Same procedure as last year? Same procedure as every year! Wenn die angekündigten 70.000 Teilnehmenden aus 197 Mitgliedsstaaten zu der jährlich stattfindenden COP28 in Dubai zusammenkommen, dann ist es wie auf einer Klassenfahrt. Man kennt sich, schätzt sich oder beäugt sich kritisch. Man verbringt ein paar intensive Tage miteinander – und hofft, danach in der Gemeinschaft einen großen Schritt vorangekommen zu sein. Dabei haben die Gastgeber 2022 selbst eine der höchsten CO2-Emissionen pro Kopf weltweit verursacht. Wahrscheinlich werden die hiesigen Klimakleber sich dort wieder nichts trauen.
Hand aufs Herz: Können Sie in zwei verständlichen Sätzen den Unterschied zwischen ESG und der EU-Taxonomie erklären? Als Abonnent der mittlerweile in Dauerschleife laufenden ESG-Festspiele könnte man den Eindruck bekommen, dass die Möglichkeit, auch mal die Treppe hochzusteigen, für einige der Hauptgrund einer Teilnahme sein könnte. Manche Referenten lesen dann stoisch aus den Verordnungen vor während andere kryptisch mit ihren ausgiebigen Wortspenden das faszinierte Auditorium verwirren und mit der Fan-Crowd Nachhaltigkeits-Bullshit-Bingo spielen. Ein Highlight sind immer die „SchachtelfrageninklusiveSelbstbeantwortungderselbigenSätze“ von bisher vernachlässigten Klimaprofis im Plenum.
Wir Immobilienmenschen sind in unserem Schaffen naturgemäß durch zwei Umstände geprägt: die fast schon beispielhafte Uneitelkeit unseres Daseins gepaart mit der unumstößlichen Gewissheit, dass wir stets auf der richtigen Spur wandeln, zum Wohle der eigenen Gesellschaft sowie des gerne erwähnten Allgemeinnutzens. Andere wandeln mittlerweile auf den Pfaden des Konzepts des „klimatischen Handabdrucks“: eine Messgröße für positives Handeln – ein optimistischer und motivierender Gegenentwurf zum „Fußabdruck“. Ausschlaggebend sind nicht unsere Klimasünden, sondern das, was wir richtig machen. Wenn der Einzelne seine Emissionen nicht mehr viel stärker verringern kann, kommt also sein Wirken in der Gesellschaft ins Spiel. Anstatt der vielen Scham-, Schuld- und Scheinheiligkeitsdebatten können wir stattdessen überlegen, was wir gemeinsam an den Strukturen verändern können.
Auch politisch bleibt es weiter interessant: Kaum ist der Mietendeckel fast wieder in der Schublade verschwunden, kommt der Vorschlag der Fraktion „Vanilleeis-für-alle-außer-se-san-net-unsere-Leit“, mit leistbarem Wohnen im Verfassungsrang, gepaart mit der rückwirkenden Aufhebung der Richtwerte 2022 und 2023. Black-Friday-Super-Sonderangebote quasi. Schön auch der Hinweis eines Kommentators, man solle bei der Gelegenheit doch gleich die Inflation mitverbieten. Hat aber mal wieder nicht jeder verstanden.
Letztens habe ich meine Nachbarin gesehen, wie sie mit ihrem Hund gesprochen hat. Die arme Frau war offensichtlich der Ansicht, dass der Hund sie versteht. Als ich heimkam, habe ich das meiner Katze erzählt – wir haben dann noch lange herzlich darüber gelacht.