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In einem Boot

Michael Neubauer

Mit einem Ausgabenanteil von 11,5 Prozent sind die Österreicher direkt nach den Briten die fleißigsten Online-Shopper in Europa. Auch dieses Jahr fließt ein wesentlicher Teil der Weihnachtsumsätze in den Onlinekanal. Einer RegioPlan Befragung zu Folge gaben 82 Prozent aller Befragten an, Weihnachtseinkäufe auch online zu tätigen. 48 Prozent planen sogar mehr als die Hälfte des Budgets online auszugeben – vor allem bei Amazon.de. Die Nebenwirkung: Ein Großteil der Ausgaben wird die Grenzen Österreichs verlassen – und das nicht zu knapp. Laut Eurostat befindet sich Österreich, mit 44 Prozent der gesamten Onlineausgaben die ins Ausland fließen, momentan sogar auf Platz eins im Cross-Boarder-E-Commerce Ranking. Keine erfreulichen Nachrichten für den stationären Handel und damit auch für die Shopping-Center Betreiber. Die Frequenzrückgänge in den Handelszonen sind bereits seit längerem zu verzeichnen. Bleibt abzuwarten, ob die Umsatzrückgänge auf der Fläche dieses Jahr erstmalig auch in der Frequenz im Weihnachtsgeschäft sichtbar sein werden. Doch es kommt für den Handel noch dicker. Am Montag dieser Woche einigte sich die EU in Brüssel auf eine Einschränkung des Geoblockings. Diese von Onlinehändlern genutzte „Schranke“ hatte Verbraucher bis dato daran gehindert, (günstigere) Angebote von Anbietern in anderen Mitgliedsstaaten zu kaufen. Es ist zu befürchten, dass in Zukunft noch mehr Umsätze ins Ausland fließen. Die Konsequenz: Die Flächenumsätze werden sinken. Das muss die Shopping-Center-Betreiber auf den Plan rufen, bricht ihnen doch eine Komponente der Mieteinnahmen weg. Fläche oder Umsatz oder eine Kombination reichen für die Bemessung nicht mehr aus. Neue Modelle könnten sich zum Beispiel auch an der Kundenfrequenz orientieren. Neue Konzepte und neue Vergütungsmodelle sind gefragt: Von den Betreibern aber auch vom Handel. Schließlich sitzen beide schlussendlich in einem Boot.