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Hohe Qualität

Seit ihrer Gründung vor sieben Jahren hat vor allem die ÖGNI maßgeblich dazu beigetragen, dass die Dimensionen der Nachhaltigkeit insbesondere bei Neubauprojekten von Anfang an bei den Entscheidungen der Developer mitgedacht werden.
Gunther Maier

Nachhaltigkeitszertifikate sind heute aus der österreichischen Immobilienwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Seit ihrer Gründung vor sieben Jahren hat vor allem die ÖGNI maßgeblich dazu beigetragen, dass die Dimensionen der Nachhaltigkeit insbesondere bei Neubauprojekten von Anfang an bei den Entscheidungen der Developer mitgedacht werden. Das DGNB-System mit seinen fünf bzw. sechs Qualitäten – der ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen und funktionalen Qualität, der technischen Qualität, der Prozessqualität sowie der nicht in die Endbewertung eingehenden Standortqualität – liefert den Entscheidungsträgern in der Branche einen umfassenden Orientierungsrahmen, an dem sie ihre Projektplanungen ausrichten können. Schaffen Sie es, alle diese Qualitäten in ausreichendem Maße in ihr Projekt einzubauen, so gibt es ein Zertifikat, das die besondere Qualität des Gebäudes auch nach außen dokumentiert.

Aber führen die Nachhaltigkeitszertifikate am Ende des Tages auch wirklich zu besseren und nachhaltigeren Bauten? Bringen sie im Betrieb auch wirklich die besonderen Qualitäten zustande, die die Zertifikate versprechen? Zweifel sind durchaus angebracht. Denn immerhin werden die Auszeichnungen auf der Basis von Planungsunterlagen berechnet und lange vor der Fertigstellung des Gebäudes vergeben. Bewähren sich die „Blue Buildings“ im Betrieb dann auch tatsächlich?

Diese Frage hat sich eine Gruppe von Studierenden meiner Immobilien-Lehrveranstaltung an der WU gestellt und versucht, eine Antwort darauf zu finden. Nach einem geeigneten Projekt mussten sie nicht lange suchen; immerhin sind ja alle Gebäude des neuen Campus der WU DGNB-zertifiziert.

Besonders interessierte die Studierenden die „soziokulturelle und funktionale Qualität“. Bei dieser werden für das Zertifikat physikalische Parameter wie Temperaturverläufe, Schallausbreitung, Luftumschlag udgl. gemessen und simuliert. Im regulären Betrieb sind es aber die MitarbeiterInnen, die unter diesen Rahmenbedingungen arbeiten müssen. Ihnen sind die physikalischen Parameter herzlich egal. Sie sollten sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen. Daher haben sich die Studierenden an die MitarbeiterInnen der WU gewandt und sie zu ihrer Zufriedenheit mit den Gebäudebedingungen am neuen Campus befragt. Den Kriterien des Zertifikats folgend erstellten sie einen Fragebogen und erhoben so die Zufriedenheit mit der Raumtemperatur im Sommer, im Winter, der Akustik usw.

Eine der beteiligten Studentinnen, Elisabeth Plank, hat die Befragung im Rahmen ihrer Bachelorarbeit im Detail ausgewertet. Die Ergebnisse liegen nun vor. Sie sind erfreulich positiv, aber auch teilweise verblüffend. Elisabeth Plank fasst zusammen, „dass die Umfrageergebnisse sehr gut ausgefallen sind und sich größtenteils mit dem Zertifikat decken“. Die soziokulturelle und funktionale Qualität ist beim Nutzer wirklich so spürbar, „wie im Zertifikat angegeben“. Über den gesamten Campus und alle Kriterien aggregiert, liefert die Befragung mit 73% der maximal möglichen Punktezahl exakt das gleiche Ergebnis wie die Zertifizierung. Bei einigen Kriterien liegen die Ergebnisse bei 80% oder knapp darunter. Kriterien, die in der Zertifizierung hoch bewertet wurden, erreichen tendenziell auch in der Befragung hohe Zufriedenheitswerte.

Die Ergebnisse können über die verschiedenen Gebäude am Campus WU hinweg ausgewertet werden. Auch hier zeigt sich, dass Zertifikat und Zufriedenheit korreliert sind. Gebäude, die im Zertifikat bei einem Kriterium besonders gute Werte aufweisen, erreichen auch bei den dort tätigen MitarbeiterInnen besonders hohe Zufriedenheiten. Die Qualität der Gebäude kommt also bei den Nutzern an und schlägt sich in besonders hoher Zufriedenheit nieder. Schön für die WU und ihre MitarbeiterInnen. Schön aber auch für den Auditor des Projektes und die ÖGNI. Denn die Ergebnisse zeigen deutlich: Das Zertifikat kommt bei den Nutzern an.