Im Frühjahr bricht im Wiener Rathaus bei Veröffentlichung der Mercer „Quality of Living“-Ranking regelmäßig großer Jubel aus. Denn die Bundeshauptstadt findet sich immer wieder an der Spitze dieses Rankings wieder. Zum mittlerweile achten Mal in Folge ist Wien die Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Mit der höchsten Lebensqualität allein ist aber anscheinend kein Staat mehr zu machen. Denn im Ringen um die EU-Arzneimittelagentur (EMA) bzw. die EU-Bankenaufsicht (EBA) hat Wien den Kürzeren gezogen – und das mit Bravour. Wien war bereits in der ersten Runde der Abstimmung unter den 27 EU-Staaten über den künftigen EMA-Standort mit vier Punkten ausgeschieden. Das bedeutet, dass nur ein anderer EU-Staat – als Drittpräferenz – für Wien gestimmt hat. Die restlichen drei Punkte kamen als Erstpräferenz von Österreich selbst. Die zehn Punkte in Sachen EBA bedeuteten sogar den vorletzten Platz – vor Brüssel, aber hinter Warschau und Prag. Für die Stadt Wien ist trotz dieser Abstimmungsniederlagen alles in Ordnung. Es sei gelungen, „den Bekanntheitsgrad der Stadt als gut ausgestattete Wirtschaftsmetropole zu steigern“, betonte Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) in einer ersten Reaktion. Das nennet man Realitätsverweigerung. Das passt ins Bild: Kritiker sprechen sogar von einer „unprofessionellen, emotionslosen Bewerbung“, welche die Wirtschaftsagentur für die Stadt Wien organisiert hatte. An mangelnden Zugeständnissen, wie 25 Jahre keine Miete oder die großzügige Unterstützung für die 900 von London nach Wien übersiedelnden Mitarbeiter, für die EMA dürfte es wohl nicht gelegen haben: Denn Sieger Amsterdam hatte das teuerste Angebot vorgelegt. Noch dazu wird der für die EMA vorgesehene Vivaldi-Turm beim Sieger nicht einmal rechtzeitig zum Brexit fertig. Die EMA-Beschäftigten müssen also ab Jänner 2019 in ein Ausweichquartier übersiedeln, damit sie später erneut in ihre eigentliche Heimat umziehen. Welche Gründe auch immer den Ausschlag gegeben haben, gilt es zu recherchieren und offen anzusprechen. Eines steht zu 100% fest: nur von Lebensqualität wird es langfristig kein Wachstum geben, ohne Attraktivität und demnach Ansiedelung von hochqualifizierten Jobs verliert unsere Bundeshauptstadt im Wettbewerb und mit Wien verliert langfristig Österreich. Dem gilt es entgegenzuwirken, damit die Wirtschaft brummt und die Immobilienwirtschaft Wohnungen oder Büros entwickeln und vermieten kann. Auch in der Adventzeit sei es erlaubt, dass eine Lobhudelei der hohen Lebensqualität alleine zu wenig ist und es bleibt „In den Sack gelogen …“!