Im Jahr 2021 erhöhte sich der Bauproduktionswert für den Hochbau um plus 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 41,8 Milliarden Euro. Damit wurden um beinahe 4,7 Milliarden Euro mehr investiert als im Jahr davor. Im Wohnbau wuchs die Bauproduktion um 2,5 Milliarden Euro bzw. plus 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 23,9 Milliarden Euro, im Nicht-Wohnbau um 2,2 Milliarden Euro bzw. plus 13,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 17,9 Milliarden Euro. Angeschoben wurde das Geschäft in beiden Gebäudetypen von Neubau und Renovierung gleichermaßen.
Allerdings war das substanzielle Wachstum zu einem erheblichen Teil auf rasch steigende Preise zurückzuführen. Über die Höhe dieses Anteils gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Laut Baupreisindex von Statistik Austria (BPI) erhöhten sich die Baupreise im Hochbau letztes Jahr um durchschnittlich acht Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Bekanntermaßen bildet der Baupreisindex im Hochbau jedoch schwerpunktmäßig den Preisauftrieb im großvolumigen Objektneubau ab. Bauvorhaben im Bereich der Sanierung sowie kleine Neubauprojekte werden kaum berücksichtigt. Genau dort entwickelt sich aber die Arbeitsproduktivität seit Jahrzehnten rückläufig, weshalb auch die Preise rascher wachsen müssen.
Der Preisauftrieb in diesem Bausegment liegt dadurch signifikant über der offiziellen Preisentwicklung. Gestützt wird diese Annahme durch Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR), in der zur Berechnung der realen Bruttowertschöpfung in der Bauwirtschaft ein Deflator verwendet wird, der signifikant höher ist als der Baupreisindex für den Hoch- und Tiefbau. Beispielsweise erhöhen sich die Baupreise laut Index im Jahr 2020 insgesamt um 2,6 Prozent, laut VGR jedoch um 5,8 Prozent. Auch in den Jahren davor lag die Teuerung in der VGR immer über dem Anstieg des offiziellen Baupreisindex. Legt man diese Differenz im laufenden Jahr auf die Preisentwicklung im Hochbau um, steht ein Preisanstieg um acht Prozent im BPI einem wohl realistischeren Preiswachstum um annähernd zehn Prozent im Vergleich zu Vorjahr gegenüber. Damit weitet sich jedoch die Nachfrage im Wohnbau nur um etwa zwei Prozent aus und im Nicht-Wohnbau um vier Prozent. Und dann bleibt vom angesagten Bauboom nicht mehr ganz so viel übrig, wie vielerorts suggeriert wird. Nebenbei: Die Anzahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft wächst 2021 auch um rund drei Prozent.
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu 30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei Marktanalysen und Projekten.