Das umstrittene Heumarkt-Bauprojekt von Michael Tojners Wertinvest befindet sich seit zwölf Jahren in der Warteschleife. "Ich hoffe, dass bald eine Entscheidung der Stadt Wien getroffen wird, wie man mit dem Projekt umgeht", sagte Tojner im APA-Gespräch. Deutliche Kritik übte der heimische Investor an der UNESCO, die seit Jahren den Welterbestatus Wiens durch das Projekt gefährdet sieht: "Es ist absurd wie diese Behörde agiert."
Die UNESCO erklärte Mitte Juli, dass Wiens historisches Zentrum zumindest ein weiteres Jahr auf der "Roten Liste" der gefährdeten Welterbestätten bleibt. Hauptgrund ist weiterhin das anvisierte Bauprojekt am Wiener Heumarkt. Wien erhielt aber eine Perspektive, 2025 die "Rote Liste" verlassen zu können."Wir haben mit der UNESCO jemanden, der nicht genau sagt, was er will und was er nicht will", kritisierte Tojner.
Während die Wertinvest von Tojner als Bauwerber auf die Heumarkt-Baugenehmigung wartet, harrt man auch im Wiener Rathaus der Dinge. Denn aktuell beschäftigt die Causa erneut die diversen Instanzen. Betroffen ist ein Beschluss der Landesregierung, wonach eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nicht nötig ist. Gegen den entsprechenden Bescheid haben Umweltorganisationen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht (BVG) eingelegt. Auf die Entscheidung des BVG werde nun gewartet, bevor weitere Schritte gesetzt werden können, berichtete ein Sprecher von Bau-Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) der APA.
Das geplante Bauprojekt am Heumarkt wurde mehrfach überarbeitet und beschäftigt seit Jahren die Wiener Lokalpolitik. Die Wertinvest reichte drei Bauvarianten bei der Stadt Wien ein. Mitte 2023 präsentierte man eine adaptierte Variante. Der Neubau des Hotel Intercontinental ist in den damaligen Plänen mit 47,85 Meter Höhe dimensioniert, die 56,5 Meter hohe "Wohnscheibe" soll im rechten Winkel dazu errichtet werden. Zwischen Hotelkomplex und Konzerthaus soll sich das Heumarktgebäude befinden, unterhalb der "Hotel- und Wohnflügel" sind eine frei zugängliche Stadtterrasse und ein Konferenzzentrum geplant. Der Entwurf sieht außerdem eine zentrale Freifläche von etwa 6.000 Quadratmetern vor, die im Winter als Eislauffläche für den Wiener Eisverein dienen und sonst als öffentlicher Platz mit u.a. Schanigärten fungieren soll.
Der von Wertinvest im Vorjahr anvisierte Heumarkt-Baubeginn im Jahr 2026 ist laut Tojner eher nicht zu halten. Das mit fast 300 Mio. Euro budgetierte Projekt würde die heimische Bauwirtschaft ankurbeln, sagte der Investor. Bisher habe er aber nie an dem Projekt gezweifelt - wobei auch Tojners Geduld irgendwann enden dürfte: "Ich bin jetzt 58 Jahre alt. Mit 70 baue ich es nicht." (apa)