Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor zu frühen Zinssenkungen in Europa. "Die Zeit dafür ist noch nicht", hieß es in einem am Freitag veröffentlichten IWF-Blog zu den wirtschaftlichen Perspektiven Europas. Es brauche noch Geduld. Erfahrungsgemäß sei es besser, bei der Bekämpfung der noch immer hohen Inflation etwas zu weit zu gehen mit Zinserhöhungen als zu früh aufzuhören.
Immerhin habe sich die Inflation seit vergangenem Jahr etwas abgeschwächt und liege wieder deutlich unter den damals teilweise zweistelligen Werten. "So weit so gut." Eine lange Inflationsphase würde zulasten privater und öffentlicher Investitionen gehen und damit das Wirtschaftswachstum bremsen.
"Preisstabilität muss beim ersten Versuch wieder hergestellt werden", so der IWF. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt als optimalen Wert für die Eurozone eine Teuerung von zwei Prozent an. Europa wird den jüngsten Schätzungen des Währungsfonds zufolge irgendwann 2025 seine Inflationsziele wieder einhalten. Die Daten für die Eurozone sind zuletzt stetig besser geworden. Im September lag die Inflationsrate noch bei 4,3 Prozent. Der IWF geht im Gesamtjahr 2023 von 5,6 Prozent aus, 2024 dann 3,3 Prozent.
Positiv seien die robusten Arbeitsmärkte in Europa, betonte IWF-Experte Alfred Kammer. Grundsätzlich würden sich derzeit Länder besser schlagen, die stärker von Dienstleistungen und dem Tourismus abhingen - wie Kroatien, Griechenland, Spanien und Portugal. Sie sollten dieses Jahr jeweils um mehr als zwei Prozent wachsen. Staaten mit großen energieintensiven Industrien hätten es dagegen schwerer. Deutschland dürfte dieses Jahr als einzige große Volkswirtschaft auf der Welt schrumpfen. (apa)