Die Inflationsrate ist in Österreich im August wieder auf 7,4 Prozent gestiegen, nachdem sie im Juli auf 7,0 Prozent zurückgegangen war. Der Grund dafür ist an den heimischen Zapfsäulen zu finden: die Treibstoffpreise dämpften die Teuerung deutlich weniger als zuletzt. Auch Haushaltsenergie und Gastronomie hielten die Inflationsrate mit zweistelligen Teuerungsraten hoch, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Etwas weniger Preisdruck gab es bei Nahrungsmitteln.
Diesel (-10 Prozent) und Superbenzin (-9 Prozent) vergünstigten sich im August im Jahresvergleich zwar immer noch kräftig, im Juli war der preisdämpfende Effekt aber deutlich höher, zeigen Daten der Statistik Austria von Dienstag. Im Juli kosteten Diesel und Benzin im Schnitt fast ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Preisdämpfend wirkten im August auch Heizöl (-20 Prozent) und Strom (-6 Prozent). Andere Energieträger wiederum waren preistreibend, wie etwa Gas (+79 Prozent) und Fernheizung (+68 Prozent).
Auch rund ums Wohnen mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im August tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr. Mieten verteuerten sich durchschnittlich um rund 9 Prozent, Betriebskosten für Mietwohnungen stiegen im Schnitt um fast 7 Prozent. Die Preise für Wohnung, Wasser und Energie erhöhten sich durchschnittlich um rund 10 Prozent und blieben damit der bedeutendste Treiber der Inflation im Jahresabstand, so die Statistik Austria. In Restaurants und Hotels wurden die Preise durchschnittlich um 12 Prozent angehoben.
Der Preisanstieg bei den Nahrungsmitteln lag zwar nach wie vor klar über der Gesamtteuerung, mit 9,8 Prozent sei die Teuerung bei Lebensmitteln erstmals seit mehr als einem Jahr wieder unter die 10-Prozent-Marke gesunken, räumte Statistikchef Thomas ein. Der Preisdruck nahm insbesondere bei Milch, Käse und Eiern (+7 Prozent) ab, aber auch Brot und Getreideerzeugnisse (+13 Prozent) sowie Gemüse (+11 Prozent) verzeichneten weniger starke Teuerungen als im Juli. Fleisch kostete im Schnitt um fast 8 Prozent mehr, Obst verteuerte sich um rund 6 Prozent. Öle und Fette verbilligten sich insgesamt um 1,5 Prozent.
Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im August 7,5 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eigentlich eine Inflation von 2 Prozent als Optimalwert für die Wirtschaft im Euroraum an. Im Euroraum hat die Teuerung im August aber leicht nachgelassen: die Inflationsrate fiel von 5,3 Prozent im Vormonat auf 5,2 Prozent.
Österreich belege innerhalb der Eurozone den unrühmlichen dritten Platz unter den Ländern mit den höchsten Teuerungsraten, so das arbeitnehmernahe Momentum Institut am Dienstag. Nur die Slowakei und Kroatien hätten höhere Inflationsraten. "Wir sind bei der Inflation weiterhin der traurige Spitzenreiter in ganz Westeuropa", sagte SPÖ-Chef Andreas Babler laut einer Aussendung.
Momentum, Arbeiterkammer (AK) und die Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ übten erneut Kritik an der Regierung wegen der hohen Teuerung. Die SPÖ forderte einmal mehr das Einfrieren der Mieten für zwei Jahre, danach müsste man Mieterhöhungen mit maximal 2 Prozent begrenzen, so Babler. Zudem will die SPÖ, dass die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gestrichen wird und eine Preiskommission die Preisentwicklungen streng überwacht. Die FPÖ fordert Senkungen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Energie und Treibstoffe sowie der Mineralölsteuer und das Abschaffen der CO2-Steuer.
AK-Präsidentin Renate Anderl will "eine echte Mietpreisbremse, ein Energie-Paket und ein Preisgesetz mit Biss". Da untere Einkommensgruppen von der Teuerung besonders betroffen sind, plädiert Anderl für eine Inflationsanpassung und Erhöhung bei Arbeitslosengeld und Notstandshilfe. Das Momentum Institut empfiehlt Preisbremsen. "In Anbetracht des bevorstehenden Winters sind Preisbremsen für Gas und Fernwärme notwendig", so Alexander Huber, Inflationsexperte am Momentum Institut.