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Hotels kaum mehr investorentauglich

CEO der UBM Thomas G. Winkler über aktuelle Hotelprojekte und plötzlich veränderte Nutzungen von geplanten Projekten.
Lisa Grüner
Winkler_Thomas_UBM
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© Philipp Jelenska

In wie weit und wie nachhaltig hat Corona hat die Situation für die Stadthotellerie verändert?   

 Die Stadthotellerie ist wahrscheinlich eine der von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Branchen. Es wird ein langer und steiniger Weg zurück. Es ist davon auszugehen, dass sich das Reiseverhalten vor allem im Geschäftsbereich grundlegend verändern wird. Es wird in der Stadthotellerie zu Marktbereinigungen kommen. Aus unserer Sicht werden nur gut gelegene, in ihrer Kategorie hochwertige und klar positionierte Hotelprodukte mittelfristig wieder erfolgreich sein.

Wie geht es mit dem geplanten Hotelprojekt LeopoldQuartier weiter?

Im LeopoldQuartier war ein großes Konferenzhotel geplant, dies wird aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen nun definitiv nicht umgesetzt. 

Wird es einer anderen Nutzung zugeführt?   

 Das LeopoldQuartier ist eine der besten Lagen in Wien in dieser Größe, immerhin ein rund 2,3 Hektar großes Areal. Der genaue Nutzungsmix befindet sich aktuell noch in Entwicklung. Auch auf weitreichende Klimamaßnahmen wird beim Bau des Quartiers großen Wert gelegt, denn Green Building ist für uns kein Schlagwort sondern ganz klar die Zukunft. 

Das große Konferenzhotel im LeopoldQuartier wird definitiv nicht umgesetzt.

Wie sieht es mit den anderen Stadthotel-Projekten, die in Bau bzw. in Entwicklung sind aus? 

Bereits im April haben wir entschieden nur jene Hotelprojekte weiter zu verfolgen, die bereits im Bau sind. Viele erachteten das damals als Überreaktion, die sich jedoch jetzt als goldrichtig darstellt. Die Hotelbranche wird sich nicht so schnell erholen und die Investorennachfrage nach Hotelimmobilien ist defacto über Nacht verschwunden. Alle noch nicht in Bau befindlichen „pre-corona“ Hotelprojekte werden einer anderen Nutzung zugeführt. Wir befinden uns im regen Austausch mit den Behörden und haben für fast jedes einzelne Projekt bereits konkrete Pläne – die nach den erfolgten Abstimmungen kommuniziert werden. Das beste Beispiel, wie konsequent wir in der Umsetzung sind, ist der F.A.Z. Tower. Hier war im Gebäudeteil II ein 350-Zimmer Leonardo-Hotel geplant. Jetzt wird es ein Büro neuen Typs.

Beim Leonardo im FAZ-Tower in Frankfurt wurden die Verträge mit dem Betreiber gelöst. Wie sah das Szenario aus?   

Schon Anfang April, als sich viele noch in der Corona-Schockstarre befanden, haben wir proaktiv das Gespräch mit Leonardo gesucht. Für uns war schnell klar, dass an diesem Standort ein Hotel nicht mehr investorentauglich ist und wirtschaftlich keinen Sinn macht – sowohl für uns als auch für Leonardo. Leonardo hat in unseren Gesprächen diese Einschätzung von Anfang an geteilt und der Vertrag wurde im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst.   

Corona hat auch den Büromarkt verändert.

Entstehen dort Büroflächen?   

Ja, im Gebäudeteil II sind 15.000 Quadratmeter Büroflächen geplant. Auch der Büromarkt hat sich durch Corona verändert. Wir glauben nicht daran, dass in Zukunft alle von zu Hause arbeiten werden. Aber es wird flexiblere Büroflächen brauchen, mit mehr Abstand zwischen den Mitarbeitern und einem Gefühl wie zu Hause – „smarte“ Büros. Gleichzeitig müssen Büros auch „green“ sein, nicht als Marketing-Gag sondern mit Substanz. Genau solche Projekte werden immer stärker von Investoren und Mietern nachgefragt und so ein Projekt werden wir an diesem Standort umsetzen.     

Büros müssen zukünftig auch „green“ sein, nicht als Marketing-Gag sondern mit Substanz. 

Wie sehen Sie generell die Entwicklung im 2. HJ 2020? Wie sind die Aussichten für das Jahr 2021?   

 In der zweiten Jahreshälfte bzw. Anfang 2021 wird es zu Marktbereinigungen kommen. Die Banken werden immer restriktiver und auch Mezzanin-Kapitalgeber sind aus gutem Grund nervös. Daraus könnten sich für uns Gelegenheiten ergeben – wir sind bereit diese zu nutzen. Wir verfügen über mehr Liquidität und Eigenkapital als vor Corona. Wir geben nun wieder Vollgas.

Thomas G. Winkler  ist CEO der UBM Development