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„Hol dir, was dir zusteht“

Geht es nach SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder sollen frei finanzierte Wohnungen nach 20 Jahren reguliert werden und dann in den Geltungsbereich des Mietrechtsgesetzes kommen. Schon im Land des real existierenden Sozialismus, der DDR, ist man mit ähnlichen Konzepten gescheitert.
Michael Neubauer
Michael Neubauer

Die Renditen für Wohnungsneubauten sind in Wien auf ähnlichem Niveau – ca. 3 Prozent Innenstadt und Villenlagen, rund 4 Prozent in Flächenbezirken – wie jene am Büroimmobilienmarkt, sodass dieser Markt auch für Investoren zunehmend interessanter wird. „Das Marktpotenzial ist groß und wir sehen ein vermehrtes Interesse von Investoren am Wiener Wohnungsmarkt. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, einen ersten Report zu erarbeiten, der einen Überblick über aktuelle Wohnneubauprojekte mit mehr als 20 Wohneinheiten gibt“, so CBRE Österreich im Marktüberblick „Mehrgeschossiger Wohnungsneubau in Wien“. „Investoren sind primär an freifinanzierten Mietwohnungen interessiert, da diese keinen Beschränkungen bezüglich Miethöhe oder Baukosten unterliegen“, so Georg Fichtinger, Head of Investment Properties, CBRE Österreich. 2017 werden in Wien für Investoren interessante 1.600 freifinanzierte Wohneinheiten fertig gestellt, 2018 voraussichtlich ca. 2.700, um ca. 67 Prozent mehr. Durch die gesteigerte Neubauleistung sowie den generell hohen Wohnraumbedarf ergeben sich vielfältige Investmentoptionen für Investoren – und das in beinahe allen Wohnlagen Wiens. Das so plötzlich aufkeimende Interesse am Wiener Wohnbau ist leicht erklärt. Im Office- und Retail-Bereich ist nicht mehr viel zu holen. Die Preise sind am Plafond. Höhere Mieten – vor allem bei Prolongationen und/oder Zweit-Vermietungen - unrealistisch. Wie sollen sich Unternehmen angesichts der aktuellen Wirtschaftslage auch höhere Mieten leisten können. Zudem steht außer Streit, dass Wohnraum gebraucht wird. Dass die Nachfrage einbrechen könnte ist eher unwahrscheinlich. Dass man, wenn man von den Fertigstellungszahlen für 2018 ausgeht – in ganz Wien 2700 Käufer findet, die sich Wohnraum um 4000 bis 500 Euro pro Quadratmeter leisten können, davon ist auszugehen. Siehe Erfolgsgeschichte LAENDYARD: Ein Jahr vor Fertigstellung konnten die Joint Venture-Partner JP Immobilien und CA Immo 90 Prozent der 270 Eigentums- und Vorsorgewohnungen bereits verkaufen. Eine kleine Randbemerkung sei noch gestattet: Der Markt für Luxuswohnungen schwächelt – mit dem Ableben ist zu rechnen. Die gute Nachricht: Es werden mehr freifinanzierten Mietwohnungen gebaut. Die schlechte Nachricht: Diejenigen, die sich heute keine freifinanzierte Mietwohnung leisten können, werden sich, auch bei stärkerer Bauaktivität, eine solche in Zukunft auch nicht leisten können. Damit ich nicht missverstanden werde: Es ist nicht Aufgabe privater Investoren leistbares Wohnen für jedermann zu schaffen. Es wäre aber Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass es auch privaten Investoren möglich ist, leistbares – und nicht nur leistbareres - Wohnen für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. „Hol dir, was dir zusteht“ sollte auch im sozialen Wohnbau gelten. Dafür müssen aber zuerst diejenigen das wieder hergeben, was ihnen – vielleicht rechtlich, aber nicht im Sinne sozialer Gerechtigkeit – nicht zusteht. Die SPÖ will aber einen anderen Weg gehen. Geht es nach SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder sollen frei finanzierte Wohnungen nach 20 Jahren reguliert werden und dann in den Geltungsbereich des Mietrechtsgesetzes kommen. Fehlt nur noch, dass die Wohnungsvergabe dann über Wiener Wohnen laufen muss. Für Schieder ist das ein „modernes Mietrecht“. „Wir brauchen mehr Neubau, weil die aktuell rund 50.000 neuen Wohnungen pro Jahr unter dem Bedarf liegen. Und wir brauchen endlich ein modernes Mietrecht, das für möglichst alle Mietwohnungen gilt und eine klare Begrenzung der Miethöhe vorsieht“, erläutert Schieder. Das einheitliche Mietrecht soll bundesweit gelten und für alle Wohnungen. Schon in der DDR, im Land des real existierenden Sozialismus, ist man mit ähnlichen Konzepten gescheitert. Wer unter diesen Rahmenbedingungen in den Wohnbau investieren soll - diese Antwort bleibt Schieder schuldig.