Wer sind die Gewinner/Verlierer der Digitalisierung in der Immobilienbranche? Disruption – weiterhin der Megatrend 2018? Oder ist der Hype vorbei?
Ich denke, man muss grundsätzlich zwischen einer Automatisierung von bestehenden Abläufen und innovativer Digitalisierung, aus der neue Funktionalitäten oder Produkte hervorgehen, unterscheiden. Derzeit sehe ich diesbezüglich noch wenig Innovation in der Branche. In anderen Worten: Disruption hat meiner Meinung nach noch nicht stattgefunden. Das kann aber auch am starken Branchenwachstum liegen, durch welches die Differenzierungspotentiale von Innovatoren noch nicht sichtbar sind. Bei geänderten Rahmenbedingungen, verlangsamtem oder gar keinem Wachstum werden neue Business Modelle über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Steuern wir auf die nächste Immobilienblase zu?
Immobilienblasen entstehen in der Regel dann, wenn Banken in der Finanzierung zu exzessiv bzw. aggressiv sind. Ein Beleg dafür, dass wir uns aktuell so einem Umfeld annähern, sind LTV Finanzierungen, welchen Fremdkapital von teilweise bis zu 90 Prozent zugrunde liegt. Dadurch werden Projekte realisiert, die jahrelang auf Eis gelegen sind. Gleichzeitig erleben wir einen weiteren Anstieg der Grundstückspreise als auch der Baukosten. All diese Faktoren sind Anzeichen dafür, dass die Anspannung am Markt auf einen Kulminationspunkt zusteuert.
Wie wird sich der demografische Wandel auf die Immobilienwirtschaft auswirken?
In den Ballungsräumen profitiert die Immobilienwirtschaft definitiv von der demografischen Entwicklung. Die nachhaltig steigende Nachfrage nach Wohnraum und neuen Wohnformen wird getrieben durch den Trend zu Single-Haushalten, den immer noch zunehmenden Quadratmeterkonsum pro Haushalt sowie der Tatsache, dass wir älter werden und der Zuzug in die Städte steigt. Eine anhaltend hohe Nachfrage nach leistbarem Wohnraum bei gleichzeitig steigenden Gesamtinvestitionskosten in der Errichtung (Grundstückskosten, Smart Wohnen, ökologische Vorgaben, etc.) hat die reale Gefahr zur Folge, dass die Politik in die Mietpreisgestaltung eingreift und somit auch die Entwicklung der Grundstückspreise beeinflussen könnte.
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2018?
Unsere Herausforderung für heuer und auch die kommenden Jahre wird es sein, die erfolgreiche Entwicklung von ADEQAT weiter zu führen, aber auch das starke Wachstum der letzten Jahre zu verkraften und das Unternehmen auf dem erreichten Niveau nachhaltig zu stabilisieren. Gleichzeitig wollen wir flexibel bleiben, um auch bei veränderten Marktbedingungen effizient agieren zu können.
Wie werden sich die Rahmenbedingungen für die österreichische Immobilienwirtschaft durch die politische Landschaft verändern?
Das Regierungsprogramm geht in rund zweieinhalb Seiten auf immobilienwirtschaftliche Themen ein. Insbesondere steht ein mögliches neues Mietrecht zur Diskussion. Ein transparenteres und in Teilen eigentümerfreundlicheres Mietrecht könnte jedenfalls eine nachhaltige Belebung der Branche nach sich ziehen und internationales Kapital für den österreichischen Markt gewinnen. Als gelernter Österreicher glaube ich an konkrete Maßnahmen aber erst dann, wenn ich klare Anzeichen dafür sehe.