Finanzierer pessimistisch: Immobilienmarkt bleibt angespannt Drei Viertel der befragten Kreditinstitute bewerten den deutschen Immobilienmarkt als negativ, nur ein Viertel stuft ihn als stabil ein. Eine positive Wende erwarten 50 % frühestens in drei, 85 % in fünf Jahren.
Auch bei Bestandsimmobilien rechnen 75 % der Institute mit einer Zunahme von Insolvenzen in den kommenden zwölf Monaten. Lediglich 8 % erwarten einen Rückgang.
Das zeigt eine EY-Parthenon-Umfrage unter 36 finanzierenden Instituten sowie 20 auf Restrukturierung spezialisierten Kanzleien. Letztere blicken sogar noch pessimistischer auf die Branche.
„Die Krise der Immobilienbranche dauert an. Die Bemühungen mancher Marktakteure, den Abschwung auszusitzen, laufen nun immer häufiger ins Leere.—Jean-Pierre Rudel, Partner bei EY Real Estate.
„Mit dem Zinsschock 2022 haben viele den Kopf eingezogen [...] Die Probleme wurden nur vertagt – mit steigender Risikovorsorge für die Finanzierer,“—Korbinian Gennies von EY-Parthenon.
Büroimmobilien besonders unter Druck
70 % der Institute erwarten weitere Preisrückgänge bei Büroimmobilien – kein einziger Befragter sieht positive Impulse. Die Hälfte ging im Vorjahr noch von stabilen Preisen aus.
„Auslaufende Finanzierungen, geringe Nachfrage und fehlende Nutzungskonzepte – vor allem außerhalb der A-Lagen – machen Eigentümern und Kreditgebern zu schaffen“, sagt Gennies.
Kritik auch bei Einzelhandelsimmobilien
Knapp ein Drittel erwartet eine Verschärfung der Lage im Einzelhandel. Zwei Drittel gehen von fallenden Preisen aus, während ein halbes Jahr zuvor noch 70 % eine stabile oder sogar positive Entwicklung sahen. Alle Kanzleien teilen diese skeptische Einschätzung.
Risiken bei Refinanzierungen & Marktsegmenten
Büro- und Einzelhandelsobjekte gelten weiterhin als besonders risikobehaftet. Wohnimmobilien – insbesondere bei Privatkunden – schätzen 90 % hingegen als wenig riskant ein. Bei institutionellen Kunden sehen 35 % höhere Risiken. Wohn-, Hotel- und Logistikimmobilien gelten als stabiler mit tendenziell steigenden Preisen.
„Amend & Extend“ dominiert Lösungsstrategien
90 % der Institute setzen bei Problemfällen auf Vertragsverlängerungen bei geänderten Bedingungen. Verkauf, Insolvenz oder StaRUG-Verfahren spielen eine deutlich kleinere Rolle.
„Kreditinstitute hoffen auf bessere Marktbedingungen – doch wenn diese ausbleiben, braucht es rechtzeitig Alternativen“, warnt Rudel.
Rezession & Nachfragerückgang rücken in den Fokus Zwar bleiben Finanzierungskosten eine Herausforderung, doch deren Bedeutung hat abgenommen (von 41 % auf 25 %). Stattdessen wächst die Sorge vor der konjunkturellen Lage (von 10 % auf 14 %) und dem Nachfragerückgang (von 7 % auf 10 %). ESG verliert an Relevanz.
Kreditvergabe bleibt restriktiv
90 % der Institute vergeben weiterhin zurückhaltend Kredite. Bei 42 % wurden die Anforderungen zuletzt noch einmal verschärft – insbesondere bei LTV (50 %), DSCR (60 %), Debt Yield (55 %) und Vorverkaufsquoten (75 %).