Der neue Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Gabriel Felbermayr, sieht den Lohnabschluss der Metaller kritisch, weil sich die Gewerkschaften an der zu erwartenden Inflationsrate orientiert haben. Temporäre Inflationsspitzen könnten sich so verfestigen und Inflationserwartungen selbsterfüllend werden. „Das ist der Kern der Lohn-Preis-Spirale, die für dauerhaft höhere Inflationsraten sorgen könnte“, so Felbermayr. Wegen der hohen Preise für Energie und Vorprodukte sei der "verhältnismäßig hohe Abschluss" für die Industrie eine Herausforderung, so Felbermayr. Auch Wifo-Arbeitsmarktexperte Benjamin Bittschi sprach in einer Stellungnahme von einer hohen Gehaltserhöhung. „Wenn die Arbeitgeber nun sagen, dass das nahe an der Schmerzgrenze ist, ist das nicht Taktik, sondern trifft durchaus zu“.
Auch in Deutschland liegt die Inflationsrat bei derzeit 4,5 Prozent – dem höchsten Wert seit Ende 1993. Auch hier warnen die Ökonomen: „Länger anhaltende angebotsseitige Engpässe, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise stellen Risiken dar." Dadurch könnten eigentlich vorübergehende Preistreiber zu dauerhaft höheren Inflationsraten führen.
Noch hält die Europäische Zentralbank (EZB) trotz hoher Preissteigerungsraten an ihrer bisher geübten Praxis fest. Leitzins und Anleihekäufe bleiben unverändert. Die Europäische Zentralbank (EZB) verändert den Leitzins und den Umfang ihrer Anleihekäufe vorerst nicht. Damit lassen sich die Notenbanker von der derzeit hohen Inflation nicht beeindrucken. Der Leitzins unverändert bei historisch niedrigen 0,0 Prozent - nunmehr seit März 2016. Auch den Einlagenzins für Banken bleibt nach der Entscheidung der EZB bei minus 0,5 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden wie bisher 0,25 Prozent Zinsen fällig. Ebenso wird das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 1,85 Billionen Euro vorerst nicht geändert.
Seit Anfang des Jahres zieht die Inflationsrate im Euroraum kräftig an. Noch im vergangenen Dezember lag sie mit -0,3 Prozent sogar im negativen Bereich. Dann schnellte sie bis September auf 3,4 Prozent nach oben. Wegen Lieferengpässen und explodierender Energiepreise ist die Teuerungsrate im Euroraum im Oktober mit 4,1 Prozent so hoch ausgefallen wie seit über 13 Jahren nicht mehr. Für den Chefvolkswirt der EZB, Philip Lane, kein Grund zur Sorge: Er erwarte im Laufe des kommenden Jahres einen Rückgang.