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Holzindustrie will wegen Kriegs wegbrechende Mengen selbst schlägern

Wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine sind große Mengen an Holz aus diesen beiden Ländern sowie aus Weißrussland derzeit nicht für Europa verfügbar. Dabei handelt es sich um rund 10 Prozent des europäischen Verbrauchs im Vorjahr.
Amelie Miller
Holzindustrie
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Dieses Holz will die Holzindustrie, auch die österreichische, nun selbst schlägern - sieht sich aber durch die Umweltpolitik eingeengt.

Im Jahr 2020 wurden in Österreich fast 17 Millionen Festmeter Holz in Österreich geerntet, 2021 dürften es etwas mehr gewesen sein. Die Nachhaltigkeitsgrenze liege bei 22 Mio. Festmeter, hier sei also noch Luft nach oben: 25 Prozent des Zuwachses würden derzeit im Wald bleiben, sagte Markus Schmölzer, Vorsitzender der heimischen Sägeindustrie, bei einem Online-Pressegespräch.

Österreich sei als Schnittholzproduzent derzeit die Nummer 4 in Europa und an 9. Stelle weltweit mit zuletzt 10,8 Mio. m3 Schnittholz im Jahr. Kurzfristig könne man ungefähr 5 Prozent mehr produzieren, also fast 11,5 Mio. m3. Damit könnte Österreich einen Teil der russischen Importe ausgleichen, so Schmölzer. 2021 führte Österreich 146.000 m3 Nadelschnittholz aus Russland ein. Ein Plus von 5 Prozent bei unserer Produktion bedeute 700.000 m3. "Damit könnten wir uns selbst versorgen und zusätzlich in die EU liefern", argumentierte der Sägeindustrievertreter, der auch Funktionär im Fachverband der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ist.

Dass in der EU womöglich umfangreiche Waldflächen für die Holzernte gesperrt werden, lehnen die Branchenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Sie haben deshalb ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet, mit dem sie sich im Sinne des "Green Deal" gegen die Entwürfe der EU-Forst- und der EU-Biodiversitätsstrategie wenden.

Das Ziel, mindestens 10 Prozent der Landfläche unter strengen Schutz zu stellen, sei grundlegend zu überdenken, da bei einer Umsetzung solcher Vorgaben in der EU circa 40 Prozent weniger Holz zur Verfügung stehen werde. Wichtige Ziele der EU-Politik wie eine Dekarbonisierung des Wohnbaus und eine beschleunigte Energiewende seien so nicht zu erreichen. Zudem würde die Importabhängigkeit von Russland auch bei Holzprodukten zunehmen. "Die Wertschöpfungskette Holz muss in Europa gestärkt werden", wird gefordert.

Zur Renewable-Energy-Directive der EU wird gewarnt, dass alle über die RED-II-Richtlinie hinausgehenden kostentreibenden Faktoren aus dem Richtlinien-Entwurf zur RED II entfernt werden sollten. Holz sei wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Energiewende, und für die Holzverwendung sei nach einer mehrfachen stofflichen Nutzung eine energetische Nutzung sinnvoll, heißt es in dem Drei-Länder-Manifest. Betreffend die Land Use, Land-Use-Change und Forestry-Verordnung (LULUCF) stehe der Ansatz der EU-Kommission einem größtmöglichen Klimaschutzeffekt entgegen, nämlich der Verwendung von Holz und der Substitution von fossilen Rohstoffen und energieintensiven Materialien durch den nachwachsenden Rohstoff. Brüssel plane zwar eine höhere Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern, übersehe aber, dass ältere Bäume im Vergleich zu jüngeren weniger speichern könnten. Ein verjüngter Wald könne anders als überalterte Bestände erneut CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. (apa)