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An der Nachhaltigkeit führt kein kein Weg vorbei

Drees & Sommer Österreich Geschäftsführer Gerald Herndlhofer im ImmoFokus-Interview: "Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA."
Michael Neubauer
An der Nachhaltigkeit führt kein kein Weg vorbei
© ImmoFokus


Wie sehen Sie die Relevanz von Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der aktuellen Wirtschaftslage? Bleibt Nachhaltigkeit angesichts leerer Kassen auf der Strecke? 

Gerald Herndlhofer: Nachhaltigkeit ist und bleibt ein absolutes Muss, unabhängig von der Wirtschaftslage. Man kann den Klimawandel und CO₂-Emissionen nicht ignorieren. Unsere Branche zählt zu den größten Emittenten. Bei Drees & Sommer Österreich ist das Thema fest verankert. Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA und es wird jedes Projekt bei uns mit einer Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategie begonnen. Das verfolgen wir sehr konsequent. Ich denke nicht, dass das Thema Nachhaltigkeit auf der Strecke bleiben kann. Auch wenn wirtschaftlich herausfordernde Zeiten Prioritäten verschieben, wird es zunehmend klar, dass langfristig kein Weg an einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Energie vorbeiführt.

Sind wir in Österreich gut aufgestellt oder haben wir Aufholbedarf?

Ich denke, dass wir in Österreich in Sachen Nachhaltigkeit relativ gut aufgestellt sind. Gerade wenn wir auf Zertifizierungen schauen, ist Österreich in vielen Bereichen Vorreiter. Es gibt bei uns viele Unternehmen, die sich freiwillig Zertifizierungen unterziehen und damit klare Standards setzen. Für uns ist das Thema Nachhaltigkeit nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Trends – wir beschäftigen uns schon seit Jahrzehnten damit und sehen darin auch einen gewissen Wettbewerbsvorteil.

Welche Projekte stehen momentan bei Ihnen aktuell im Fokus?

Wir sind in zahlreichen Bereichen tätig, vor allem im öffentlichen Bereich. Das reicht von großen Krankenhausprojekten über Universitätsbauten bis hin zu nachhaltigen Logistikzentren. Unser Projekt Greenity-Gate, das nachhaltigste Logistikzentrum Österreichs in Guntramsdorf, ist ein gutes Beispiel. Über unsere Standorte in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn decken wir Projekte im ganzen Bundesgebiet ab. In Salzburg etwa betreuen wir die Sanierung des Festspielhauses, ein Projekt mit einem Bauvolumen von mehreren 100MillionenEuro, und in Innsbruck sind wir beim Bau des neuen Hauses der Physik mit dabei. In vielen Fällen sind wir oft als Generalplaner, Baumanager oder in der Projektsteuerung tätig und tragen die Verantwortung für den gesamten Bauprozess.

Sehen Sie bei neuen Projekten eine Zurückhaltung seitens der Bauherren, insbesondere im privaten Sektor?

Keine Frage. Das merken wir deutlich, vor allem im Bereich der Bauträger- und Projektentwicklerprojekte. Vor drei Jahren haben wir allerdings unsere Strategie angepasst und uns verstärkt auf Projekte im öffentlichen Sektor ausgerichtet. Diese Entscheidung kam nicht, weil wir Krisen wie Corona oder den Ukraine-Krieg vorausgesehen hätten. Es war eher eine strategische Entscheidung. Wir hatten erkannt, dass in Bereichen wie Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur viel zu tun ist. Diese Entscheidung hat sich nun als sehr vorteilhaft erwiesen, denn in diesen Bereichen besteht ein langfristiger Bedarf.

Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie bei Drees & Sommer aktuell?

Unser Ziel ist es, möglichst als Gesamtdienstleister zu fungieren und alle Projektphasen aus einer Hand anzubieten, von der Planung über das Projekt- und Baumanagement bis zur Betriebsstrategie. Neben unseren ExpertInnen hilft uns dabei auch unsere umfassende Benchmark-Datenbank, zum Beispiel im Bereich der Kosten. Mit diesen Daten können wir unsere Kunden frühzeitig bei der Projektbudgeterstellung unterstützen und somit einen wichtigen Teil zur Kostensicherheit beitragen. Ein weiteres großes Thema ist die soziale und technische Infrastruktur, vor allem in Österreich, wo wir ein großes Potenzial sehen. Neben Straßen und Schienen fallen darunter auch die Energieversorgung und Abwasserentsorgung, also Bereiche, in denen in den nächsten Jahren viel passieren muss.

