Die Immobilienbranche sieht sich vor immer größeren Herausforderungen und steht gewissermaßen vor einem Umbruch. War man in der Covid-Krise wohl einer der Verlierer – jedwede Förderung blieb aus und Vermieter mussten auf Mieteinnahmen verzichten – so ist die Situation danach sogar noch toxischer geworden. Die Bodenpreise explodierten, die Zinsen stiegen und die Vergabe von Wohnkrediten wurde massiv verschärft. Dazu kommen Sanierungspflichten, die noch eine rechtliche Basis vermissen lassen. In diesem Umfeld macht sich die Immobilienbranche viele Gedanken über die in Zukunft immer nötiger werdende Kreislaufwirtschaft, die nicht nur von der EU gefordert wird, sondern eine Notwendigkeit ist, will man Ressourcen sparen und klimaadäquat handeln. Ein Paradigmenwechsel ist also unumgänglich. Dessen ist sich die Branche auch bewusst. Aber Kreislaufwirtschaft heißt auch, Gebäude zu haben, die dies tatsächlich möglich machen. Es muss ein Gebäude sein, dessen Nutzung anpassungsfähig ist. Wir sind uns sicher, dass wir durch eine verbesserte Kreislaufwirtschaft ökologisch handeln und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich sein können. Allerdings wird es ohne die nötigen, umsetzbaren Rahmenbedingungen nicht gehen. Hier ist noch viel zu tun.
EU: Neubau ab 2028 klimaneutral
Vorrangig ist Kreislaufwirtschaft bei Neubauten immer mitzudenken und entsprechend zu planen. Schwierig wird es im Bestand. Hier will die EU den Altbestand in Europa bis 2050 klimaneutral machen, Neubauten sogar schon ab 2028. Das klingt alles gut und richtig und wird mittelfristig das Immobiliengeschehen dominieren. Nur ist der Zeithorizont, den die EU und mittelbar die Nationalstaaten vorgeben, überhaupt realistisch umsetzbar? Zum Beispiel die Umsetzung der geplanten Sanierungspflicht der EU – die Europäische Gebäuderichtlinie (EPDB) –, die besonders schlecht gedämmte Immobilien betrifft: Mit dieser sollen CO2-Emissionen bis 2030 nicht wie bisher um 40, sondern um 55 Prozent gesenkt werden, jeweils verglichen zum Stand von 1990.
Wer soll finanzieren?
Da ist schon die Frage erlaubt, wie sich das alles ausgehen soll. Die Bereitschaft zum Handeln ist gut, aber die Umsetzung wird schon allein wegen mangelnder Fachkräfte kaum möglich sein. Und es stellt sich die wohl wichtigste Frage: Wer soll das finanzieren? Da stehen wir wieder vor der Problematik, dass sich die Politik nicht einig ist, wie das alles rechtlich und finanziell umgesetzt werden kann.
Was in all dieser Problematik – vor allem von der Politik – gerne vergessen wird, ist der Umstand, dass für die Bau- und Immobilienbranche lange Planungszeiträume nötig sind und man von heute auf morgen nichts umsetzen kann. Wer aber heute nicht weiß, wie es in einigen Jahren rechtlich aussehen wird, wird sich jede Ausgabe doppelt überlegen. Ohne Rechtssicherheit keine Investitionsentscheidung!