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Hotellerie tritt in Strukturwandel ein und erhöht die Preise

"Wir sind am Beginn eines Strukturwandels", sagte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des WKÖ-Fachverbands Hotellerie, am Dienstag. Die Profitabilität der Betriebe litt und leidet laut einer von der WKÖ beauftragten Studie sehr. Nun steigen die Preise um etwa 10 bis 15 Prozent.
Amelie Miller
Hotel
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Bei diesem genannten Wert sagte Kraus-Winkler grundsätzlich dazu, dass die Preiserhöhungen über die einzelnen Hotels hinweg natürlich unterschiedlich ausfallen - auch davon abhängig, wie weit man die Preise bereits im Vorjahr erhöht hat. "Es muss rasch weiterverrechnet werden", fügte Experte Martin Schaffer, Partner bei mrp Hotels hinzu. Auch der Zielgruppenmix der jeweiligen Beherberger spiele eine große Rolle. Habe man Verträge mit Reiseveranstaltern, würden große Sprünge nicht akzeptiert. Einfacher sei eine Erhöhung wenn man auf Plattformen oder mit eigener Homepage Gäste wirbt. Jedenfalls sei der "endgültige Tod der gedruckten Preisliste" erfolgt, "die Preisliste ist tot", sagte Schaffer.

"Viele Betriebe werden beginnen, ihr Geschäftsmodell zu hinterfragen", sagte Kraus-Winkler vor Journalistinnen und Journalisten in Wien. Vielleicht würde unter der Woche aufs Abendgeschäft im Restaurant verzichtet, vielleicht würden einzelne Ruhetage eingeschoben werden. "Bisher wurde aus einer Not heraus gehandelt", bezog sie sich auf die Coronakrise, "jetzt versuchen Betriebe, Strategien aus den Änderungen zu erarbeiten." Es gehe bei vielen darum, sich zu repositionieren.

Zuletzt ist die Profitabilität laut Schaffer um rund 20 Prozent eingebrochen. Vor allem einzelne Pensionen und fast die gesamten Airbnb-Unterkünfte seien vom Markt verschwunden, "gehen aber nicht ab".

Vom beginnenden Strukturwandel sind "alle Hotelkategorien gleichermaßen betroffen", sagte Schaffer, der für die WKÖ eine Analyse nach zwei Jahren Corona erstellt hat. Schwieriger werde es für Betriebe mit tendenziell mehr Mitarbeitern. Diese sind in der gehobenen und in der Ferienhotellerie zu finden.

Eine große Rolle dabei spielt der immense Personalmangel in der Freizeitwirtschaft. Insgesamt fehlen in der Hotellerie und Gastronomie laut Kraus-Winkler rund 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Februar waren knapp 14.000 Stellen zu besetzen, vorgemerkte Arbeitslose im Tourismusbereich gab es 7.000. Kein Wunder dass die WKÖ-Vertreterin einen leichteren Zugang von Arbeitskräften aus Drittstaaten nach Österreich forderte. Hierbei konkurriere man mit anderen EU-Staaten. 72 Prozent der Betriebe sagen, dass der Mitarbeitermangel für sie ein Problem darstellt.

Diese Umfrage der WKÖ mit Rückmeldungen von mehr als 700 Betrieben aus der ersten April-Hälfte zeigt laut Kraus-Winkler auch eine hohe Unsicherheit in der Branche. Sie sprach hierbei vor allem die Inflation an. Denn diese führe nicht nur zu Sorgen bei den Unternehmern, sondern auch zu einer Zurückhaltung bei den Buchungen. Überhaupt würden Buchungen weiterhin immer kurzfristiger: "Die Kurzfristigkeit wird immer kürzer. Inzwischen geht es oft um zwei, drei Tage - manchmal noch weniger. Früher hieß kurzfristig etwa zwei Wochen."

83 Prozent der befragten Betriebe gaben an, dass bei ihnen mehr kurzfristige Buchungen einlangen. Die Flexibilität, die die Kunden wünschen, ermögliche auch Preiserhöhungen, so Kraus-Winkler sinngemäß: "Bei der Kurzfristigkeit geht es nicht um Schnäppchen, es geht um Flexibilität", sagte sie.

Mit der Nachfrage für den Sommer sind aber immerhin 56 Prozent der Hoteliers zufrieden, besagt das Umfrageergebnis. Ein Drittel der Betriebe erwartet sich eine Auslastung von mehr als 70 Prozent, ein weiteres von mehr als 50 Prozent, der Rest weniger.

Die Coronakrise sorgt zumindest vorerst weiter für eine Zunahme der Buchungen von Österreichern in ihrer Heimat. Das kann zu etwas längeren Aufenthalten führen. Auch aus Deutschland gibt es mehr Anfragen, zeigt die Befragung. Bei Gästen aus den Niederlanden, Großbritannien und der Schweiz gibt es hingegen eher Rückgänge.

Ostern verlief für 60 Prozent der Betriebe nicht oder gar nicht zufriedenstellend. 40 Prozent waren sehr zufrieden oder zufrieden.

Kraus-Winkler forderte auch, dass die Stundungen von Corona-Hilfskrediten für viele Betriebe verlängert werden müssten. Diese laufen drei bis fünf Jahre, der Staat trat als Garantiegeber auf, das Geld kommt von der aws, die Banken traten als vermittelnder Vertragspartner auf. Bis zum Stundungsende sind nur die Zinsen zu berappen. "Über das Tilgen wird man wohl erst in einigen Jahren nachdenken können." Schließlich seien schon mehr als zwei Jahre Coronakrise vergangen und der Fortgang der Pandemie sei offen, argumentierte die Unternehmensvertreterin. Am Arbeitsmarkt gehöre die räumliche Flexibilität der potenziellen Mitarbeiter verstärkt. Aber auch die WKÖ biete den Betrieben Hilfen - etwa beim Personalthema mit Webinaren zum Umgang mit Praktikanten. Für die Stadthotellerie und die Nachtgastronomie müsse es weiterhin Coronahilfen geben. Unbedingt brauche es auch Hilfe für Betriebsübergaben und -schließungen - bzw. weniger einhergehende Kosten, so Kraus-Winkler. (apa)