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Hotel: Etwas für Profis

Für Spezialisten. Da in dieser Assetklasse spezielles Know-how erforderlich ist, steht dieser Markt nicht allen Investoren offen. Erfahrung zählt hier besonders.
Walter Senk

Für Spezialisten. Da in dieser Assetklasse spezielles Know-how erforderlich ist, steht dieser Markt nicht allen Investoren offen. Erfahrung zählt hier besonders.

Genau genommen sind es die Zahlen der Nächtigungen. Betrachtet man Österreich, so sind diese relativ stabil mit Ausnahme von Wien – die Stadt weist in den vergangenen Jahren eine stetig steigende Nächtigungszahl auf. Wien ist nach wie vor eine der attraktivsten Destinationen im europäischen Städtetourismus. In den vergangenen zehn Jahren steigerte sich die Zahl der Gästeübernachtungen in Wien um 60 Prozent auf 13,5 Millionen im Jahr 2014. Gleichzeitig vermehrte sich allerdings auch die Anzahl der Betten um etwa 20.000.

Wien ist ein gutes Beispiel, denn die Art, wie wir den Urlaub verbringen, ändert sich. Statt zwei oder drei Wochen in einem Hotel, wird die Urlaubszeit auf mehrere Destinationen und kürzere Zeiteinheiten aufgeteilt. Davon profitieren derzeit die Stadthotels und auch diejenigen, die Wellness für ein paar Tage anbieten. Daher investieren opportunistische Investoren in starke Tourismuszentren wie beispielsweise Rom, Venedig, Barcelona oder eben auch Wien.

Waren es in der Vergangenheit die Büroflächen, die bei den internationalen Investoren dominiert haben, so sind diese in der letzter Zeit umgeschwenkt. In der stärkeren Gewichtung von Hotelinvestments – oder auch Logistik – sehen sie einen Weg, die Performance ihrer Anlagen zu stabilisieren und auch zu diversifizieren.

Ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern: Da in dieser Assetklasse spezielles Know-how erforderlich ist, steht dieser Markt nicht allen Investoren offen. Es ist aber nicht nur viel Wissen bei einer Hotelimmobilie notwendig. Sie haben im Gegensatz zu Büromietern auch eine lange Vertragslaufzeit und das mit nur einem Vertragspartner. In einem Bürohaus sind es mehrere und die Laufzeiten liegen zwischen drei und fünf Jahren, im Hotelsegment können diese aber schon 15 bis 20 Jahre betragen. Das ist auch der Grund, warum Investoren lieber Hotels kaufen, die über einen flexiblen Managementvertrag betrieben werden als über Franchise-Verträge. Erfahrung zählt eben in diesem Segment.

Auf jeden Fall ist für die Investoren derzeit das Hotelsegment äußerst interessant. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Die europäischen Hotelinvestmentmärkte haben sich 2015 bislang positiv entwickelt, wobei Großbritannien, Frankreich und Deutschland die Gewinner sind. Das Investitionsvolumen auf dem europäischen Hotelimmobilienmarkt lag nach Ablauf des ersten Halbjahres 2015 bei rund 10,5 Milliarden Euro. Dieser Wert entspricht rund 85 Prozent des Gesamtvolumens aus dem Jahr 2014. Hotelimmobilien setzen ihren Trend fort und werden im Vergleich zu anderen Nutzungsarten immer attraktiver. Dadurch, dass aber das Vertrauen und die Nachfrage in die Assetklasse Hotel weiter ansteigt, werden die Renditen mittelfristig in den meisten Hotelinvestmentmärkten Europas zurückgehen.

Der Run auf Hotelimmobilien mit Wertsteiger­ungspotential und höheren Renditen führt allerdings auch dazu, dass sich der Fokus der Investoren verschiebt – weg von den europä­ischen Kernmärkten, hin zu Sekundärmärkten. Das könnte auch für Zentral- und Osteuropa eine Chance sein, auch wenn dort in den letzten Jahren noch nicht viele Hoteltransaktionen verzeichnet wurden.


FACTS

  • Hotels sind für Investoren interessant zur Diversifikation des Portfolios
  • Großes Fachwissen erforderlich
  • Starkes Interesse der Investoren in Europa
  • Städtetourismus nimmt zu – Stadthotels in beliebten Destinationen besonders gefragt