Der Flughafen Klagenfurt hat - neben niedrigen Passagierzahlen - auch mit einem massiven Investitionsrückstau und einem millionenschweren Fehlbetrag zu kämpfen. Nach der Rückübernahme durch die öffentliche Hand präsentierten die Verantwortlichen am Freitag das Ergebnis eines Kassasturzes: Demnach wird der Fehlbetrag in der operativen Finanzplanung mit 6,6 Mio. Euro beziffert, in den kommenden fünf Jahren werden rund 15 Mio. Euro für Investitionen benötigt.
"Es sieht nicht gerade rosig aus", lautete die wohl euphemistische Beschreibung des zuständigen Landeshauptmannstellvertreters Martin Gruber (ÖVP) vor Journalisten. Konkret: "Das Minus ist doppelt so hoch, wie von Ex-Eigentümer Lilihill angegeben." Der Eindruck eines jahrelangen Stillstandes am Flughafen habe sich nun bestätigt, so Gruber. Die Einnahmen aus dem Aviation-Bereich seien im Vergleich zur Zeit vor der Teilprivatisierung um zwei Drittel zurückgegangen: "Die Bilanz legt nahe, dass Personen am Werk waren, deren eigentliches Interesse am Flughafen ganz woanders lag." Das zeige, "wie wichtig und richtig das Ziehen der Call Option war".
In dieselbe Kerbe schlug auch Martin Payer, der Geschäftsführer der Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV): "Die ehemalige Geschäftsführung hat sich lieber mit Immobilienprojekten auseinandergesetzt und das Fluggeschäft außen vorgelassen." Neben den Einnahmenproblem sei der Flughafen keineswegs so effizient geführt worden, wie es geschildert wurde. So wurde etwa das Controlling ausgelagert oder Geld für ein Call Center ausgegeben "obwohl eigene Ressourcen vorhanden waren", so Payer. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) sprach von "riesengroßen Herausforderungen" für Land und Stadt.
Der neue Flughafengeschäftsführer, Maximilian Wildt, erklärte, nun gehe es darum, das Fluggeschäft wieder in Schwung zu bringen. "Die Aufgabe ist nun, mit Airlines zu sprechen. Es waren bereits gute Gespräche dabei, die zeigen, dass der Flughafen Klagenfurt Potenzial hat." Zu einer mögliche Grundstücksverwertung meinte er, es sei wichtig, dass die Erlöse aus der Verpachtung dem Flughafen zugute kommen würden. Auf die Frage, woraus sich der hohe Investitionsbedarf zusammensetzt, verwies er auf "Dinge, die man nicht auf den ersten Blick sieht": "Die X-Ray-Anlagen sind über 25 Jahre alt und müssen ausgetauscht werden. Rollwege müssen saniert werden und auch die Wasserleitungen im Gebäude sind veraltet." Land und Stadt hatten heuer bereits eine Kapitalerhöhung in Höhe von 3,7 Mio. Euro geleistet, an der sich Lilihill nicht beteiligt hatte.
"Diskussionsbedarf" in der Landesregierung ortet Gruber, was die Finanzierung der notwendigen Investitionen angeht. Er habe jedenfalls für das Budget 2024 Finanzbedarf angemeldet. Außerdem will er die rund zehn Mio. Euro für den Flughafen verwenden, die TUIfly an Beihilfen zurückzahlen muss. Dieses Geld hatte das Land Kärnten Anfang der 2000er-Jahre an "Marketingbeiträgen" an Billigfluglinien überwiesen. Der europäische Gerichtshof hatte Ende Juni festgestellt, dass diese Beihilfen zurückgezahlt werden müssen.
Die Rückübernahme des Flughafens durch die öffentliche Hand wird übrigens fix ein rechtliches Nachspiel haben. Wie Payer sagte, sei am (gestrigen) Donnerstag eine Klage von Lilihill eingelangt. Die Gesellschaft klagt "auf Feststellung, dass Lilihill weiterhin Miteigentümer ist", so Payer. Lilihill begründet das unter anderem damit, dass der Flugverkehr im Jahr 2022 noch durch die Corona-Pandemie eingeschränkt gewesen sei und deshalb das Minimalziel von 100.000 Passagieren verfehlt worden sei. Das war die Bedingung gewesen, nach der Land Kärnten und Stadt Klagenfurt die Call Option gezogen hatte. (apa)