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Insolvenzanträge bei Signa Sports United angekündigt

Tochter Tennis Point stellte Antrag bereits, Insolvenzverwalter bestellt - Signa Holding rund um Rene Benko zog 150 Mio. Euro-Finanzierungszusage für Signa Sports United zurück
Michael Neubauer
BENKO, Rene
BENKO, Rene
© APA/GEORG HOCHMUTH

Die von der Signa International Sports Holding (SISH) des Investors Rene Benko beherrschte Signa Sports United (SSU) und mehrere Töchter stehen SSU zufolge vor Insolvenzanträgen. Die Tochter Tennis Point habe bereits einen solchen Antrag gestellt, teilte die deutsche SSU am Freitag mit. Andere Unternehmen, darunter auch die Muttergesellschaft Signa Sports United N.V., stünden davor, Insolvenzanträge zu stellen, hieß es weiter. Dies werde in den kommenden Tagen geschehen.

Zu SSU gehören unter anderem die Händler Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de, Bikester, Campz und Outfitter. Mit 80 Online-Shops erzielte man im Jahr 2022 einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro, aber auch hohe Millionenverluste.

Tennis Point hat am deutschen Amtsgericht in Bielefeld Antrag auf Insolvenz gestellt. Das Gericht bestellte den auf die Einzelhandelshandelsbranche spezialisierten Sanierungsexperten Christian Gerloff zum vorläufigen Insolvenzverwalter, wie dessen Sprecher bestätigte. Tennis Point verfügt neben dem Online-Geschäft auch über Filialen.

Die von Benko kontrollierte Signa Holding hatte erst am Montag die Reißleine beim Online-Sportartikelhändler SSU gezogen, der vor zwei Jahren an die New Yorker Börse gebracht wurde. Damals lag die Bewertung noch bei 3,2 Mrd. Dollar, heute bei 12 Mio. Dollar. Die Signa Holding habe die Zusage für eine Eigenkapitalspritze über 150 Mio. Euro zurückgezogen, hatte Signa Sports United zuletzt mitgeteilt.

Die Signa International Sports Holding (SISH) rund um Benko hielt zuletzt 48 Prozent an der börsennotierten Signa Sports United, sechs Prozent liegen beim britischen Finanzinvestor Bridgepoint, dem ehemaligen Wiggle-Eigentümer. . Über jeweils 1,2 Prozent verfügen die japanische SoftBank Capital Partners, die britische MIC Capital Management und der saudi-arabische Public Investment Fund. Der Rest der SSU-Aktien befindet sich im Streubesitz.

Eigentümer des Signa-Sports-Hauptaktionärs SISH ist Signa Retail, an der die Signa Retail Beteiligung GmbH laut "WirtschaftsCompass" (Firmenbuch) 92,2 Prozent hält. Auf die Signa Holding GmbH entfallen 3,2 Prozent der Anteile, auf die SiRe Beteiligung GmbH 2,7 Prozent und auf den deutschen Unternehmensberater Roland Berger (2 Prozent). Die Signa Retail Beteiligung GmbH steht laut "WirtschaftsCompass" direkt oder indirekt im Eigentum der Familie Benko Privatstiftung.

Signa Sports United NV ist als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hat aber dort keine physische Niederlassung. Der Firmensitz befindet sich in Berlin. Der Aktienkurs von Signa Sports ist seit dem Börsengang an der New Yorker Börse von 8 Dollar auf zuletzt 0,03 Dollar eingebrochen. Die Vorgänge rund um den Sporthändler rufen nun auch Anlegerschützer auf den Plan. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bittet Signa Sports-Kleinaktionäre, sich zu melden. "Unsere niederländischen Kollegen haben den Case im Visier", schrieb DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Dienstag auf der Plattform X (vormals Twitter).

Benkos Signa-Gruppe gehören auch zahlreiche Immobilien in Deutschland und Österreich sowie die deutsche Warenhauskette Galeria. Im Juni verkaufte die Signa-Gruppe das operative Kika/Leiner-Geschäft an den österreichischen Handelsmanager und Investor Wieser und die Einrichtungshäuser-Immobilien an die Grazer Supernova-Gruppe. Kurz nach dem Verkauf meldete die heimische Möbelkette Insolvenz an. Die Immobilien-Branche steht indes unter Druck. Gestiegene Zinsen und damit anziehende Refinanzierungskosten, explodierende Materialpreise und die hohe Inflation machen Immobilienunternehmen, -entwicklern und Investoren zu schaffen. Die Warenhauskette Galeria, die Benko aus Karstadt und Kaufhof geschmiedet hatte, war zuletzt trotz öffentlicher Hilfen erneut in die Schieflage geschlittert, das Insolvenzverfahren endete im Frühjahr. (apa)