Eltern verkaufen, Kinder zögern – der Generationen-Gap auf dem Immobilienmarkt
Der österreichische Immobilienmarkt verändert sich – besonders spürbar beim Blick auf die Generationen: Während viele Babyboomer ihre Immobilien verkaufen möchten, tun sich jüngere Menschen mit dem Kauf schwer – oder wollen gar nicht kaufen. Der Generationenwechsel zeigt sich deutlich, wie aktuelle Daten von IMMOunited belegen.
Ein Beispiel: Thomas, geboren 1958, kaufte in den 80ern ein Reihenhaus am Stadtrand von Wien. „Wir haben einfach angefangen zu bauen – es war selbstverständlich, dass man sich Eigentum schafft“, erzählt er. Heute denkt er über den Verkauf nach. Seine Tochter Lisa (Jahrgang 1992) lebt zur Miete in der Stadt: „Ich verdiene gut, aber eine Eigentumswohnung in Wien? Utopisch. Ich müsste mich mein ganzes Leben lang verschulden.“
Der Immobilienmarkt steht zwischen diesen zwei Welten: Früher war Eigentum leistbarer, oft mit nur einem Einkommen. Heute verhindern hohe Preise, strenge Kreditvorgaben und wirtschaftliche Unsicherheiten den Einstieg – trotz anhaltender Nachfrage. Junge Käufer:innen denken zudem anders: Sie legen Wert auf Flexibilität, Nachhaltigkeit und Alternativen wie Co-Living oder Mietkauf.
Daten zeigen: Preise steigen, Flächen schrumpfen
Laut IMMOunited zahlen Käufer:innen heute im Schnitt 51 % mehr pro Quadratmeter als vor zehn Jahren. Besonders stark betroffen: die 36- bis 55-Jährigen. Die unter 35-Jährigen kaufen seltener – und wenn, dann kleinere Flächen als früher. Im Schnitt sind ihre Wohnflächen im Vergleich zu vor zehn Jahren um 8 % geschrumpft.
Am teuersten ist es nach wie vor in Wien und Salzburg, am günstigsten im Burgenland. Dort bleibt auch die Wohnfläche stabil: Burgenländer:innen leben weiterhin auf rund 78 m², während es in Salzburg nur rund 68,5 m² sind.
Ältere Käufer:innen (55+) leisten sich in einigen Bundesländern wieder größere Wohnflächen, etwa in Vorarlberg, Kärnten oder dem Burgenland. In Oberösterreich zeigt sich ein gegenläufiger Trend: Dort kaufen jüngere Gruppen derzeit am meisten – und das mit größerer Fläche.
Wer verkauft – und zu welchem Preis?
Die Verkäuferseite wird zunehmend von der Generation 55+ dominiert – etwa in Wien und Tirol. Gleichzeitig erzielen diese Gruppen oft auch die höchsten Quadratmeterpreise. In Kärnten etwa verzeichnen Verkäufer:innen über 55 Jahre aktuell 17 % mehr Transaktionen als jüngere Zielgruppen.
„Der bevorstehende Generationswechsel eröffnet dem Immobilienmarkt enorme Chancen. Was gestern noch Eigentum zur Sicherheit war, wird morgen Raum für neue Lebensentwürfe, flexible Wohnmodelle und nachhaltige Konzepte sein.“—Roland Schmid, IMMOunited-CEO.