News

Home Automation verbindet Sicherheit und Komfort

Die Heimautomatisierung bringt das wachsende Bedürfnis nach Sicherheit mit dem Streben nach immer mehr Komfort auf einen gemeinsamen Nenner. Zusätzlich bietet das vernetzte Zuhause seinen Bewohnern die Möglichkeit, effizienter mit der Energie hauszuhalten.
Angelika Fleischl

Die Heimautomatisierung bringt das wachsende Bedürfnis nach Sicherheit mit dem Streben nach immer mehr Komfort auf einen gemeinsamen Nenner. Zusätzlich bietet das vernetzte Zuhause seinen Bewohnern die Möglichkeit, effizienter mit der Energie hauszuhalten. Und das besonders Feine daran: Ein Haus, das diese Technologien nutzt, muss nicht von der Planung weg dafür konzipiert sein, auch bestehende Immobilien lassen sich mit einem relativ überschaubaren Aufwand entsprechend adaptieren. Dies gilt für den mondänen Landsitz ebenso wie für eine kleine Mietwohnung in der Stadt, egal ob Alt- oder Neubau, egal ob privat oder beruflich genutzt. Die einzige Voraussetzung sind Strom und ein Internet-Anschluss.

Der deutsche Anbieter Devolo setzt seit Jahren auf Netzwerklösungen, die keinen Eingriff in die Bausubstanz erfordern. So machte sich das Unternehmen anfangs mit Adaptern einen Namen, die einfach an vorhandene Steckdosen angeschlossen wurden, und es so ermöglichten, Computerdaten über die vorhandenen Stromleitungen in einem Haus zu transportieren. Damit wurde es möglich, auch komplexe Computernetze in denkmalgeschützten Objekten einzurichten oder den Internet-Anschluss vom Vorzimmer ins Wohnzimmer und ins Kinderzimmer zu bringen, ohne dass Wände aufgestemmt oder unschöne Kabel quer durch die Wohnung verlegt werden mussten. Die Technologie wurde über die Jahre immer weiter verbessert und verfeinert und schließlich wurde die reine Netzwerktechnik um Komponenten der Home Automation erweitert. Erst dieser Tage stellte Devolo auf der CeBit, ihres Zeichens größte IT-Messe Europas, neue Komponenten, wie etwa einen Wassermelder, einen Feuchtigkeitsmelder und eine Alarmsirene, vor – Sensoren zur Überwachung von Türen und Fenstern sowie Heizungsthermostate, mit denen vorhandene Zentralheizungen nachgerüstet werden können, sind schon länger auf dem Markt erhältlich.

Eine kleine Steuerzentrale wird mit dem Internet verbunden und kommuniziert dann über Funk mit den verschiedenen Sensoren und Aktoren. Devolo setzt dabei auf den so genannten Z-Wave-Standard, der auch von anderen Anbietern wie dem polnischen Unternehmen Fibaro oder der amerikanischen Firma Aeotec unterstützt wird. Bis zu einem gewissen Maß können die Komponenten der unterschiedlichen Hersteller auch gemischt werden, wobei allerdings nicht jede Funktion von jeder Zentrale unterstützt wird. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte bei einem Hersteller bleiben, wer jedoch ein bisschen Freude am Tüfteln und Experimentieren hat, kann durch die Kombination unterschiedlicher Devices von verschiedenen Anbietern zusätzlichen Nutzen für sich Grafik1schaffen.

Das Grundprinzip ist bei all diesen Lösungen dasselbe: Man stellt logische Verknüpfungen zwischen Sensoren und Aktoren her und speichert diese Regeln in einer Zentraleinheit ab. So kann ein kleiner Sensor am Fensterrahmen erkennen, ob das Fenster geöffnet oder geschlossen ist – diese Information lässt sich nutzen, um beispielsweise während des Lüftens die Heizung vorübergehend abzustellen, die Zentrale kann aber auch, wenn das Fenster (oder eine Tür) zu einem Zeitpunkt geöffnet wird, zu dem sich eigentlich niemand im Haus befinden sollte, einen Alarm auslösen. Wie dieser Alarm aussehen soll, kann der Benutzer wiederum selbst entscheiden: Entweder es geht gleich lautstark eine Sirene los, oder es wird ganz still eine SMS an den Wohnungseigentümer, einen Nachbarn oder eine Security-Firma geschickt. Ein Rauchmelder kann in dieses System ebenso eingebunden werden wie ein Wassermelder, der im Fall eines Rohrbruchs anschlägt oder die Bewohner aus dem Schlaf weckt, wenn des Nächtens die Waschmaschine übergeht.

