Der Wiener Immobilienentwickler 6B47 hat für den Jahresabschluss 2022 von der Wirtschaftsprüfungskanzlei ein neues, aber negatives Prüfungsurteil erhalten, wie aus Veröffentlichungen im Firmenbuch hervorgeht. Deloitte hatte 6B47 ursprünglich einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk ausgestellt, diesen jedoch im November 2023 widerrufen. 6B47 kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten, gab sich Ende 2023 aber zuversichtlich, die Restrukturierung zu schaffen.
In dem neuen am 16. Juli 2024 ausgestellten, negativen Prüfbericht heißt es, der Jahresabschluss 2022 entspreche "nicht den gesetzlichen Vorschriften und vermittelt kein möglichst getreues Bild der Vermögens- und Finanzlage zum 31. Dezember 2022 sowie der Ertragslage der Gesellschaft".
Für das Geschäftsjahr 2023 wurde noch kein Jahresabschluss veröffentlicht. 6B47 hat dafür laut Gesetz bis Ende September 2024 Zeit.
6B47 erklärte gegenüber dem Medienportal "Immoflash", dass für den Jahresabschluss 2023 derzeit Gespräche mit Deloitte stattfinden, und es werde angestrebt, bis Ende August 2024 ein positives Prüfungsurteil zu erhalten. Dieses werde, wie es von 6B47 zur APA hieß, "aufgrund der nach wie vor schwierigen Situation der Immobilienbranche in jedem Fall Einschränkungen hinsichtlich des Fortbestands beinhalten".
Wie Deloitte im Prüfungsurteil für 2022 festhält, kam es "beim größten Projekt der 6B47-Gruppe, dem Althan Quartier, zu einer erheblichen Bauzeitverlängerung und Baukostenüberschreitungen, die sich darüber hinaus wegen des deutlich gestiegenen Zinsniveaus negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirkten". Die Fertigstellung des Althan Quartiers - einer 2,4 Hektar großen Baustelle in Wien - ist laut 6B47 für Ende 2024 geplant.
Im Jahresabschluss 2022 ist das Althan Quartier mit einem Gesamtprojektvolumen von rund 570 Mio. Euro angeführt. Das Mega-Projekt war bis zum ersten Quartal 2022 mittels Planungsfinanzierung in Höhe von 111 Mio. Euro durch ein deutsches Kreditinstitut finanziert. Seit der Umfinanzierung ist das Projekt den Angaben von 6B47 zufolge durch vier Darlehen der Raiffeisenbank International AG (RBI) als Konsortialführer von in Summe 360 Mio. Euro mit einer Laufzeit bis 31. Dezember 2024 finanziert. Weitere Konsortialpartner sind die Oberbank, die Raiffeisenlandesbanken Steiermark und Oberösterreich sowie weitere vier heimische Banken.
6B47 betonte am Montag gegenüber der APA, dass durch Verkäufe der Finanzmittelbedarf der 6B47 Real Estate Investors AG aus Sicht des Vorstands bis zum ersten Quartal 2025 gesichert sei. Sollte es zu Planabweichungen kommen, bestehe eine rechtsverbindliche Zusage der Aktionäre, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.
Größter Aktionär der 6B47 Real Estate Investors AG ist seit 2020 die Baustoff + Metall GmbH des 2022 verstorbenen Unternehmers Wolfgang Kristinus. Gegründet wurde 6B47 von Ex-ÖBB-Chef Martin Huber sowie dem Bau- und Immo-Unternehmer Erwin Krause. (apa)