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Hohe Risiken für kräftige wirtschaftliche Erholung

IV-GS Neumayer/IV-Chefökonom Helmenstein: Kräftiger Aufschwung möglich, falls Impfstrategie greift – Erreichbarkeit von Nah- und Fernmärkten Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Erholung.
Amelie Miller
Christoh Neumayer VI
Christoh Neumayer VI
© Alexander Müller/VI

Das Jahr 2020 war außergewöhnlich. Die COVID-19-Gesundheitskrise ist trotz umfangreicher Stabilisierungsmaßnahmen zu einer ernsten Wirtschaftskrise geworden. Der in Österreich entstandene wirtschaftliche Schaden in Form verlorener Wertschöpfung liegt aktuell bei 32,5 Mrd. Euro. Neben der Industrie, sind Teile des Dienstleistungssektors wie die Luftverkehrswirtschaft, der stationäre Einzelhandel oder die Kultur-und Sportveranstalter massiv betroffen, fasste Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Chefökonom Christian Helmenstein die aktuelle wirtschaftliche Situation zusammen.

Der Ausblick der Industriellenvereinigung für das Jahr 2021 falle jedoch durchaus optimistisch aus. 

Falls pandemiebedingte Risiken nicht schlagend werden und die Lockdown-Maßnahmen spätestens ab April dementsprechend aufgehoben werden können, gibt es Grund zur Zuversicht, so Neumayer weiter. 

 Von entscheidender Bedeutung sei zudem die rasche Wiederaufnahme des internationalen geschäftlichen und privaten Reiseverkehrs ohne regulatorische Einschränkungen spätestens bis Juli sowie intakte Lieferketten.

Wenn wir das schaffen, dann besteht aus unserer Sicht die Chance auf einen der stärksten Aufschwünge der letzten 20 Jahre, hielt der IV-Generalsekretär fest.

Die Prognosen würden jedoch maßgeblich davon abhängen, ob die Impfstrategie planmäßig umgesetzt werden kann und etwaig neu auftretende Virusmutationen keine restriktiveren Maßnahmen erforderlich machen. Gerade in der aktuellen Phase würden zudem praxistaugliche Kriseninstrumente eine maßgebliche Rolle spielen. 

Es ist daher erfreulich, dass mit dem Homeoffice-Maßnahmenpaket ein wichtiger Schritt gelungen ist, um Flexibilität für Unternehmen und Beschäftigte sowie Rechtssicherheit für alle Beteiligten sicherzustellen, so Neumayer.

 Auch betriebliche Testungen müssten einen hohen Stellenwert haben, Teil einer nationalen Teststrategie sein und die Betriebe in der Umsetzung bestmöglich unterstützt werden.

Belastungen oder bürokratische Hürden darf es dabei für die Betriebe nicht geben – all das würde die Bemühungen zur Pandemiebekämpfung untergraben, stellt der IV-Generalsekretär klar. Entscheidend ist der niederschwellige Zugang sowohl zu Tests, wie zu Impfungen. Hier spielen Unternehmen bereits eine signifikante Rolle und können dies noch mehr tun. Begleiten werde uns auch weiterhin das Thema Fachkräftemangel, der in der Phase des Aufschwungs zur Wachstumsbremse werden kann, weshalb wir verstärkt auf Qualifizierung setzen müssen.

Die Wirtschaft hat durch COVID-19 einen historischen Einbruch binnen kürzester Zeit erlitten, sodass schon deshalb ein überdurchschnittlich starker Rebound-Effekt im Vergleich zu einer üblichen Rezession zu sehen sein sollte, ergänzte IV-Chefökonom Christian Helmenstein.

Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe spezifischer Faktoren, die einen kräftigen Aufschwung erwarten lassen. 

Dazu zählt die Normalisierung der Sparquote von ihrem derzeit nahezu verdoppelten Niveau aus, die wiederhergestellte Erreichbarkeit von Nah- und Fernmärkten der österreichischen Industrie und der Tourismuswirtschaft sowie ein hoher Nachfrageimpuls aus der Investitionsprämie, so der IV-Chefökonom

Hinzu komme noch die allmähliche Verringerung der wirtschaftspolitischen Unsicherheit mit der Ratifizierung des Post-Brexit-Abkommens und mit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten.

Die Ergebnisse der aktuellen IV-Konjunkturumfrage

Das IV-Konjunkturbarometer, welches als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt wird, verbessert sich von 6,1 Punkten auf 26,2 Punkte. Dieser Anstieg ist sowohl auf eine Verbesserung des Geschäftsganges im Vergleich zum Vorquartal als auch auf aufgehellte Aussichten auf Sicht eines halben Jahres zurückzuführen. Dementsprechend liegt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage nunmehr bei 26 Punkten nach zuvor 8 Punkten. Parallel dazu ziehen auch die Geschäftserwartungen auf Sicht von sechs Monaten von 4 Punkten auf 27 Punkte an. 

Die aufgehellte Einschätzung der aktuellen Geschäftslage wie der Geschäftsaussichten hängt wesentlich damit zusammen, dass bei den Gesamtauftragsbeständen eine deutliche Zunahme von 10 auf 29 Punkte zu verzeichnen ist. Noch kräftiger zieht die Komponente der Auslandsaufträge trotz der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar an, die sich von 0 Punkten auf 28 Punkte verbessert. 

Aus diesen Gründen liegen die Produktionserwartungen in saisonbereinigter Betrachtung nunmehr bei 22 Punkten und damit auf einem Wert, der ein kräftiges Anziehen der Produktion ab dem Frühjahr erwarten lässt. Damit zusammenhängend nähert sich der Indikator für den Beschäftigtenstand allmählich wieder der neutralen Zone. Der aktuelle Wert beträgt zwar noch -3 Punkte, allerdings handelt es sich dabei um einen konjunkturkonform nachlaufenden Effekt einer zentralen Arbeitsmarktvariable. 

Bei den erzielbaren Verkaufspreisen ist ein Vorzeichenwechsel zu verzeichnen. Nunmehr rechnet eine kleine Mehrheit der Respondenten mit leicht steigenden Preisen (Saldo +7 nach -16). Die je nach Wirtschaftszweig, mitunter sogar je nach Produktportfolio zum Teil stabile, zum Teil katastrophale Mengenentwicklung mit einem bis dato hohen Preisdruck setzt den Unternehmen ertragsseitig jedoch noch erheblich zu (Saldo +3 nach -10). Mit der verbesserten Mengenkonjunktur in Verbindung mit leicht anziehenden Verkaufspreisen zeichnet sich nach einer langen Durststrecke von über zwei Jahren nunmehr wieder eine für einen investitionsgetragenen Aufschwung dringend erforderliche Verbesserung der Ertragsaussichten ab (Saldo +16 nach -1).  

Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode 

An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 394 Unternehmen mit rund 272.000 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.