Die Baubranche steht offensichtlich vor enormen Herausforderungen. In einer Zeit, die geprägt ist von großer Unsicherheit, wirtschaftlichen Turbulenzen, knappen Ressourcen und globalen Krisen, scheint eine Schreckstarre den Innovationsgeist vertrieben zu haben. Doch gerade jetzt, in dieser Zeit der Veränderung, ist die Notwendigkeit von Innovation, Pioniergeist und Produktentwicklung dringender denn je. Diese gewaltige Krise, die zum Teil keinen Stein auf dem anderen lässt, bietet auch die Chance für ein Um- und Neudenken.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir durch unsere Produktentwicklung und Innovationskraft in besseren Zeiten bereits einiges bewegen konnten: zum Beispiel die Schaffung eines belebten, autofreien, begrünten Viertels, durchzogen mit dem Element Wasser für ein einladendes Mikroklima, das auch energetisch mit regenerativen Ressourcen vor Ort versorgt ist. Oder die nachhaltige Sanierung denkmalgeschützter Gebäude, die auf innovative Weise revitalisiert wurden, um neuen, zukunftsweisenden Arbeitsmodellen Raum zu geben.
Jetzt mögen manche einwerfen, dass das vielleicht zu besseren Zeiten möglich war, aber es jetzt wichtig wäre, innezuhalten und abzuwarten.
Doch gerade in Krisenzeiten ist ein rasches und manchmal sogar radikales Umdenken erforderlich. Diese Bereitschaft würde nicht nur in der eigenen Branche, sondern auf allen Ebenen von Politik bis Gesellschaft einen soliden Grundstein für eine nachhaltige Erholung und Widerstandsfähigkeit sowie zukunftsfähige Lebens- und Arbeitsmodelle ermöglichen. Dies beinhaltet nicht nur die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für nachhaltigere Bauvorhaben, sondern auch die Bereitschaft zur Anpassung von Gesetzen und Vorschriften.
Insgesamt fordert die Krisenbewältigung in der Baubranche eine komplette Neuorientierung – und das auf allen Ebenen der Gesellschaft, von der Politik über die Stadtplanung, Gemeinden, Magistrate und Behörden, Bauträger, Planer und Baufirmen bis hin zu den Nutzern. Wir allen sollten dabei aktive Akteure sein, die gemeinsam eine Zukunft gestalten, die nicht nur technologisch fortschrittlich ist, sondern auch unseren Bedürfnissen und Werten entspricht. Wir sind die Generation, die einen „neuen Optimismus“ vorbildhaft mittragen sollte, damit unsere Welt wieder in Balance kommt – und nicht die Endzeitstimmung überwiegt. Zu dieser Balance und der Selbstverständlichkeit der gelebten Werte gehört im Übrigen nicht zuletzt ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.
Zur Autorin:
Heide Schicht ist Head of remarkable Development bei Value One Development International und Vorstandsmitglied des Salon Real.