IMMOunited

In Lösungen denken

Angesichts der stark gestiegenen Baupreise und der damit verbunden Zurückhaltung der Bauherren bei Auftragserteilung ist ein Marktrückgang beim Aufzugsbau im Neubau bemerkbar, auch ESG und Energiesparen wird immer mehr zum Thema. Wolfgang Hofmann, Direktor Verkauf Neuanlagen bei KONE im Interview.
Lisa Grüner
In Lösungen denken
© ImmoFokus

Was tut sich aktuell in der Branche?

Angesichts der stark gestiegenen Baupreise und der damit verbunden Zurückhaltung der Bauherren bei Auftragserteilung ist ein Marktrückgang im Neubau bemerkbar. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist jedoch weiterhin gegeben, wir gehen daher davon aus das sich eine Erholung des Marktes in den nächsten Monaten zeigen wird. Besonders betroffen ist der soziale Wohnbau, da in diesem Bereich die hohen Baukosten am stärktes Bremsen.

Im Bereich der Modernisierung und Instandhaltung von Aufzugsanlagen geht es der Branche weiterhin sehr gut. Das Wachstum in diesen Bereichen ist weiterhin ungebrochen.

Gibt es neue Trends bzw. Herausforderungen?

Trends sind eindeutig weiterhin Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und die Digitalisierung. In all diesen Bereichen ist KONE in der Branche Vorreiter und äußerst erfolgreich.

Herausforderungen sind weiterhin die Kostenentwicklungen bei den Rohmaterialien. Diese haben einen Einfluss auf unsere Produktionskosten. Bei den Lieferzeiten von durchschnittlich über einem Jahr, die in der Baubranche benötigt werden, ergeben sich unkalkulierbare Risiken bei den Aufträgen.

Kommen neue Materialien zum Einsatz? Wenn ja, welche und warum?

KONE arbeitet immer mit und an innovativen Lösungen. So auch bei den Materialien. Auch in diesem Bereich setzen wir auf Nachhaltigkeit und Sicherheit. Wir verwenden in den Kabinen smarte Laminate, welche sich bei leichter Beschädigung einfach ausbessern lassen. Ein sehr großer Teil unsere verwendeten Materialien ist wiederverwertbar. Wir verwenden Materialien mit einer „Anti Finger Print“ Oberfläche, die den erforderlichen Reinigungsbedarf auf ein Minimum reduzieren. Durch die Verwendung dieser Materialien wird an Zeit für die Reinigung und Verwendung von aggressiven bzw. ölhaltigen Putzmitteln gespart.

Besondere Beschichtungen, wie z.B. Anti-bakterielle, schützen die Aufzugsnutzer vor unnötiger Bakterienbelastung.

Wie steht es derzeit um das Thema Material- bzw. Ersatzteillieferungen?

KONE hat weltweite Lieferketten, sodass uns die aktuellen Lieferengpässe natürlich auch treffen, jedoch in sehr geringerem Maße, als das in der Baubranche sonst zu sehen ist. KONE fertigt nahezu alle Kernkomponenten selbst und wir sind daher „nur“ von Zulieferungen bei Grundmaterialien abhängig. Dank weltweiter, langfristiger Verträge und gemeinsamer Abstimmung unserer Logistikabteilung mit Lieferanten kommt es nur zu geringfügigen Verzögerungen. Wir arbeiten intensiv daran, gemeinsam mit unseren Lieferanten, die Lieferketten aufrecht zu erhalten bzw. die normalen Durchlaufzeiten ohne Verzögerungen zu erreichen.

Von wo kommen diese?

KONE betreibt in Europa mehrere Produktionsstätten. Auf Grund unserer kurzen Lieferketten werden die meisten Komponenten bzw. Rohstoffe für unsere Produktion von Herstellern mit kurzen Lieferwegen bezogen.

Wurde substituiert?

Da wir stetig an Verbesserungen arbeiten, gehört Substitution zu unserem Alltag. Hier sind wir mit unserem Partner im ständigen Kontakt, um sich ändernde Rahmenbedingungen rasch anpassen zu können.

Gibt es neue Produktionsstätten zb aus Gründen der Lieferbarkeit?

Derzeit sind keine Änderungen bei unserer Anzahl der Produktionsstätten geplant. Bis neue Produktionsstätten fertig sind, vergehen rund 5 Jahre, also ein langer Zeitraum, der sich von der Wahl der Lokalität bis zur Inbetriebnahme zieht.

Wir sehen derzeit keinen Bedarf unsere gut funktionierenden Produktionsstätten zu ergänzen oder zu ersetzen.

Thema Energieeffizienz: Derzeit blicken alle gespannt in den Herbst. Wie steht es bei den Aufzügen um den Einsatz von Energie?

KONE Aufzugsanlagen und Rolltreppen sind seit langem ein Maßstab für energieeffiziente Anlagen. Alle Anlagen haben hohen Energieeffizienzratings und für diesen Bereich mehrere Auszeichnungen erhalten.

Wird weiter an der Energieeffizienz gearbeitet?

Unsere R&D Abteilungen weltweit arbeiten immer an weiteren Verbesserungen hinsichtlich des Energiebedarfs unserer Anlagen.

Zusätzlich will KONE weltweit bis 2030 CO2 neutral sein. Dieses Ziel haben wir in Österreich bereits vor einigen Jahren umgesetzt.

Gibt es nennenswerte Erfolge?

Im letzten Jahrzehnt konnten wir mit unseren neuen Produkten den Energiebedarf um mehr als 40% senken. Die großen Einsparungen wurden somit umgesetzt. Weitere Reduktionen werden in den nächsten Jahren sicher umgesetzt.