Was bedeutet das für Sie in Bezug auf Innovation? Geht es in der österreichischen Baubranche schnell genug voran, oder fehlt manchmal der Mut?

Das hängt sehr von den handelnden Personen ab. Ist ein Bauherr aufgeschlossen und schätzt Innovationen, lässt sich vieles bewegen. Manche Bauherren sind eher konservativ und halten an Altbewährtem fest. Innovationen wie BIM (Building Information Modeling) sind da ein gutes Beispiel. Wir haben BIM bei Drees & Sommer schon vor über zehn Jahren etabliert und an den ersten Projekten damit gearbeitet. Das zeigt sich in unserer Herangehensweise: Es geht nicht nur darum, alles digital abzubilden, sondern auch darum, Daten sinnvoll zu nutzen.

Stichwort: Innovation und Fachkräfte. Wie wichtig ist Ihnen das Thema Fachkräfte? Spüren Sie den Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel ist in vielen Bereichen spürbar, und das betrifft nicht nur Österreich, sondern Europa insgesamt. Wir sind jedoch in der guten Situation, dass wir aktuell Personal einstellen, da wir sehr gut ausgelastet sind. In manchen Bereichen wie IT ist es schwieriger, gute Leute zu finden, während wir in anderen Bereichen eine gute Rücklaufquote haben. Wir haben flexible Arbeitsregelungen wie Home-Office und Vertrauensarbeitszeit, und auch unser moderner Bürostandort ist ein Plus. Hinzu kommen gezielte Angebote wie Coaching und Weiterbildungen, die auf das Wohlbefinden und die Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden abzielen.

Was ist Ihre langfristige Vision für Drees & Sommer?

Unsere Vision ist es, Innovation und Nachhaltigkeit im Bauwesen voranzutreiben. Wir sehen uns als verlässlichen Partner, der Komplettlösungen anbieten kann, und wir wollen unsere Rolle als Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit ausbauen. Dabei bleiben wir nicht bei einzelnen Projekten stehen, sondern schauen immer darauf, wie wir die Arbeitswelt und unsere Projekte effizienter, nachhaltiger und innovativer gestalten können. Wir müssen als Unternehmen mit der Zeit gehen, neue Wege einschlagen und uns den Gegebenheiten der modernen Arbeitswelt anpassen. Wenn sich die Welt um uns herum ändert, müssen wir uns ebenfalls ändern.

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Gerald Herndlhofer ist seit 2021 Mitglied der Geschäftsführung von Drees & Sommer Österreich, am 1. Juli 2024 hat er den Vorsitz übernommen. Herndlhofer verantwortet die Bereiche Generalplanung, Baumanagement und Projektmanagement. Er ist studierter Bauingenieur und zertifizierter Projektmanager mit mehr als 20 Jahren nationaler und internationaler Erfahrung in der Realisierung unterschiedlichster Projekte in der Immobilienbranche und im Energiesektor.

Drees & Sommer: Uniting opposites to create a world we want to live in. 

Nachhaltige, innovative und wirtschaftliche Lösungen für Immobilien, Industrie, Energie und Infrastruktur zu beraten, umzusetzen – oder den Kunden sogar beides aus einer Hand zu bieten – das zeichnet das partnergeführte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE aus. Im Jahr 1970 gegründet und seitdem als Nachhaltigkeitspionier und Digitalisierungstreiber der Real-Estate-Branche bekannt, beschäftigt das internationale Unternehmen mehr als 6.000 Mitarbeitende an 63 Standorten. Interdisziplinär zusammengesetzte Teams arbeiten in rund 6.500 Projekten weltweit daran, eine lebenswerte Zukunft zu schaffen und scheinbare Gegensätze zu vereinen: Tradition und Zukunft, Analoges und Digitales, Effizienz und Wohlbefinden. Als Unternehmer im Unternehmen steht dafür eine persönlich verantwortliche Partnerschaft ein.  

Drees & Sommer Österreich beschäftigt in Österreich an seinen fünf Standorten in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn 140 Mitarbeiter.