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Kater statt Party

„Zu lange und intensiv wurde vom süßen Gift des billigen Geldes genascht, um nun klaren Blickes den Realitäten ins Auge zu schauen und entsprechend zu handeln“, Klaus Franken, CEO der Catella Project Management
Michael Neubauer
MIPIM-2023
MIPIM-2023
© S. d'HALLOY / IMAGE&CO

„Wer besonders viel von der Droge konsumiert hat, also mit kaum Eigenkapital das große Rad drehen wollte, hat nun natürlich die größten Schmerzen. Das Wehklagen ist entsprechend laut. Abhängige hoffen immer noch auf Besserung. Beim Entzug tritt Besserung aber erst ein, wenn das eigene Bewusstsein bereit dafür ist. Viele Klagen „über den Markt“ lassen vermuten, dass die eigene kritische Überprüfung noch nicht hinreichend erfolgt ist,“ kommentiert etwa Klaus Franken, CEO der Catella Project Management, die aktuelle Lage.

Und was sagen die Österreicher?

„Die Stimmung war sicherlich schon besser“, konstatiert Michael Ehlmaier, CEO der EHL Immobilien Gruppe. „Jeder Boom geht einmal zu Ende und seit letztem Sommer hat sich diese Erkenntnis vielleicht etwas rascher und härter manifestiert, als die meisten Experten annahmen. Obwohl die aktuelle Situation sicherlich sehr herausfordernd ist, bringt jeder Wandel auch Chancen, die es zu nutzen gilt.“

Parallel zum zyklischen Rückgang der Nachfrage auf den Kapitalmärkten ist die Branche auch mit der stärkeren Hinwendung der Immobilienwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit konfrontiert, so Ehlmaier: Die Inflation und der dadurch ausgelöste Zinsanstieg wird uns im Vergleich zur Umstellung der Immobilienbranche auf die Anforderungen der EU-Taxonomie nur kurzfristig beschäftigen. Dieser Trend ist auf der MIPIM auf nahezu allen Ständen greifbar und wird das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleiben.“

„Das Umfeld ist zwar nach wie vor schwierig, aber mittlerweile werden die geänderten Rahmenbedingungen in die Business-Pläne eingearbeitet und es beginnt sich ein neues Preisniveau abzuzeichnen. Derzeit ist allerdings die sowohl für Käufer- als auch für die Verkäuferseite akzeptable Schnittmenge noch nicht gefunden“, erklärt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting. „Zudem entwickeln sich wichtige Nutzermärkte wie Wohnen, Büro und Logistik trotz konjunktureller Risiken erfreulich positiv. Das sorgt auch wieder für einen gewissen Optimismus.“

„ESG-Konformität wird einerseits für Entwickler im Neubaubereich zu einem absoluten ‚Must-Kriterium‘, andererseits für Bestandhalter zu einer Mammut-Aufgabe werden, um die von der Kommission vorgegebene CO2 Neutralität bis 2050 zu schaffen. So mancher Entwickler/Asset Manager entdeckt daher vor diesem Hintergrund das Geschäftsmodell ‚Manage to ESG‘ für sich“, so Pöltl.

Doch wann wird das Geschäft wieder anspringen?

Immer wieder hört man, dass das Preisband, das Preisniveau noch nicht gefunden. Dass es so Korrekturen kommen wird, steht fest. Wie hoch diese sein wird, kann und will niemand abschätzen. Bitte warten. Alle warten auf diesen ersten Deal, der zeigt wohin die Richtung geht. Noch wird gezögert. Keiner will der Dumme sein, zu teuer ge- oder zu günstig verkauft zu haben.

Ganz so tot sei der Markt nicht, hört man hinter vorgehaltener Han. Da und dort finden diskrete Off-Market-Deals statt. Denn Kapital ist bei einigen Marktteilnehmern ausreichend vorhanden.

„Die aktuelle Zinssituation und der Ausblick weiter steigender Zinsen verspricht wohl noch keine Trendwende“, betont Rechtsanwalt Christoph Urbanek, Schindler Rechtsanwälte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt heute Donnerstag um 14.15 Uhr ihre neuesten geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Eine weitere Zinserhöhung um 0,5 Punkte gilt als sehr wahrscheinlich. Seit Juli 2022 haben die Euro-Währungshüter im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen fünf Mal in Folge angehoben, der Leitzins im Euroraum liegt inzwischen bei 3,0 Prozent. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hoher Inflation entgegenwirken kann.

Nicht nur für Urbanek für die kommenden Monate das beherrschende Thema fest: „Finanzierung. Finanzierung. Finanzierung.“