Neben der Sicherheit bieten diese Systeme auch jede Menge Komfort, denn dieselbe Logik, die auf einen Einbruch oder Unfall reagiert, kann auch für geplante und gewollte Aufgaben herangezogen werden – etwa, dass nach Einbruch der Dunkelheit die Rollläden geschlossen werden, bei Regen oder bewölktem Himmel die Markise auf der Terrasse selbständig eingezogen wird, oder Punkt 20 Uhr im Kinderzimmer das Licht ausgeht. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt und durch laufend neue Sensoren und Aktoren, die auf den Markt kommen, lassen sich die Systeme auch immer wieder um neue Aufgaben erweitern. Devolo setzt dabei auf eine möglichst einfache Konfigurierung, während Fibaro es dem Anwender erlaubt, auch anspruchsvollere Verknüpfungen zu erstellen und durch Verändern von bestimmten Parametern die Sensoren noch individueller an die Wünsche des Benutzers anzupassen. Dafür ist die Steuerzentrale von Fibaro aber auch wesentlich teurer. Aeotec wiederum bietet einen Z-Wave-Stick an, mit dem ein herkömmlicher Laptop oder PC die Steuerung des Heimnetzes übernehmen kann – zugegebenermaßen ist allerdings ein PC mit all seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten wesentlich störungsanfälliger als ein System, das speziell für Überwachungs- und Steuerungsaufgaben entwickelt wurde.

Auch AVM, der Erfinder der Fritzbox – einer der am weitesten verbreiteten Internet-Router – setzt seit Kurzem auf Home Automation, wobei hier keine eigene Steuerzentrale benötig wird, sondern die Steuer- und Kontrollaufgaben in den Router selbst implementiert werden. Da einige Fritzbox-Modelle schon seit längerer Zeit imstande sind, neben dem Internetzugang auch die Aufgaben einer Telefonanlage mit digitalen Schnurlostelefonen zu übernehmen, nutzt AVM bei der Heimautomatisierung konsequenterweise daraus abgeleiteten DECT ULE-Standard. Dieser besticht durch eine ausgesprochen hohe Zuverlässigkeit bei gleichzeitig sehr geringem Stromverbrauch. Der Vorteil: Wer bereits eine DECT-taugliche Fritzbox daheim stehen hat, braucht nur die zugehörigen Steckdosen zu kaufen und kann schon mit der Vernetzung seines Heims loslegen. Leider gibt es derzeit aber noch sehr wenige Sensoren, die sich in das AVM-System einbinden lassen.

So wie Z-Wave wird zwar auch DECT ULE von verschiedensten Anbietern unterstützt, wobei eine herstellerübergreifende Interoperabilität derzeit allerdings noch nicht gegeben ist. So stellt beispielsweise Gigaset Elements trotz des DECT ULE-Standards ein in sich geschlossenes System von Sensoren und Aktoren dar, wobei hier vor allem die Sicherheitsaufgaben im Vordergrund stehen. Der Türsensor etwa erkennt nicht nur, ob eine Tür (oder ein Fenster) offen oder geschlossen ist, er reagiert auch auf Erschütterungen, die auf einen Einbruchsversuch hinweisen könnten, und schlägt dann entsprechend Alarm. Der zum System gehörige Bewegungsmelder kann zwischen Menschen und Haustieren unterscheiden und eine Überwachungskamera erlaubt es dem Benutzer, von unterwegs ganz einfach via Smartphone nach dem Rechten zu sehen. Das Gigaset-System ist ausgesprochen einfach aufgebaut und kann auch von Laien innerhalb weniger Minuten installiert und in Betrieb genommen werden, dafür bietet es wenig Spielraum für eigene Verknüpfungen und Ideen.

