnahmen im Sinne der Energieeffizienz. Somit schaffen wir nachhaltigen Wissensraum in den historischen Hallen einer der ältesten Universitäten Europas mitten im Herzen der Universitätsstadt Wien."
Hans-Peter Weiss, CEO der Bundesimmobiliengesellschaft: "Die Sanierung des Bibliothekstrakts ist ein nächster wichtiger Schritt bei der Modernisierung des Hauptgebäudes der Universität Wien. Überholte Raumstrukturen werden neu gedacht, damit können wir künftig doppelt so viele Arbeitsplätze für Studierende bereitstellen wie bisher. Insgesamt wird der Bibliothekstrakt nutzerfreundlicher und im Betrieb energieeffizienter. Die BIG investiert verstärkt in die Sanierung von bestehenden Gebäuden. Das ist wertvolle Schonung von Ressourcen und verhindert neue Bodenversiegelung."
Uni-Wien-Vizerektor Nikolaus Hautsch: "Die Universität soll ein Ort sein, an dem sich Studierende wohlfühlen und an dem sie gut studieren können. Die Erneuerung der Universitätsbibliothek wird einen großen Beitrag dazu leisten. Infrastruktur ist teuer – Zukunftsprojekte wie dieses erfordern auch weiterhin einen entsprechenden Budgetrahmen für Universitäten. Gute Ideen und den Willen, so manche traditionelle Raumstruktur aufzubrechen, haben wir."
Entscheidung für Architekturbüro Gunther Palme - neuer Bibliothekseingang in der Reichsratsstraße
Das Verhandlungsverfahren zur Generalplanersuche wurde zugunsten des Architekturbüros DI Gunther Palme ZT GmbH aus Wien entschieden. Der Entwurf sieht einen eigenen Eingang in der Reichsratsstraße vor und schafft damit eine eigene Adresse für die Bibliothek, er denkt überholte Raumstrukturen neu, baut finstere Lager in freundliche Räume für Studierende um und stellt einen visuellen und funktionalen Bezug zwischen der Bibliothek und dem begrünten Arkadenhof her. Die Energieeffizienz des Bibliothekstrakts wird mit einigen Maßnahmen gezielt optimiert. Das erfordert gerade im Denkmalschutz spezielle Expertise, ist aber möglich.
Der neue Haupteingang gliedert sich in die denkmalgeschützte, historistische Fassade des Hauptgebäudes ein und führt in eine mehrstöckige Halle, die zuvor als Büchermagazin genutzt worden war. Hier befindet sich die erste Anlaufstelle für die Bibliotheksbenutzer*innen mit Entlehnstelle und Erstinformation. Die Halle wird auch über einen Zugang vom Arkadenhof aus erreichbar sein, der original vorhanden war und wiederhergestellt wird.
Raumstrukturen werden modernisiert - historische Deckenmalereien werden wiederhergestellt
Die Raumstrukturen des 7.600 m² großen Bibliothekstrakts werden modernisiert und übersichtlicher gegliedert. Historische Deckenmalereien werden untersucht, um deren Originalzustand wiederherzustellen. Die Entlehnung wird zentral verortet und zur gut erreichbaren Drehscheibe für die Benützer*innen – bis zu 1.000 Bücher werden täglich angeliefert, bereitgestellt und entlehnt. Alle Bereiche werden barrierefrei erreichbar sein; in mehreren Geschossen wird es Verbindungen zwischen linker und rechter Gebäudehälfte geben, um kürzere Wege zu schaffen. Neben verschiedenen Studier- und Lernzonen wird es auch Seminarräume geben, die unter anderem von der Bibliothek und dem Center for Teaching and Learning der Universität Wien bespielt werden, um Studierende mit maßgeschneiderten Fortbildungsangeboten in ihrem Studium zu unterstützen. Die unterschiedlichen Lautstärkenbereiche werden voneinander getrennt. Ausstellungs- und Veranstaltungszonen sowie Seminarräumlichkeiten unter den historischen Glasdächern der Büchertürme runden das Raumangebot ab.
Energieeffizienz im denkmalgeschützten Architekturjuwel
Im Zuge der Sanierung wird die alte Heizungsinstallation komplett erneuert. Wo es baulich möglich ist, sind Niedertemperaturheizflächen wie Fußbodenheizungen oder Deckenkühlungen geplant. Die bestehenden mechanischen Lüftungsanlagen werden dort erneuert, wo es der Energieeffizienz dient, und gegen moderne energieeffiziente Lüftungen mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungsanlagen getauscht. Die durchdachten Raumstrukturen erlauben eine gezielte Temperierung und Lüftung der Räume. Zur Beleuchtung kommen energiesparende LED-Lampen zum Einsatz, die individuell gesteuert werden. Geheizt wird mit Fernwärme, im Zuge der Sanierung wird auch der Bibliothekstrakt an die im Haus vorhandene Fernkältezentrale angeschlossen.
Neues Bücherdepot am Stadtrand schafft Platz - Zeitplan für Bibliothekssanierung
Die Bibliothek der Universität Wien wurde 1365 zusammen mit der Universität gegründet und ist damit die älteste Universitätsbibliothek im deutschen Sprachraum. 1884 wurden die damals 300.000 Bände der Hauptbibliothek in das neu erbaute Hauptgebäude am Ring übersiedelt, das sein Erbauer Heinrich von Ferstel vorsorglich für 500.000 Bücher ausgelegt hatte. Auf die Dauer hat das nicht ausgereicht – denn der Bestand der Hauptbibliothek ist auf 2,7 Millionen Bände angewachsen. Nun soll ein eigenes Bücherdepot am Stadtrand diese Bestände aufnehmen und damit im Hauptgebäude Platz für Studierende geschaffen werden.
Das neue Bücherdepot wird ab Herbst 2023 errichtet. Nach seiner Fertigstellung Ende 2024 wird ein Großteil des Buchbestands aus der Hauptbibliothek in das Bücherdepot in Wien-Floridsdorf übersiedelt. Anfang 2025 kann mit der Sanierung der Bibliothek am Ring begonnen werden, die voraussichtlich zwei Jahre dauern wird. In der Zeit wird der Bibliotheksbetrieb provisorisch weitergeführt. Der historische Große Lesesaal bleibt in seinem Erscheinungsbild erhalten, Haus- und Elektrotechnik werden aber erneuert.