Der HousingAnywhere International Rent Index Report für das vierte Quartal 2022 zeigt einen ungebrochenen Aufwärtstrend der Mietpreise über alle Immobilientypen (Wohnungen, Einzelzimmer und Studio-Apartments). Ein durchschnittlicher Anstieg von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (13,1 Prozent für Einzelzimmer, 18,3 Prozent für Studios und 11,4 Prozent für Wohnungen) zeigt, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im vergangenen Jahr noch einmal verschärft hat – während die Inflation in der EU mit 9,3 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht hat.
"Der Wohnungsbestand hat nicht mit einer Welt Schritt gehalten, die immer mobiler wird“, sagt Djordy Seelmann, CEO von HousingAnywhere.
Die Mietpreise steigen schneller als die Inflation. Studenten und junge Berufstätige legen ihre Träume auf Eis, weil in den Städten, in denen sie studieren wollen, keine Wohnungen verfügbar sind. Das alles klingt pessimistisch, muss das aber nicht sein. Sobald die Regierungen und Kommunen erkennen, welche Rollen Zugänglichkeit und Verantwortlichkeit spielen können, sind wir einen großen Schritt weiter, den Menschen zu ermöglichen, so zu leben, wie und wo sie wollen.
Betrachtet man die Preissteigerungen im Quartalsvergleich (mit einem Durchschnitt von 3 Prozent), so zeigt sich, dass Einzelzimmer mit einem Anstieg von 6 Prozent weit vor Studio-Apartments (1 Prozent) und Wohnungen (2 Prozent) liegen. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Mietpreise für verfügbare Wohnungen und Studio-Apartments bereits ihren Höchststand erreicht haben und diese Arten von Immobilien möglicherweise nicht mehr erschwinglich sind. Zusätzlich zu einem allgemeinen Mangel an Verfügbarkeit könnten die Menschen dazu getrieben werden, private Zimmer als Alternative zu suchen – was erklären könnte, warum die Mietpreise für Einzelzimmer stärker gestiegen sind.
Im ersten und zweiten Quartal 2022 wurden rekordverdächtige Quartalsanstiege verzeichnet, die den Jahresdurchschnitt auf einen höheren Prozentsatz ansteigen ließen. Dieser anhaltende Trend begann im dritten Quartal 2021, als die Mobilitätseinschränkungen schrittweise aufgehoben wurden. Darüber hinaus war die Hochsaison, die traditionell erst im dritten Quartal beginnt, bereits im zweiten Quartal stark ausgeprägt. Ein Indiz dafür, dass die mangelnde Verfügbarkeit die Menschen dazu veranlasste, ihre Wohnungen früher als üblich zu buchen.
Der Anstieg verlangsamte sich vom dritten auf das vierte Quartal. Dieser Trend ist deshalb interessant, weil er darauf hinweist, dass die Steigerungsrate – wenn sie sich fortsetzt – im Jahr 2023 auf ein moderateres Niveau sinken könnte.
Angesichts der bereinigten Inflationsrate von 9,3 Prozent ist es keine Überraschung, dass viele europäische Regierungen restriktive Maßnahmen ergreifen, um die Mietpreise niedrig zu halten. Mit Blick auf die Zukunft sind preisbasierte Beschränkungen zur Bekämpfung der Symptome steigender Mieten vermutlich jedoch nicht der beste Ansatz. Das kann sich sogar negativ auf die eigentliche Ursache, den strukturellen Angebotsmangel, auswirken. Der jährliche Anstieg der Mieten liegt weit über der Inflationsrate im Jahr 2022. Das bedeutet: Die Lebenshaltungskosten sind nach wie vor einer der Hauptstressfaktoren für die europäischen Bürger. Es zeigt auch, dass die wirtschaftliche Unsicherheit auf absehbare Zeit bestehen bleiben könnte, wenn die Wohnungskrise nicht gemeistert wird.
Mit durchschnittlich 900 Euro für Einzelzimmer, 1.950 Euro für Studios und 2.300 Euro für Wohnungen weist Amsterdam im vierten Quartal 2022 die höchsten Preise für alle Immobilientypen auf, was das Ergebnis jahrelanger, stetig steigender Mieten ist. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der Mietpreise im letzten Jahr, so befindet sich Amsterdam nicht einmal unter den Top 3 der europäischen Städte. Dies weist darauf hin, dass die Preise so hoch geworden sind, dass sie sich langsam einpendeln. Lissabon liegt bei den jährlichen Steigerungen für Einzelzimmer mit 33,3 Prozent an der Spitze, gefolgt von Berlin (28,4 Prozent) und Frankfurt am Main (24 Prozent). Bei den Mieten für Studio-Apartments liegt Rom mit einem Anstieg von nicht weniger als 45,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr an erster Stelle, dicht gefolgt von Hamburg (44,4 Prozent) und Reykjavik (40,4 Prozent). Am stärksten stiegen die Wohnungsmieten in München mit 37,4 Prozent, in Reykjavik mit 31,6 Prozent und in Budapest mit 29,6 Prozent. Diese Zahlen sind zwar besorgniserregend, aber sie resultieren aus der Rückkehr der Mietmärkte zur Ausgangslage und Preisentwicklung vor der Pandemie. Die Zahlen verdeutlichen, wie wichtig ein besseres Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist.