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Jetzt wird’s aber höchste Zeit!

Die KMU erkennen die Wichtigkeit der Digitalisierung – doch der dringend benötigte Rückenwind von Seiten der Politik fehlt. Denn das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft steht in puncto Digitalisierung vor großen Umbrüchen.
Reinhard Krémer

Die KMU erkennen die Wichtigkeit der Digitalisierung – doch der dringend benötigte Rückenwind von Seiten der Politik fehlt. Denn das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft steht in puncto Digitalisierung vor großen Umbrüchen. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe hat die Bedeutung dieses Trends längst erfasst: 95 Prozent halten dieses Thema für wichtig. Fast alle Befragten einer Studie von Deloitte Österreich, bei der 136 Unternehmen befragt wurden, gehen davon aus, dass Automatisierung und Digitalisierung in zehn Jahren eine sehr große Rolle spielen werden. Bei der Umsetzung dieser Erkenntnis in die Praxis haperts aber vielfach noch. Die österreichischen Mittelstandsunternehmen haben verstanden, dass die Digitalisierung ihre Geschäftswelt nachhaltig verändern wird. Diese Erkenntnis muss aber noch ihren Niederschlag im unternehmerischen Alltag finden. Gerade im Rechnungswesen gibt es Verbesserungsbedarf - und das ist bei genauerem Hinsehen partout nicht die Schuld der Unternehmen.

Aber ganz der Reihe nach: Mehr als die Hälfte der Unternehmen druckt beispielsweise bereits digital erstellte Eingangs- und Ausgangsrechnungen immer noch aus. Doppelt gemoppelt also – und das ist auf den ersten Blick nicht nur unnötig, sondern kostet auch Geld. Die Vereinfachungen, die die Digitalisierung mit sich bringen kann, werden häufig noch zu wenig genutzt. Deshalb bewirken vereinzelte digitalisierte Arbeitsschritte heute noch oft echten Mehraufwand statt erwünschter Zeit- und Kostenersparnis, heißt es in der Studie. Und hier stößt man schon auf des Pudels Kern: Denn die Gesetzgebung hat auch bisher nur vereinzelt die entsprechenden verpflichtenden Rahmenbedingungen geschaffen, bei digitalen Dokumenten herrscht noch viel Rechtsunsicherheit. So müssen die Rechnungen noch immer sieben Jahre in Papierform aufgehoben werden – eine digitale Abspeicherung und Bereithaltung reicht nach Auskunft der Finanz nämlich noch immer nicht.

Investitionsentscheidungen in Zusammenhang mit Digitalisierung und Automatisierung müssen also heute unter mehrfacher Unsicherheit getroffen werden, ist der Tenor der Studie. Der Grund dafür ist mehr als einleuchtend: Wer will schon Geld ausgeben, wenn dann doch alles anders wird? Und hier ist auch die EU gefordert, ehebaldigst ein europaweit gültiges Regulativ zu schaffen. Denn wer an den Zirkus, der mit Bewirtungsbetrieben im Zuge der Raucher- und Nichtraucher- und dann doch überhaupt nicht Raucherzonen getrieben wurde, die am Ende unnötig Unmengen von Geld gekostet haben, denkt, wird die Zurückhaltung vieler Unternehmer verstehen.

Der effektiven Umsetzung der Digitalisierung muss eine Modernisierung der gesamten Prozesse vorangehen. Einzelne Modernisierungsschritte allein können zu gegenteiligen Effekten führen. Eine erhebliche Optimierung kann die E-Rechnung bringen, darin sehen auch 65% der Studienteilnehmer das größte Zukunftspotenzial: Über 60 Prozent der Unternehmen drucken elektronisch einlangende Eingangsrechnungen aus, bei kleinen Unternehmen liegt dieser Anteil sogar bei rund 85 Prozent.

(IT-)Know-how bei KMU oft noch nicht ausreichend vorhanden

Die große Auswahl an technischen Lösungen und Systemanbietern macht es schwierig, den Marktüberblick zu behalten und die richtige Wahl zu treffen. Zusätzlich ist das erforderliche (IT-)Know-how in den mittelständischen Unternehmen oft noch nicht ausreichend vorhanden. Die Unternehmen sehen sich mit einem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern konfrontiert. Es braucht dringend eine zeitgemäße Ausbildung für den Bereich Rechnungswesen. Ansonsten scheitert der Fortschritt bereits an der Basis – und das ist die nächste Forderung an die Politik.