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Immobilien kaufen – jetzt oder nie?

Eine Immobilienblase ist aufgrund des hohen Eigenkapitaleinsatzes derzeit aber nicht absehbar. Bei Eigentumsprojekten erleben wir, dass bereits über die Hälfte der ursprünglich für den Retailverkauf vorgesehenen Wohnungen als Gesamtimmobilie an Fonds verkauft werden und für den Verkauf an Privatpersonen nicht mehr zur Verfügung stehen.
Amelie Miller
Schwebisch_Gertrude
Schwebisch_Gertrude
© REMG

Die zuletzt stark gestiegenen COVID-19-Neuinfektionen haben in einigen Ländern der Eurozone zu strikten Eindämmungsmaßnahmen geführt und daher wird die Wirtschaftsleistung im 4. Quartal neuerlich zurückgehen. Während der Dienstleistungssektor besonders unter Umsatzausfällen leidet, entwickelt sich die Stimmung im produzierenden Bereich besser. Der Konsum und die Investitionen hingegen sollten sich, trotz der Unterstützungsmaßnahmen der EZB und der Regierungen, insgesamt moderat entwickeln. Dieser historische Wirtschaftsabschwung hat einen strukturellen Wandel ausgelöst, in manchen Branchen müssen Kapazitäten zurückgefahren oder dauerhaft geschlossen werden und Arbeitsplätze gehen verloren.

Staatliche Unterstützungsmaßnahmen zielen darauf ab, möglichst viele Personen im Erwerbsleben zu halten. Allerdings verzerren Kurzarbeitsmodelle die Arbeitslosenrate – zeitverzögert ist damit zu rechnen, dass sie steigt und dass auch Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr zunehmen. Die volkswirtschaftlichen Kapazitäten werden also auch im kommenden Jahr nicht ausgelastet sein. Durch den Überschuss an Arbeitskräften entsteht kein Lohndruck, daher wird die Inflation lange Zeit gedämpft bleiben. Die EZB wird ihr Inflationsziel wohl noch ein paar Jahre nicht erreichen und damit werden auch die Zinsen längere Zeit nicht angehoben werden. Andererseits ist es eine besonders spannende Zeit für Unternehmer und Start-ups, weil Neues entsteht.

Hohe Nachfrage nach Immobilien

Generell beschleunigt und verstärkt COVID-19 bestehende gesellschaftliche Trends. Die Nachfrage von Projektentwicklern, Privatpersonen und institutionellen Investoren nach Immobilien ist weiter ungebrochen. Entscheidend für die Finanzierung wird für Banken künftig mehr denn je die Bonitätseinschätzung und das vorhandene Eigenkapital sein. Unter diesen Voraussetzungen können sich Kunden günstige langfristige Konditionen sichern.

Eine Immobilienblase ist aufgrund des hohen Eigenkapitaleinsatzes derzeit aber nicht absehbar. Bei Eigentumsprojekten erleben wir, dass bereits über die Hälfte der ursprünglich für den Retailverkauf vorgesehenen Wohnungen als Gesamtimmobilie an Fonds verkauft werden und für den Verkauf an Privatpersonen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Große Nachfrage nach Außenbereichen

Die aktuelle Ausgabe Q4/2020 – Immobilien aktuell Österreich – der Österreichischen Nationalbank bestätigt die Einschätzungen der Branche mit Fakten: Preisanstiege für Wohnimmobilien im dritten Quartal 2020 österreichweit auf 9,5 Prozent, nach einem Plus von 5,2 Prozent im zweiten Quartal. Die Vermutung verfestigt sich, dass die Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern durch die COVID-19-Krise (Trend zu Home-Office) auf den verstärkten Wunsch nach Wohnen im Grünen bzw. mit Garten zurückzuführen sind.

Gertrude Schwebisch ist Vorstandsdirektorin in der Sparkasse Neunkirchen und Aufsichtsrätin in Wohnbau-Unternehmen in Wien.