Gibt es noch Einsparpotential?

Einsparungspotential zu suchen und umzusetzen ist immer Teil unserer Weiterentwicklung. Hier helfen uns auch unsere digitalen Lösungen wie 24/7 Connected Services. Durch diese Services, welche die Anlagen 24h überwachen und Daten sammeln und auswerten, können wir Nutzerverhalten und Umgebungsbedingungen analysieren und die Anlagen entsprechend effizient betreiben bzw. weiterentwickeln.

Wie hoch ist der Verbrauch einer Liftanlage/pro Liftfahrt?

Der Energiebedarf einer Aufzugsanlage hängt von sehr vielen Parametern ab, wie z.B.: Alter, Ausführung, Nutzung, Tragkraft, Fahrgeschwindigkeit usw. Kosten sind generell schwierig darzustellen, da diese von Bundesland zu Bundesland variieren.

Ein durchschnittlicher Aufzug in Österreich neuester Bauart mit 5 Haltestellen im Wohnhaussegment benötigt ca. 800kWh im Jahr.

ESG: Inwieweit spielt ESG eine Rolle?

Für KONE spielt ESG eine sehr große Rolle und wir setzen die Vorgaben konsequent um. In Österreich sehen wir in der Baubranche generell Nachholbedarf. Während beim gehobenen Bausegment immer mehr Nachfrage besteht, spielt dies beim sozialen Wohnbau kaum eine Rolle. Wir bedauern dies sehr und würden uns wünschen, dass auch in diesem Bereich, mit dem größten Bauvolumen, die ESG Richtlinien verbindlich umgesetzt werden.

Wie verhält es sich bei Zertifizierungen zB ÖGNI, Klimaaktiv etc. – spielen Aufzüge eine Rolle?

Es gibt verschiedene Zertifizierungen in der Baubranche. Für Fördertechnikanlagen finden sich bei Leed und Breeam die meisten Vorgaben. Hier können wir unseren Bauherrn behilflich sein, die höchsten Zertifizierungsratings zu erhalten. Das in Österreich meistverwendete Zertifikat von ÖGNI sieht hinsichtlich der Aufzugsanlagen keine Vorgaben vor.

Gibt es besonders nachhaltige oder sparsame Aufzüge?

Alle KONE Anlagen verfügen über besonders nachhaltige Materialien bzw. geringsten Strombedarf, welche wir, je nach Sinnhaftigkeit, unseren Kunden anbieten.

Bevorzugte Personensteuerung: Gibt es hier neue Ideen/Modelle?

Dies hängt im Wesentlichen von der Nutzung in den Gebäuden ab. Herkömmliche Sammelsteuerungen werden vorwiegend in Wohnhäusern und kleineren Gebäuden verwendet. Bei Hochhäusern, Büros usw,. ist die sogenannte Zielwahlsteuerung immer mehr in Verwendung, weil die Förderleistung gesteigert wird und der Energiebedarf gesenkt werden kann.

In allen Bereichen kommt aber immer mehr die Nutzung von Smartphones zum Einsatz. Mit den Smartphones der Nutzer und einer dafür entwickelten App können Aufzugsanlagen gerufen werden. Nutzer müssen daher vor und in der Aufzugskabine keine Berührungen mehr durchführen, um sicher an ihre Zielhaltestellen zu kommen.

Auch hier gehen die Entwicklungen weiter und wer weiß, vielleicht rufen wir den Aufzug schon morgen mit unseren Gedanken…

Nach dem großen Bauboom mit vielen Aufträgen – wie sehen die nächsten Jahre aus, wenn aufgrund der hohen Kosten weniger gebaut wird?

Wir gehen davon aus, dass sich der Markt auf ein übliches Maß wieder erholen wird, wenn die Baukosten ein wenig nachgeben. Der Bedarf an Wohnraum ist ungebrochen daher sehen wir positiv in die Zukunft.

Wird vermehrt auf den Ersatz von bestehenden Anlagen gesetzt?

Der Trend zur Erneuerung von bestehenden Aufzugsanlagen ist in Österreich schon seit einiger Zeit gut zu beobachten. In vielen Fällen macht die Modernisierung von bestehenden Anlagen keinen Sinn mehr, da die Kosten dafür einer neuen Aufzugsanlage gleichkommen. Mit unseren flexiblen und innovativen Lösungen können wir für fast alle Fälle kosteneffizient Ersatzanlagen anbieten, die auch dann im Betrieb die Kosten für die Eigentümer senken.

Gibt es Innovationen bei Rolltreppen?

Bei den Rolltreppen wird ebenso intensiv an Produkt-Innovationen gearbeitet. Teilweise kommen sogar Lösungen zurück, die wir übergangsweise aus unserer Produktpalette genommen haben. Wie z.B.: den „Direct Drive“. Dieser ermöglicht eine Reduktion des Energiebedarfes. Weiters haben wir mit dem „KONE Handrail Sanitizer“ eine Lösung für die Reinigung der Handläufe, die Viren- und Bakterienbelastung auf bis zu 98% reduzieren.

Wenn in Herbst wieder mit vermehrten Coronainfektionen gerechnet werden muss – welche Konzepte kommen in Liftanlagen zum Einsatz?

Wir haben zahlreiche Lösungen seit Beginn der Pandemie in Verwendung, die eine sichere Nutzung unserer Aufzuganlagen gewährleisten.

Von Luftreinigungsanlagen KONE AirPurifier, über Handysteuerung KONE Elevator Call, antibakterielle Oberflächen, Sonderreinigungsservices, Aufkleber für Nutzungsempfehlungen usw.