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Immo-Preise derzeit nur 2 Prozent unter Höhepunkt Ende 2022

Getragen durch Neubau - Einbruch bei Immobilienfinanzierungen
Patrick Baldia
Finanzierung
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© AdobeStock | Während sich die Immobilienpreise zuletzt als resilient erwiesen haben, ist es bei Immobilienfinanzierungen zu einem Einbruch gekommen

Die Immobilienpreise haben sich seit Mitte des letzten Jahres trotz hoher Inflation und den damit verbundenen hohen Zinsen stabil gezeigt. "Die Unsicherheit ist groß. Sicher ist nur eines: Der Markt steht am Scheideweg", sagte Raiffeisen-Research-Ökonom Matthias Reith in einer Pressekonferenz am Dienstag. Nach Jahren mit deutlichen Preiszuwächsen erwarte man eine "kontrollierte Abnahme" der Preise.

"Immobilien sind nicht gleich Immobilien. Was wir insbesondere seit Anfang 2022 gesehen haben ist eine regelrechte Zweiteilung des Marktes: Neubauwohnungen auf der einen Seite, gebrauchte Wohnungen auf der anderen Seite", erklärte Reith. Seit Mitte des Vorjahres haben sich neuen Wohnungen verteuert, gebrauchte Wohnungen hingegen verbilligt.

Bestehende Kreditnehmer werden in Zeiten der Zinswende eher nicht in Bedrängnis geraten, erwartet die Raiffeisen Research in einer Aussendung. Potenzielle Verkäuferinnen und Verkäufer hätten Anfang 2022 festgestellt, dass die lange Phase stark steigender Immobilienpreise dem Ende entgegengehe. Mit den ersten Anzeichen sinkender Preise stieg die Zahl der inserierten Objekte deutlich an. Jedoch ist die Menge an Angeboten zuletzt wieder gesunken.

Laut Raiffeisen Research haben die jetzige Inflation und die hohen Zinsen die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen getrübt. Diese schrumpfte im ersten Halbjahr 2023 im Vorjahresvergleich um knapp die Hälfte von 973 Mio. auf 550 Mio. Euro. Besonders bei neugebauten Immobilien erkenne man einen deutlichen Rückgang der Finanzierungen. Nur mehr neun Prozent der Finanzierungen entfielen auf Neubauten, im fiel diese so gering wie noch nie aus. Im gesamten Vorjahr waren es noch 20 Prozent. Im Gegensatz dazu wurden 40 Prozent der vergebenen Darlehen für Sanierung und Renovierung sowie Um- und Zubau verwendet.

"Was wir auch sehen ist ein neuer Trend fürs Ansparen. Der Bausparvertrag hat ein Revival, ist beliebter als nie zuvor", sagte der Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse, Christian Vallant. Durch die höheren Zinsen lohne es sich wieder Geld anzusparen. 2023 wurden 122.000 Bausparverträge in der Raiffeisenbank abgeschlossen.

Die angekündigte Mietpreisbremse ist für die Raiffeisenbank keine effektive Maßnahme. "Im Kampf gegen die Inflation ist die Mietpreisbremse kein Gamechanger, weil die Mieten kein wesentlicher Inflationstreiber im Warenkorb waren", sagte Reith. Die angekündigte Mietpreisbremse könne auch den Anreiz zu Sanierungen verringern.

Die Inflation, die hohen Preise und Zinsen hätten den Markt auch ohne die strengeren Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten, der sogenannten KIM-Verordnung, eingebremst. "Die KIM-Verordnung ist auch ein Beschleuniger der Spirale, um den Markt komplett zur Vollbremsung zu zwingen", so Vallant. (apa)