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Karriere-Killer Homeoffice?

Seit Beginn der Pandemie hat das „Arbeiten von Zuhause“ in Österreich enorm an Bedeutung gewonnen. Mit 1. April 2021 trat nun das lang erwartetes Homeoffice-Gesetz in Kraft.
Michael Neubauer
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© REMG

2020 war eine Zäsur im Arbeitsleben, wie es die AVANTGARDE Experts Studie „Arbeiten in Zeiten von Corona“ belegt. Ein besonders wichtiges Thema: Home-Office. 

Ein Großteil der 1000 Teilnehmer der Befragung konnten Ende 2020 ein positives Fazit ziehen, jedenfalls was die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität im Home-Office angeht. Als Kehrseite der Medaille gaben die Befragten an, dass sie sich einsamer fühlen und unter der Heimarbeits-Isolation leiden.

Frühere Studien sahen beim Thema HomeOffice im fehlenden Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten das größte Problem. 2014 begleitete Nicholas Bloom von der Stanford University neun Monate lang die Mitarbeiter eines Call Centers. Die eine Hälfte dieser arbeitete von zu Hause aus, die andere im Büro. Fazit: Obwohl die Arbeiter im Home Office produktiver und seltener krank waren, wurden sie seltener befördert. Es scheint also wahrscheinlich, dass fehlender persönlicher Kontakt und weniger Präsenz im Büro der Karriere Steine in den Weg legen. Diese These wird auch von einer Untersuchung der University of California unterstützt. Hier stellten die Wissenschaftler fest, dass die Anwesenheit im Büro die Mitarbeiter engagierter, produktiver und härter arbeitend erscheinen lässt. Keine Frage: Dauerhaftes Home Office war zu Zeiten der Studie von 2014 unüblich, heute jedoch fast schon Normalität.

Viele Arbeitgeber, aber auch Kollegen, sind nach wie vor sogenannte „Präsenzfetische“. Präsenz am Arbeitsplatz ist für sie ein Zeichen harter, produktiver Arbeit. Der Präsenzfetisch ist zudem einer der Gründe, warum das Home Office lange verpönt wurde. Die Coronakrise hat diese Einstellung jedoch – vorerst - grundlegend geändert.

Doch ist HomeOffice wirklich so super. Es gibt genügend Nachteile: Fehlende digitale Infrastruktur (Internetverbindung), Fehlende Ausstattung im Home-Office (Arbeitsgeräte, ergonomischer Arbeitsplatz), zu wenig Platz (Schreibtisch, Arbeitszimmer), Doppelbelastung die sich zum Beispiel durch Kinderbetreuung ergibt. Die Quellen für Ablenkung im „Büro daheim“ sind vielfältig. Vielen Menschen fällt es schwer, sich zu konzentrieren und produktiv zu arbeiten, wenn zwischendurch das Telefon klingelt, die Kinder von der Schule kommen. Wer täglich oder mehrmals die Woche sein Büro in die eigenen vier Wände verlagert, der läuft Gefahr sozial zu vereinsamen. So gaben 41 Prozent Befragten der Corona-Studie an, dass sie sich im Home-Office einsam fühlen.

Noch kurz zum Thema Produktivität: HomeOffice macht Team-Building und die damit einhergehende erfolgreiche Zusammenarbeit an Projekten schwieriger. Insbesondere wenn innerhalb eines Teams nur einer oder wenige Angestellte zu Hause arbeiten, fehlt den anderen Mitarbeitern oft das Verständnis diese immer wieder auf den neuesten Stand bringen zu müssen. Der kollegiale Zusammenhalt schwindet. Firmenübergreifende Kommunikation wird zudem nicht gerade erleichtert. Die räumliche Distanz erschwert die Kommunikation. Kurze Absprachen oder Nachfragen sind nicht mehr mit dem Weg ins Nachbarbüro getan. Für jede Abstimmung muss zum Telefon gegriffen oder eine E-Mail formuliert werden. Ein nicht zu unterschätzender Zeitaufwand.