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Insider - US-Investor für Signa derzeit letzte Hoffnung

US-Hedgefonds Elliott als einziger potenzieller Investor übrig - Signa müsste laut Experten hohe Zinsen akzeptieren - Teilverkauf des "Goldenen Quartier" in Wien
Patrick Baldia
Signa
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© APA/HELMUT FOHRINGER | Laut Medienberichten soll am Dienstag ein Insolvenzantrag für die milliardenschwere Signa-Gruppe erfolgen

Bei der angeschlagenen Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko könnten Insidern zufolge weitere Insolvenzanträge für Konzerngesellschaften in Deutschland folgen. Solche Insolvenzanträge seien in Vorbereitung, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Signa Real Estate Management Germany hat bereits beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Gericht Montagmittag mitteilte.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Unternehmens wurde der Rechtsanwalt Torsten Martini bestellt. Von Signa war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" und dem Magazin "News" zufolge verhandelt Signa nun nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott über einen Finanzspritze. Finde sich nicht kurzfristig ein Kreditgeber, könnte die gesamte Gruppe fallen, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Dies sei Benkos "letzte Chance", hieß es dem Bericht zufolge aus seinem Umfeld. Bei anderen Investoren wie Mubadala Investment, der staatlichen Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi, oder dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF und dem Vermögensverwalter Attestor Capital sei Signa abgeblitzt. Ein Elliott-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern.

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, müsste ein Investor kurzfristig 500 bis 600 Mio. Euro zuschießen, wobei das Geld nur zum Teil besichert wäre. Dementsprechend hoch wären die Zinsen: Gemeinsam mit zusätzlichen Gebühren könnten demnach Kreditkosten von über 20 Prozent pro Jahr entstehen.

Daneben bemüht sich Signa, einzelne Immobilien oder Anteile zu verkaufen. So hat Signa Prime Assets GmbH knapp ein Viertel am Luxus-Einkaufstempel "Goldenes Quartier" an die deutsche RAG-Stiftung verkauft, berichtete das Nachrichtenmagazin "Profil" am Montag. Dazu wechselten 24,69 Prozent der Anteile an der Tuchlauben Immobilien GmbH den Besitzer. Die Stiftung, die den Ausstieg aus dem deutschen Steinkohlebergbau finanziert, hält 5 Prozent der Aktien an der Signa Prime.

Nur bei einem Erfolg der Gespräche um eine weitere Finanzierung könnte eine umfassende Sanierung der Gruppe angegangen werden, sagten mehrere Insider. Für diese soll eigentlich der deutsche Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz sorgen, der bereits Galeria aus der Insolvenz geführt hatte und bei Signa auf eine Brückenfinanzierung poche. Signa hatte am 8. November erklärt, Benko ziehe sich aus der Führung zurück und Geiwitz übernehme den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Einem Insider zufolge ist dies aber noch nicht geschehen. Geiwitz habe formell noch nicht den Posten inne und nehme damit nach wie vor nur die Rolle eines Beraters bei Signa ein. Ein Geiwitz-Sprecher wollte dies nicht kommentieren. Die "Lebensmittel Zeitung" hatte bereits über den Vorgang berichtet. Von Signa war auch dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Unter anderem haben der Signa auch österreichische Banken Kredite gewährt. Das Gesamt-Exposure der heimischen Finanzinstitute habe sich auf rund 2,2 Mrd. Euro belaufen, hatte eine Person mit Kenntnis der Situation zu Reuters gesagt und sich dabei auf Daten von der Mitte des Jahres bezogen. Die größten Kreditgeber seien die Raiffeisen Bank International (RBI), die ihr Engagement bei Signa in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, und die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria. Auf diese beiden Geldhäuser entfielen den Daten zufolge beinahe zwei Drittel des Kreditvolumens, so der Insider. Nach Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden der Europäischen Zentralbank (EZB), die über die Aussichten der Signa Gruppe besorgt sind, hätten sich die Banken entschlossen, ihr Engagement bei der Immobilien-Gruppe zu reduzieren, sagte ein weiterer Insider.

Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hatte zudem am Montag ein Kreditrisiko von gut 600 Millionen Franken (622 Mio. Euro) bei einer Unternehmensgruppe eingeräumt. Einem Insider zufolge soll Julius Bär bei Signa exponiert sein und dürfte wohl einige dieser Kredite abschreiben. Ein Sprecher der Bank kommentierte dies nicht. Insider hatten gesagt, auch deutsche Landesbanken hätten bei Signa Kredite ausgereicht. An Signa beteiligt ist unter anderem die Familie rund um den Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner aus Österreich, an der Signa Prime ist unter anderem auch die Essener RAG-Stiftung mit rund fünf Prozent beteiligt.

In Benkos Imperium hatten sich bereits vor einigen Wochen erste Risse gezeigt. Die Signa Sports United hatte im Oktober Antrag auf Insolvenz stellen müssen. Signa hatte ihr zuvor eine Kapitalspritze verweigert. Benko hatte sich kurz darauf Signa zufolge aus der Führung zurückgezogen. Die Familie Benko Privatstiftung blieb allerdings weiterhin größter Gesellschafter bei Signa. Er sei "sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann", hatte Benko versichert. Weniger rosig sah indes die US-Ratingagentur Fitch die Zukunft - sie stufte kürzlich eine Signa-Tochter auf "hochriskant" herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei mehreren großen Bauprojekten in Deutschland wie jene an der Alten Akademie in München oder etwa dem Elbtower in Hamburg liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis. Wobei das "Handelsblatt" zu Wochenbeginn berichtete, dass der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne laut Insidern die Übernahme der Hochhausbaustelle mit einer geplanten Höhe von 245 Meter prüfe. Die Baukosten wurden mit rund 950 Mio. Euro angegeben.

Die Signa-Holding hatte in der Bilanz für das Vorjahr Schulden von 2 Mrd. Euro ausgewiesen. Heuer sollen davon 1,3 Mrd. Euro refinanziert werden müssen. Bis Monatsende sollen 500 Mio. Euro benötigt werden. (apa)