News

Italien bangt um seine Autoindustrie

Das E-Auto sorgt beim italienischen Industrieminister für Angst. Das Aus für Verbrenner könnte 70.000 Jobs gefährden.
Lisa Grüner
e-auto
e-auto
© Apcoa/Ingolf Pompe

In Italien wachsen die Bedenken wegen des Beschlusses des EU-Parlaments, ab 2035 nur noch Privat-Pkws und leichte Nutzfahrzeuge ohne Diesel- oder Benzinantrieb neu zuzulassen. Während Brüssel in der Entscheidung des EU-Parlaments einen wichtigen Schritt in Richtung Planungssicherheit für den Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge sieht, befürchtet die italienische Regierung negative Auswirkungen für Italiens Autoindustrie und ihre Jobs.

"Die Zukunft der Autos darf nicht nur elektrisch sein, es sei denn, man will China ein Geschenk machen, das in dieser Hinsicht allen voraus ist", betonte Industrieminister Giancarlo Giorgetti. Er beklagte "eine ideologische Entscheidung" seitens des EU-Parlaments, die der italienischen Autoindustrie schweren Schaden zufügen wird. 70.000 Jobs seien in Italien gefährdet.

"Der ökologische Wandel muss auch die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf alle Lieferketten berücksichtigen, sonst bedeutet die grüne Zukunft den Tod unserer Industrie. Wir müssen den Stimmen der Unternehmer und Arbeitnehmer und ihren berechtigten Anliegen Gehör schenken und dürfen uns nicht taub stellen.", sagte Giorgetti laut Medienangaben.

Der europäische Ansatz wolle Tempo und Ideologien aufzwingen, die sich negativ auf bestimmte Industrieländer wie Italien, Deutschland und Frankreich auswirken würden. "Wir müssen über Instrumente nachdenken, die ein Gegengewicht zu diesem x-ten Schock bilden können, der unsere Industrie und Wirtschaft benachteiligt", so Giorgetti.

Auch der einflussreiche Unternehmerverband Confindustria äußerte sich kritisch zum Beschluss des EU-Parlaments. "Tausende von Arbeitsplätzen sind in Italien gefährdet, ein ganzer Industriesektor droht zu verschwinden", warnte Giovanni Baroni, Vizepräsident von Confindustria, im Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" (Sonntagsausgabe).

"Das Votum des Europäischen Parlaments berücksichtigt nicht die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieses Beschlusses. Zum ersten Mal in der Geschichte wird eine Technologie per Gesetz ausgewählt, ohne dass der Markt eine Rolle spielen kann. Wir teilen die Notwendigkeit, ökologische Ziele umzusetzen, aber wir müssen einen so wichtigen Übergang mit dem richtigen Timing und den richtigen Methoden bewältigen. Die zentrale Rolle unserer Automobilindustrie muss erhalten bleiben", forderte Baroni. (apa)