Auch Panasonic bietet Home Automation auf DECT ULE-Basis an. In Deutschland wurde diesbezüglich eine Kooperation mit Allianz Worldwide Partners abgeschlossen: Glasbruch-Sensoren und Wassermelder alarmieren im Fall des Falles nicht nur den Wohnungsinhaber, sondern leiten gleich automatisch die Bearbeitung des Schadens durch die Versicherung ein. Der Kunde braucht das Equipment nicht zu kaufen, die Finanzierung erfolgt über die Versicherungsprämie. Wie auch bei den anderen Vertretern der DECT ULE-Technologie sind auch bei Panasonic vorerst nur wenige unterschiedliche Komponenten verfügbar, es ist jedoch damit zu rechnen, dass die Produktpalette sämtlicher Hersteller in den kommenden Monaten noch massiv erweitert wird.Grafik2

Unabhängig von anderen Hersteller-Standards ist die High-Tech-Gegensprechanlage „DoorLine Pro“ von Telegärtner. Sie wird über herkömmliche Kupferkabel mit einer Telefonanlage oder einem Internet-Router mit Telefonie-Funktion verbunden und lässt sich über einfache Schaltrelais in ein Home Automation System einbinden. Wenn es an der Tür läutet, wird ein Gespräch zu einem beliebigen Schnurlostelefon oder auch einem Handy aufgebaut. Ganz egal, wo im Haus oder Garten der Besitzer sich gerade befindet, kann er sofort mit der Person, die vor der Tür steht, Kontakt aufnehmen. Da dies auch funktioniert, wenn sich der Benutzer auf Urlaub oder am Arbeitsplatz befindet, kann ein allfälliger Einbrecher nicht sagen, ob das Objekt seiner Begierde gerade leer steht und wird – hoffentlich – unverrichteter Dinge weiterziehen. Um mit möglichst vielen Endgeräten kompatibel zu sein, wurde bei der DoorLine Pro auf eine integrierte Kamera verzichtet; allerdings werden Besitzer einer Fritzbox in Zukunft die Möglichkeit haben, eine eigene Webcam in das System einzubinden. Wenn es dann an der Tür läutet, schießt die Kamera ein Foto und schickt es auf das Handy des Wohnungsinhabers, so dass dieser gleich sieht, wer vor der Tür steht.

Wie jede andere Gegensprechanlage kann auch diese mit einem elektrischen Türöffner verbunden werden, wobei solche Türöffner natürlich ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellen: Zum einen kann jedes elektronische System gehackt werden, zum anderen sind derartige Türschlösser für einen Einbrecher sehr leicht zu knacken, sodass eine nur elektrisch verschlossene Tür ohne Sperrzylinder für viele Versicherungen im Ernstfall als „unverschlossen“ gilt.

Allerdings gibt es auch so genannte Smart Locks, bei denen zumindest das mechanische Problem umgangen wird: Diese Schlösser sind mit einem Motor ausgestattet und bewegen den Sperrzylinder genau so, wie man dies auch mit einem herkömmlichen Schlüssel machen würde. Der in Österreich entwickelte Nuki Keyturner, der in den nächsten Wochen auf den Markt kommen soll, benutzt dazu sogar das vorhandene Türschloss und den zugehörigen Original-Schlüssel. An der Innenseite der Tür wird der Schlüssel ins Schloss gesteckt, dann ein kleines Kästchen darüber montiert, welches den Motor und die Steuerelektronik enthält. In der ersten Phase lässt sich die Tür über ein Smartphone via Bluetooth auf- und zusperren, später soll eine so genannte Bridge dazu kommen, die es erlaubt, den Keyturner über das Internet zu bedienen. Dann soll auch die Integration in ein Heimnetzwerk realisierbar sein.

Der dänische Hersteller Danalock wiederum bietet ein komplettes Türschloss an, bei dem der Zylinder ebenfalls mechanisch bewegt wird und das neben der Steuerung via Smartphone und Bluetooth auch in ein Z-Wave basierendes Home Automation System eingebunden werden kann.